Wissen direkt von der Quelle

Publiziert am 10. Juni 2022 von Matthias Zehnder

Die meisten Schweizer Zeitungen haben den Wissenschaftsjournalismus stark zurückgefahren. Das «Jahrbuch Qualität der Medien» kritisiert Umfang und Qualität der Wissensberichterstattung und die eher monotone Auswahl der Experten in den Schweizer Medien. Die Universitäten helfen sich diesbezüglich längst selbst: Sie produzieren über die Medienmitteilungen hinaus mittlerweile alle spannende Wissensmagazine, die einen guten Einblick in die Arbeit der Wissenschaftler:innen geben. Natürlich bieten die Magazine keine kritische Distanz zu den Herausgebern, aber sie vermitteln das, was an den Hochschulen erforscht und entwickelt wird, gut verständlich und erstaunlich gut gestaltet. Und das Beste daran: Die Magazine sind kostenlos verfügbar. Ich zeige Ihnen deshalb, wo Sie die Magazine der Schweizer Hochschulen finden.

Alle Hochschulen haben Kommunikationsabteilungen, die über die Arbeit an der Universität informieren, zum Beispiel in Form von Medienmitteilungen. Diese Information der Öffentlichkeit gehört zum Kernauftrag jeder Hochschule: Sie schuldet der Gesellschaft, die sie finanziert, Rechenschaft darüber, was an der Universität passiert. Über die blossen Aktualitäten hinaus bieten alle Schweizer Hochschulen gut gemachte Magazine, so etwas wie Wissenschafts-Illustrierte. Die Magazine bieten, meist anhand eines Schwerpunktthemas, Zugriff auf Berichte und Reportagen über die Arbeit der Forschenden. Es ist eine oft vergessene Quelle von Informationen über die Wissenschaft in der Schweiz. Bloss sind die Magazine auf den Websites der Universitäten manchmal nicht ganz einfach zu finden. Ich habe Ihnen deshalb unten die Links auf die Archiv-Seiten der Magazine der Deutschschweizer Universitäten zusammengetragen. Das sind jene Seiten, auf denen alle Ausgaben der letzten Jahre abrufbar sind.

«Uni Nova» – das Wissenschaftsmagazin der Universität Basel

«Uni Nova», das Wissenschaftsmagazin der Universität Basel, erscheint halbjährlich, jeweils Anfang Mai und Anfang November. Gegen eine (bescheidene) Abogebühr kann man das Magazin gedruckt abonnieren, im Internet ist es als Webmagazin verfügbar, man kann es als PDF-Datei herunterladen oder direkt im Web unter www.unibas.ch/uninova lesen. Das Schwerpunktthema der aktuellen Ausgabe ist «Angst»: Thematisiert wird der Blickwinkel einer Psychiaterin und eines Neurowissenschaftlers auf das Phänomen Angst, die Furcht von Kindern, das «Schreckgespenst Zukunft», also die Angst vor der Ungewissheit, Phobien wie Höhenangst oder die Panik vor Krabbel- und Kriechtieren oder die Angst vor Überfremdung und Islamisierung. Titelthemen der letzten Monate waren etwa «Erinnern und vergessen» über die Entstehung des Gedächtnisses, oder ein Heft darüber, wie wir entscheiden. Ergänzend dazu gibt es aktuelle Meldungen aus dem Forschungsbetrieb der Universität, Gespräche und Porträts.
https://www.unibas.ch/de/Aktuell/Uni-Nova/Magazinverzeichnis.html

«UZH Magazin» – das Wissenschaftsmagazin der Universität Zürich

Das Wissenschaftsmagazin der Universität Zürich erscheint viermal im Jahr. Online lassen sich alle Ausgaben seit 1999 als PDF abrufen oder online lesen. Die aktuelle Ausgabe dreht sich um den «sozialen Kitt». Zu den dargestellten Perspektiven gehört die Sicht des Politikwissenschaftlers Daniel Kübler über die Demokratie in der Pandemiekrise. «Wir brauchen echte Menschen und keine Avatare», sagt der Neuropsychologe Lutz Jäncke. Wenn sich die Menschen gegenseitig in die Augen schauen, können wir enthemmten Hass verhindern, der sich zum Teil in den sozialen Medien rasant verbreitet. Der Sozialpsychologe Johannes Ullrich rät deshalb dazu, sich mit Freunden zu einem Nachtessen zu treffen und über Gott und die Welt zu sprechen.

