Esther Girsberger: «Ich fühle mich heute trotz Fake News viel besser informiert als früher!»

Publiziert am 16. Januar 2019 von Matthias Zehnder

Das Fragebogeninterview mit Esther Girsberger, einst die erste Chefredaktorin des «Tages-Anzeigers», heute freie Publizistin und Moderatorin, über ihren persönlichen Mediengebrauch, den Umgang mit Handy, Facebook und die Zukunft des Journalismus im Allgemeinen und der Zeitungen im Besonderen.

Welches Medium darf bei Dir zum Frühstück nie fehlen?

Keines. Beim Frühstück rede ich mit meinen Söhnen. Vor dem Frühstück aber Durchsicht von «NZZ», «Tages-Anzeiger», «Aargauer Zeitung» und «Republik».

Im Zweifel lieber Text ohne Bild oder Bild ohne Text?

Kein Zweifel: ersteres.

Wie hältst Du es mit Facebook, Twitter und Instagram?

Ich halte es. Unregelmässig, mehr als Follower denn als Aktive. Instagram überlasse ich den Söhnen.

Kannst Du schlechte Bücher weglegen oder musst Du Bücher zu Ende lesen?

Ich lege sie ohne schlechtes Gewissen weg. Da ich ohnehin viel zu selten zum Lesen von Büchern komme (Ausnahme: Ferien).

Es passiert etwas ganz Schlimmes wie 9/11. Wie informierst Du Dich?

Über die Push-Nachrichten verschiedener Medien. Danach über alle möglichen Kanäle.

Fühlst Du Dich heute besser oder schlechter informiert als, sagen wir, vor zehn Jahren?

Trotz Fake News: viel besser! Ist aber auch mit einem gewissen Stress verbunden.

Und ist es einfacher oder schwieriger, sich so gut zu informieren?

Einfacher. Man findet immer seriöse weitergehende Information. Aber zeitraubender ist es.

Haben geschriebene Worte noch Zukunft?

Aber natürlich!

Was muss man unbedingt gelesen haben?

Martin Buber: «Vom Du zum Ich».

Papierbuch oder Kindle?

Zuhause: Papierbuch. In den Ferien: Kindle.

Wie lange gibt es noch gedruckte Tageszeitungen?

Die Lokalmedien noch lange.

Wie hältst Du es mit linearem (live) Radio und Fernsehen?

Ich höre viel und gerne Radio während des Kochens oder im Badezimmer. Fernsehen: praktisch nicht mehr. Ich informiere mich über gedruckte Medien und Fernsehen hat bei mir zugunsten von «Netflix» drastisch an Bedeutung verloren.

Hörst Du Podcasts? Hast Du einen Lieblingspodcast?

Viel zu selten.

Was vermisst Du?

Die Zeit, alle interessanten Medien zu konsumieren.

Bist Du eher erleichtert oder eher traurig darüber, dass Du den «Tagi» nicht in der heutigen Zeit führen darfst?

Sehr, sehr erleichtert!

Schreibst Du manchmal noch von Hand?

Ja, Briefe. Werde ich immer tun.

Ist Donald Trump gut oder schlecht für die Medien?

Wenn ich sehe, wie sich die Abo-Zahlen von «New York Times» oder «Washington Post» entwickeln: gut!

Hat sich die Politik in der Schweiz durch die Medien verändert?

Ja, leider nicht nur zum Guten.

Wem glaubst Du?

Dem Urteil erster Quellen, sprich: den Menschen!

Dein letztes Wort?

Wenn ich das wüsste…


Esther Girsberger

Promovierte Juristin, Einstieg in den Journalismus bei der «NZZ». Während einem Vierteljahrhundert für verschiedene Printmedien auch in Führungspositionen tätig. Seit 2014 Inhaberin und Geschäftsführerin von «speakers.ch – Vermittlung von Persönlichkeiten und Inhalten». Daneben Moderationen von politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Anlässen. www.speakers.ch , www.esther-girsberger.ch


Basel, 16. Januar 2019, Matthias Zehnder mz@matthiaszehnder.ch

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