Medientipp

Medienmonitor Basel: Regionalmedien schwächeln

Publiziert am 14. November 2018 von Matthias Zehnder

Die Gratiszeitung «20 Minuten» ist in der ganzen Schweiz und auch in der Region Basel das einflussreichste Medium. Das ist das Resultat der ersten Untersuchung über den Einfluss der Medien auf die Meinungsbildung, die das Forschungsbüro Publicom im Auftrag des Bundesamts für Kommunikation (Bakom) durchgeführt hat. Auffallend dabei ist, wie schwach die regionalen Medien abschneiden. Telebasel und «bzBasel» tauchen erst gar nicht auf. Dabei zeichnet der Medienmonitor noch ein geschöntes Bild: Die Untersuchung blendet nämlich soziale Medien aus.

Wie gross ist der Einfluss einzelner Medien auf die Meinungsbildung in der Schweiz? Das ist die Grundfrage, die der Medienmonitor Schweiz künftig einmal im Jahr beantworten will. Für die erste Ausgabe hat das Forschungsbüro Publikom drei Erhebungen durchgeführt: Eine eigene Publikumsstudie zur Bedeutung von 170 Schweizer Medienmarken für die individuelle Meinungsbildung sowie Sekundäranalysen von Reichweitenstudien sowie der wirtschaftlichen Kraft der Medienkonzerne und ihrer Verflechtungen über die Beteiligung an Titeln. Das Ergebnis ist eine interessante Analyse des Schweizer Medienmarkts.

Schweizweit sind die drei einflussreichsten Medienmarken die Gratiszeitung «20 Minuten», das Fernsehen SRF 1 und Radio SRF 1. Das ist nicht wirklich überraschend, es lässt sich direkt aus den Nutzungszahlen der Medien ableiten. Schon eher überraschend bis bedenklich ist, dass unter den wichtigsten zehn Medienmarken der «Blick» die einzige Zeitung ist. In der Deutschschweiz taucht immerhin noch der «Tages-Anzeiger» unter den Top Ten auf.

Interessant sind die regionalen Auswertungen der Studie. Fokussieren wir also auf den Medienraum Basel. Er umfasst in der Studie die Kantone Basel-Stadt und Basel-Landschaft sowie die Bezirke Laufenburg (AG), Rheinfelden (AG), Dorneck (SO) und Thierstein (SO) und umfasst eine ständige Wohnbevölkerung (15-79 Jahre) von 475’000 Personen. Die Studie hat in diesem Gebiet 46 Medienmarken untersucht.

Die meinungsmächtigsten Medien im Raum Basel sind laut der Studie die Gratiszeitung «20 Minuten», Fernsehen SRF 1, Radio SRF 1, die «Basler Zeitung» und Radio SRF 3. Auf den Plätzen fünf bis zehn folgen SRF zwei, Radio Basilisk, ARD, «Blick» und ZDF. Die «bzBasel» figuriert nicht auf der Liste.

Im Vergleich mit anderen Stadtregionen der Schweiz weist Basel damit ein eher ländliches Bild auf: Nationale Medien dominieren, regionale Medien, insbesondere Zeitungen, sind schlecht vertreten. In Genf etwa schafft es die «Tribune de Genève» auf Platz drei, in der Region Zürich (in der Studie gehört die Stadt Zürich zur Region Zürich/See) schaffen es der «Tages-Anzeiger» auf Platz 2 und die «Neue Zürcher Zeitung» auf Platz 5 – ein anderes Bild.

Interessant ist, dass es in Basel neben der «Basler Zeitung» nur ein anderes, regionales Medium in die Topten geschafft hat: Radio Basilisk. Von der «bz» und von Telebasel fehlt jede Spur. Bei der «bz» könnte das damit zu tun haben, dass die Studie die «bzBasel» und die «bzBasellandschaftliche» wie zwei verschiedene Titel behandelt. Separat gezählt sind die Titel mit je rund 10’000 Auflage zu klein, um in die Topten vorzustossen. Zusammengezählt würden sie es eventuell schaffen. Bemerkenswert zudem: Bei den jüngsten (15-29Jährigen) schafft es Radio Energy auf Platz 2, in allen anderen Altersgruppen kommt dieses Radio nicht vor. Summa Summarum lässt sich aber festhalten: Die regionalen Medien spielen in der Region Basel insgesamt eine kleine Rolle.

Die Rolle dürfte sogar noch kleiner sein, als die Studie behauptet. Untersucht wurden nämlich nicht Medien, sondern Schweizer Medienmarken. Das bedeutet: Youtube, Facebook, Google und Whatsapp bleiben aussen vor. Das ist also etwa so, wie wenn ich um die Jahrhundertwende eine Markstudie über den Verkehr gemacht hätte, der Einfachheit halber aber nur Pferdekutschen gezählt und das Automobil aussen vor gelassen hätte.

Wenn wir den Media Use Index konsultieren, der jährlich das Mediennutzungs- und Informationsverhalten der Schweizer Bevölkerung untersucht, stellen wir fest, dass mittlerweile in allen Generationen Smartphone und Internet die am meisten genutzten Medien sind.

Mittlerweile sind die beiden wichtigsten Digitalmarken in allen Generationen WhatsApp und Google. Die Digital Natives (14 – 29Jährige) setzen zudem auf Youtube, bei den 30 – 69Jährigen schafft es SRF1 unter die fünf wichtigsten Marken. In allen Altersgruppen nutzen heute mehr als die Hälfte der Menschen Social Media aktiv. Verglichen mit diesen Zahlen nehmen sich die Nutzungszahlen der regionalen Medien noch bescheidener aus. Das sollte, insbesondere in Basel, zu denken geben.

Basel, 14. November 2018, Matthias Zehnder mz@matthiaszehnder.ch

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Quellen:
Medienmonitor Schweiz: https://www.medienmonitor-schweiz.ch
Auswertung zum Raum Basel: https://www.medienmonitor-schweiz.ch/bakom/document/192/factsheet-basel.pdf
Media Use Index 2018: http://www.media-use-index.ch/