Die Universität Zürich hat das Magazin mit seiner neusten Ausgabe weiterentwickelt und aus der Wissenschaftszeitschrift eine Zeitschrift für Wissenschaft und universitäres Leben gemacht. «Künftig werden wir neben spannenden Artikeln über die Forschung in der neuen Rubrik «UZH Life» auch wichtige universitäre Themen beleuchten», schreibt die Redaktion. In der aktuellen Ausgabe geht es um die neue Universitätsbibliothek, die aus einer Fusion aller UZH-Bibliotheken entstanden ist.
https://www.magazin.uzh.ch/de/issues.html

«Globe» – das Magazin der ETH Zürich

Anders als die Magazine der Universitäten Zürich und Basel ist «Globe», das Magazin der ETH Zürich, ganz von Ingenieurwissenschaften geprägt. So lauten die Themen der letzten Ausgaben etwa «Quantenwelten», «Klimawandel» oder «Künstliche Intelligenz». «Globe» berichtet dabei über aktuelle Themen aus Forschung und Lehre und wie neue Erkenntnisse den Weg von der Wissenschaft in die Praxis finden. Darüber hinaus informiert «Globe» über neue Projekte der ETH Zürich, bringt Neuigkeiten aus der Welt der Alumni und zeigt in jeder Ausgabe interessante Köpfe, «die die Welt verändert haben oder vielleicht verändern werden», wie das Magazin schreibt. Wie die Magazine der anderen Universitäten auch erscheint «Globe» als Printmagazin und zwar in Deutsch und Englisch. Darüber hinaus ist es als Online-Version in beiden Sprachen abrufbar.

Die aktuelle Ausgabe des Magazins widmet sich dem Thema «(Un)bekannte Risiken: Wie wir mit Bedrohungen umgehen». Das Magazin berichtet darüber, wo unser Leben sicherer geworden ist, wo neue Gefahren lauern und welche Risiken wir unterschätzen. «Globe» zeigt dabei, wie ETH-Forschende Risiken bewerten und welche Lösungen sie entwickeln.

https://ethz.ch/de/news-und-veranstaltungen/globe.html

«UniPress» – das Magazin der Universität Bern

An den Hauptthemen ihrer Magazine lassen sich die Schwerpunkte der Universitäten ablesen. Gut sichtbar ist das bei «UniPress», dem Magazin der Universität Bern. Das aktuelle Heft handelt von Tierversuchen, unter den vergangenen Themen finden sich Schwerpunkte über die Planetenforschung, die an der Uni Bern eine grosse Rolle spielt, über die Klimaforschung und über Pfahlbauer. Das Heft ist phantasievoll gemacht, das verpackte Wissen gut erschlossen. Das aktuelle Thema Tierversuche etwa wird über 25 Fragen erschlossen, die als Inhaltsverzeichnis dienen und einen roten Faden durch die vielseitige Berichterstattung zum Thema bilden. Das Heft über Planetenforschung wird über Infografiken erschlossen, die auf einen Blick zeigt, welchen Beitrag die Universität Bern zur Erforschung von Exoplaneten leistet.

https://www.unibe.ch/aktuell/magazine/unipress/alle_ausgaben/index_ger.html

«Cogito» – das Magazin der Universität Luzern

Auch dem Magazin der Universität Luzern ist seine Alma Mater anzusehen: Die Universität in der Innerschweiz ist aus der Theologischen Fakultät heraus entstanden. Sie verfügt daneben heute auch über eine kultur- und sozialwissenschaftliche Fakultät, eine rechtswissenschaftliche und eine wirtschaftswissenschaftliche Fakultät sowie über ein Departement Gesundheitswissenschaften und Medizin. Theologie und Philosophie spielen bis heute aber eine wichtige Rolle. Das zeigt schon der Name des Magazins der Universität Luzern: «Cogito» ist lateinisch («ich denke») und der erste Teil von Descartes berühmtem Satz «Cogito, ergo sum»: Ich denke, also bin ich.

Das Magazin lässt sich als aktueller Artikelfeed und im PDF-Format herunterladen. Die aktuelle Ausgabe dreht sich um Nachhaltigkeit, vergangene Ausgaben haben sich etwa um «Frau», «Sport» oder «Himmel» gedreht. Wie bei den anderen Uni-Magazinen wird das Schwerpunktthema ergänzt um aktuelle Berichterstattung aus der Universitätsarbeit.
https://www.unilu.ch/magazin/service/pdf-und-archiv/ 

Basel, 10. Juni 2022, mz@matthiaszehnder.ch

Matthias Zehnders «Leben digital» hilft Powerusern, Selbstständigen und KMUs, mit konkreten Tipps und Tricks das digitale Leben besser zu bewältigen, damit sie mehr Zeit und Energie für jene Dinge (und Menschen) aufwenden können, die ihnen lieb und wichtig sind.

Bild: © stock.adobe.com

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