World Wide Wetter

Publiziert am 30. Juni 2022 von Matthias Zehnder

Es ist, gerade im Sommer, die wichtigste Nebensache der Welt: das Wetter. Deshalb bleiben die Wetterprognosen weiterhin die beliebteste Sendung im Schweizer Fernsehen und auch viele Zeitungsleser beginnen die Lektüre ihres Leibblatts auf der Wetterseite. Die zentralen Fragen dabei lauten: Können wir am Wochenende grillieren? Fällt die Wanderung womöglich ins Wasser? Scheint die Sonne im Tessin? Antworten gibt es natürlich im Internet, wenn auch in sehr unterschiedlicher Qualität. Vor allem in der Analyse und den Zusatzinformationen unterscheiden sich die verschiedenen Wetterdienste. Ich gebe Ihnen deshalb diese Woche Einblick in meine persönlichen Wetter-Bookmarks. 

Die Fernsehsendung «Meteo» auf SRF 1 ist ein Quotenhit: Im Schnitt hat die Sendung 2021 mehr als die Hälfte der Fernsehzuschauer erreicht. Das sind pro Sendung zwischen 700’000 und 900’000 Zuschauer:innen. Letzten Montag zum Beispiel waren es 716’000 Zuschauer:innen – das waren zu diesem Zeitpunkt 58 Prozent der Deutschschweizer, die den Fernseher eingeschaltet hatten. Besser als Thomas Bucheli und sein Team schneidet nur noch die Hauptausgabe der «Tagesschau» ab. Auch 2022 interessiert das Wetter die Menschen. Dabei müssten sie für eine gute Wetterprognose den Fernseher schon lange nicht mehr einschalten. Das Internet bietet beste Informationen über das Geschehen am Himmel.

Meteo Schweiz

Meine bevorzugte Adresse für Wetterinformationen ist und bleibt Meteo Schweiz, also das Bundesamt für Meteorologie und Klimatologie. Das Angebot ist ganz nach meinem Geschmack: Wenig Klimbim und Firlefanz, aber eine hohe Informationstiefe. Die Website ist natürlich fast schon ein Nebenprodukt des Dienstes. Seit bald 140 Jahren erforscht der staatliche Dienst mit rund 360 Mitarbeitenden in Zürich, Genf, Payerne und Locarno das Wetter und das Klima in der Schweiz. Meteo Schweiz betreibt das nationale Boden- und Radarmessnetz und erfasst, verwaltet und analysieret Wetter- und Klimadaten. Unter anderem stellt die Bundesanstalt meteorologische Informationen für den Flugbetrieb und die Flugsicherheit auf schweizerischem Gebiet bereit, überwacht die Radioaktivität in der Atmosphäre und stellt meteorologische Grundlagen zur Verfügung, um die Ausbreitung von Luftschadstoffen zu berechnen.

Die Website von Meteo Schweiz bietet natürlich eine Wetterprognose in Text und Bild. Spannender als die Prognose ist aber die Möglichkeit, direkt auf Messdaten zuzugreifen. So kann man Daten für Temperatur, Wind und Niederschläge von der nächstgelegenen Messstation abrufen und hat Zugriff auf Satellitendaten. Schön finde ich auch, dass Meteo Schweiz nach wie vor eine klassische Wetterkarte anbietet, auf der Hoch- und Tiefdruckgebiete sowie Warm- und Kaltfronten eingezeichnet sind. Das ermöglicht es, sich nicht nur über das Wetter zu informieren, sondern das, was da abläuft, auch zu verstehen.
Die Wetterkarte finden Sie hier: https://www.meteoschweiz.admin.ch/home/wetter/prognosen/allgemeine-lage.html

Etwas versteckt, aber besonders informativ ist der Blog von Meteo Schweiz: Hier diskutieren die Meteorologen ihre eigenen Prognosen, wenn sie daneben lagen, erklären auffällige Wetterlagen, geben Einblicke in die Klimaentwicklung und zeigen immer wieder ihre Quellen. Es ist mit anderen Worten Bucheli für Intellektuelle…
Den Blog von Meteo Schweiz finden Sie hier: https://www.meteoschweiz.admin.ch/home/aktuell/meteoschweiz-blog.html

