Bruno Meier: «Roboter werden bis auf Weiteres nur Zudiener sein»

Publiziert am 9. September 2020 von Matthias Zehnder

Das Fragebogeninterview über Mediennutzung – heute mit Bruno Meier, Historiker und Verleger des Verlags Verlag Hier und Jetzt. Er vermisst in der Schweizer Presselandschaft die Konkurrenz in den Regionen und Kantonen und fragt sich, wie die Medien die Jungen «wieder anbinden können, wenn sie 30 überschritten haben.» Bei allen Veränderungen und Disruptionen, welche die Digitalisierung bringt, ist er überzeugt: «Der Journalismus wird weiterleben, ist mehr die Frage, wo und in welchem Kontext wir ihn konsumieren werden.»

Welches Medium darf bei Dir zum Frühstück nie fehlen?

Das Lokale geht voran: «Aargauer Zeitung» beziehungsweise «Badener Tagblatt».

Wie hältst Du es mit Facebook, Twitter und Instagram?

Passiv, Facebook fürs Geschäft.

Wie hat das Corona-Virus Deinen medialen Alltag verändert?

Wenig, allenfalls lese ich mehr digital.

Wenn Du an die Medien in der Schweiz denkst – war früher alles besser oder schlechter?

Es gab Konkurrenz in den Regionen und Kantonen, das ist heute fast ganz weggefallen.

Haben geschriebene Worte noch Zukunft?

100%

Was muss man unbedingt gelesen haben?

Ich kann das nur für die Aktualität beantworten: Jill Lepore: «Diese Wahrheiten». Dann versteht man, was heute in den USA vor sich geht.

Kannst Du schlechte Bücher weglegen oder musst Du Bücher zu Ende lesen?

In der Regel lese ich zu Ende, mit Ausnahmen.

Wo erfährst Du Dinge, von denen Du nicht gewusst hast, dass sie Dich interessieren?

Am ehesten über persönliche Empfehlungen.

Wie lange gibt es noch gedruckte Tageszeitungen?

In der nächsten Generation sicher noch, anschliessend… ?

Sind Fake News eine Gefahr – oder eine Chance für die Medien?

Eher eine Gefahr, weil sie sich über die sozialen Netzwerke potenzieren.

Wie hältst Du es mit linearem (live) Radio und Fernsehen?

Immer noch, aber immer weniger.

Hörst Du Podcasts? Hast Du einen Lieblingspodcast?

Nein.

Was bedeutet es für die Medien (und die Gesellschaft), dass laut fög 56 % der 16- bis 29-Jährigen zu den News-Deprivierten gehört?

Der Challenge ist, wie wir sie wieder anbinden können, wenn sie 30 überschritten haben.

Tamedia-VR-Präsident Pietro Supino geht davon aus, dass in zehn Jahren zwischen einem Viertel und einem Drittel der Artikel im «Tages-Anzeiger» von Robotern geschrieben werden. Lässt sich Journalismus automatisieren?

Da bin ich sehr skeptisch. Roboter werden bis auf Weiteres nur Zudiener sein, das sieht man aktuell sehr gut bei Übersetzungen.

Führt die Digitalisierung zum Tod der Medien oder im Gegenteil zur Befreiung des Journalismus?

Wohl von beidem etwas: Der Journalismus wird weiterleben, ist mehr die Frage, wo und in welchem Kontext wir ihn konsumieren werden.

Siehst Du für professionellen Journalismus noch eine Zukunft?

Auf jeden Fall.

Schreibst Du manchmal noch von Hand?

Selten.

Ist Donald Trump gut oder schlecht für die Medien?

Schlecht.

Wem glaubst Du?

Der Vernunft.

Dein letztes Wort?

Optimistisch bleiben.


Bruno Meier
Bruno Meier ist Historiker und Verleger aus Baden. Er leitete in den 1990er-Jahren das Historische Museum Baden und gründete 1998 zusammen mit zwei Partnern den Verlag Hier und Jetzt, den er bis heute in Co-Leitung führt. Daneben arbeitet er freiberuflich als Ausstellungsmacher und Autor, wo er Spezialist ist für die Schweizer Geschichte des Mittelalters und insbesondere der Habsburger.

https://www.hierundjetzt.ch/


Basel, 9. September 2020, Matthias Zehnder mz@matthiaszehnder.ch

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