Medientipp

«Tatort» zum Hören

Publiziert am 22. Januar 2019 von Matthias Zehnder

2019 wird Radio SRF das erste «Tatort»-Hörspiel produzieren: SRF steigt in die «Tatort»-Hörspielreihe der ARD ein. Die Reihe bietet jeden Monat einen «Tatort» auf die Ohren in Form eines klassischen Hörspiels. Die Fälle reichen vom Mord mit Schlangengift über Ermittlungen in der Pharmabranche bis zum Mord ohne Motiv. Das beste dran: Die Hörspiele gibt es kostenlos als Podcast zum Herunterladen. Sie sind ein gutes Beispiel dafür, wie sich ein uraltes Radioformat ins 21. Jahrhundert transformieren lässt. Die «Tatort»-Podcasts sind deshalb mein Medientipp der Woche.

Bis jetzt drehen sich die «Tatort»-Krimihörspiele um Fälle, die von Polizisten in neun Landesteilen Deutschlands gelöst werden: Von der (fiktiven) Polizeiinspektion Bruck am Inn, vom Kommissariat Rotenburg an der Fulda, vom LKA Sachsen-Anhalt, LKA Hamburg, LKA Bremen, LKA Berlin, von der Mordkommission Saarlouis, vom LKA Stuttgart und von der Task Force Hamm. Wie der Fernseh-«Tatort» werden die einzelnen Folgen jeweils vom jeweiligen ARD-Landessender produziert, also etwa vom Bayrische Rundfunk, dem NDR, dem RBB, dem SWR oder dem WDR. Und neu ab Ende Jahr auch von SRF.

Die Hörspielreihe lässt sich wie jeder andere Podcast kostenlos abonnieren – und das lohnt sich. Jeden Monat lösen die Polizistinnen und Polizisten in einer knappen Stunde einen interessanten bis abstrusen Fall in bester Hörspielmanier. Das Ganze tönt nach einer Mischung von «Philip Malloney» und «Tatort». Reizvoll ist die Reihe auch deshalb, weil wie beim Fernsehtatort jeden Monat ein anderes ARD-Studio für die Produktion zuständig ist. Mal schwäbeln die Polizisten, mal reden sie breites Bayrisch, mal haben sie eine Berliner Schnauze. Auf Hörspielwebseiten im Internet beklagen sich Benutzer aus Norddeutschland sogar darüber, dass sie die Polizisten aus dem Süden nicht verstehen. «Authentizität hin oder her, man versteht bei den Bayern als Norddeutscher kaum ein Wort! Ist doch blöd sowas.» schreibt da ein Kommentator. Als Schweizer hat man umgekehrt mit den Plattdeutschen Wendungen der Nordlichter manchmal etwas Mühe. Insgesamt sind die Hör-Tatorte aber gut verständlich – und vor allem spannend zu hören.

Die «Tatort»-Hörspiele gibt es unter dem Titel «ARD Radio Tatort» in jedem besseren Podcatcher oder direkt im Web hier: https://beta.ardaudiothek.de/ard-radio-tatort/1998988

Basel, 22. Januar 2019, Matthias Zehnder mz@matthiaszehnder.ch

PS: Nicht vergessen – Wochenkommentar abonnieren. Kostet nichts, bringt jede Woche ein Mail mit dem Hinweis auf den neuen Kommentar und einen Buchtipp. Einfach hier klicken.