SRF Meteo

Die Hauptaufgabe der Bundesanstalt das Erheben von Daten und die Erforschung von Wetterphänomenen. Bei SRF Meteo ist das anders: Die Hauptaufgabe der SRF-Abteilung ist die Wetterprognose. Die Mitarbeiter:innen der Abteilung moderieren nicht einfach vorgegebene Prognosen, sie erstellen sie auch: Bis auf Sandra Boner sind alles Fachleute. Christoph Siegrist etwa ist Athmosphärenphysiker, Daniela Schmuki ist Umweltnaturwissenschaftlerin ETH mit Vertiefung Atmosphäre und Physik, Sina Lenggenhager hat ein Doktorat in Klimawissenschaften abgeschlossen. Die Damen und Herren wissen also, wovon sie reden. 

Sie verantworten auch die Inhalte des Onlineauftritts von SRF Meteo. Neben den grafisch wie im Fernsehen aufbereiteten Prognosen sind das vor allem die «Meteo-Stories»: Spannendes und Hintergründiges rund um das Wetter und das Klima in der Schweiz. So gibt es immer Ende Monat einen Monatsrückblick mit «Tops & Flops», das sind Extremwerte, die auf einer Karte eingetragen sind. Wenn Sie Mühe haben mit Small Talk, besuchen Sie also vor der nächsten Einladung zum Apéro die Seite von Meteo Schweiz und lesen Sie einige «Meteo-Stories». Schon haben Sie reichlich Small-Talk-Material.

Die Hauptseite von SRF Meteo finden Sie hier: https://www.srf.ch/meteo
Die «Meteo-Stories» finden Sie hier: https://www.srf.ch/meteo/meteo-stories 

Meteo Blue

So unterschiedlich Meteo Schweiz und SRF Meteo sind – beide setzen auf Manpower: Die Prognosen werden von Menschen erarbeitet. Ganz anders arbeitet Meteoblue. Es handelt sich dabei um ein computerbasiertes Wettervorhersagesystem, das an der Universität Basel entwickelt worden ist. Meteoblue ist mittlerweile ein eigenständiges Unternehmen. Die Firma ist in der Lage, ortsgenaue Vorhersagen für mehr als fünf Millionen Orte auf der ganzen Welt zu kreieren und erzeugt mit Modellalgorithmen an die lokalen Ortsbedingungen angepasste Wetterangaben für Oberfläche und Atmosphäre. Die Webseite von Meteoblue bietet detaillierte Karten und Diagramme dieser Wettermodelle und zusätzlich ortsbezogene Darstellungen. Spannend ist das, weil Meteoblue einen ganz anderen Grafikstil pflegt als etwa SRF Meteo: Während der Fernsehzuschauer mit sehr schlichten Grafiken bedient wird, bietet Meteoblue fast schon futuristisch anmutende Wettervisualisierungen an.
https://www.meteoblue.com/de/wetter/woche/basel_schweiz_2661604

Besonders spannend auf Meteoblue sind die Informationen über das Städteklima. Es ist das Resultat eines neuen Systems von Meteoblue zur Überwachung des Stadtklimas. Das System wurde in der Schweiz seit 2019 getestet, wurde im Jahr 2020 in Zusammenarbeit mit Universitäten und weiteren Partnerstädten weiterentwickelt und ist jetzt kommerziell erhältlich. In der Schweiz haben Basel und Zürich das städtische Klimaüberwachungssystem von Meteoblue implementiert. Auf den entsprechenden Informationsseiten von Meteoblue lassen sich zum Beispiel Echtzeitdaten über Dutzende von Messpunkten in Basel und Zürich abrufen. Dazu gibt es ausführliche Informationen über das Klima in der Stadt, eine Stadt-spezifische Wetterprognose und Zugriff auf historische Wetterdaten.
https://www.meteoblue.com/de/products/cityclimate/basel

Basel, 30. Juni 2022, mz@matthiaszehnder.ch

Matthias Zehnders «Leben digital» hilft Powerusern, Selbstständigen und KMUs, mit konkreten Tipps und Tricks das digitale Leben besser zu bewältigen, damit sie mehr Zeit und Energie für jene Dinge (und Menschen) aufwenden können, die ihnen lieb und wichtig sind.

Bild: © stock.adobe.com

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