So lesen Sie heute Teletext

Publiziert am 11. Mai 2022 von Matthias Zehnder

Lange vor der Geburt des World Wide Web hatten Schweizer Fernsehzuschauer:innen die Möglichkeit, online Nachrichten, Sportresultate und Wetterprognosen abzurufen, das Fernsehprogramm nachzuschlagen und last Minute ein Hotel zu buchen. Möglich machte das Teletext, ein simples Textangebot für Fernseher, das mit dem Fernsehsignal übermittelt wurde. Seit 30 Jahren gibt es nun das World Wide Web, man könnte also meinen, Teletext sei längst Telex, Fax und Grammophon in die ewigen Technikgründe gefolgt. Doch weit gefehlt: Die Textangebote für den Fernseher erfreuen sich weiterhin grosser Beliebtheit und das nicht nur auf dem TV-Gerät, sondern auch im Internet. In der Schweiz gibt es dafür jetzt sogar eine neue App – damit man auch auf dem Handy die Nachrichten geniessen kann wie einst in den 80er Jahren.

Leser:innen, die jünger sind als, sagen wir: 40 Jahre, erinnern sich sicher nicht daran: Es gab eine Zeit, da war es praktisch unmöglich, herauszufinden, wie der FC Basel gerade gespielt hat (und schon gar nicht, was der Liverpool FC gerade macht). Man musste auf die Sportsendung im Radio oder im Fernsehen oder gar auf die Tageszeitung am nächsten Tag warten. 1981 wartete die SRG in der Schweiz mit einer kleinen Revolution auf: Sie lancierte Teletext. In grober Pixelgrafik liessen sich auf dem Fernseher solche Nachrichten in Textform abrufen – eine entsprechende Fernbedienung vorausgesetzt. 

Technisch wurden die Pixelgrafiken in der so genannten Austastlücke mit dem ganz normalen Fernsehsignal übermittelt. Das ist die Zeit, die ein Elektronenstrahl in einer Bildröhre braucht, um vom Ende des Bildes wieder an den Anfang zurückzukehren. Diese Zeit reichte aus, um dem Fernseher die Daten für den Teletext zu übermitteln. Schnell war das System nicht und es war umständlich in der Handhabung. Man konnte nichts anklicken, sondern musste im Inhaltsverzeichnis die Seitenzahl heraussuchen und die dann per Fernbedienung aufrufen. 

Erstaunlicherweise haben sich eine ganze Reihe von Teletext-Angeboten ins Internetzeitalter gerettet. Deshalb kann man heute Teletext in der Schweiz und Videotext in Deutschland auch über den Browser am Computer und auf dem Handy aufrufen. Für den Schweizer Teletext ist im App-Store sogar eine neue App für das iPhone abrufbar. Anklicken kann man aber auch da nichts: Man muss die Seiten per Tasteneingabe aufrufen. Eines ist dabei über alle Jahre und alle Sender gleich geblieben: Das Inhaltsverzeichnis findet sich immer auf der Seite 100.

Schweizer Teletext

Optisch kein Unterschied zum Erscheinungsbild auf dem Fernseher – es sei denn, Sie klicken oben rechts auf «Webtext».

In die Schweiz sind die Teletext-Angebote der SRG-Sender unter einer Adresse abrufbar. Auf Teletext.ch können Sie dann wählen, ob Sie das Angebot von SRF1, SRF 2 oder SRF Info oder die Angebote von RTS Un oder RTS Deux bzw. RSI LA 1 oder RSI LA2 aufrufen möchten. Anders als auf dem Fernsehgerät kann man am Computer die Seitenzahlen auch anklicken zum Aufrufen. Das Angebot entspricht aber inhaltlich präzise dem Angebot auf dem Fernsehbildschirm. Bloss in Sachen Aussehen bietet das Web neue Möglichkeiten: Man kann sich die Inhalte nämlich im klassischen Teletext-Look ansehen oder schön aufbereitet als Webseite. Und oh Wunder: Aus den Vor-Internet-Nachrichten wird plötzlich eine zeitgemässe News-Seite mit präzise getexteten Kurznachrichten.
https://www.teletext.ch/

Teletext der ARD

Die ARD hat rund um den Teletext eine eigentliche Informationsseite aufgebaut.

Das ist auch beim Textangebot der ARD so: Es sieht auf dem Computer aus wie auf dem Fernseher. Die ARD zeigt neben dem eigentlichen Angebot eine Art Zahlenterminal: Hier können Sie mit der Maus die gewünschte Seite eingeben. Warum die ARD das macht, erschliesst sich nicht ganz. Denn wie bei SRF lassen sich im Inhaltsverzeichnis die Seitenangaben anklicken und direkt über dem Terminal kann man die Seitenzahl auch über die Tastatur eingeben.
https://www.ard-text.de/

ZDFtext

Beim ZDF grüsst natürlich das Mainzelmännchen auch auf der Teletext-Seite.

Das Zweite Deutsche Fernsehen ZDF hat die Idee mit dem Zahlenterminal bei der ARD abgekupfert. Davon abgesehen sieht der Bildschirm hier wesentlich aufgeräumter auf. Nur wird der Teletext natürlich von einem Mainzelmännchen präsentiert. Speziell hervorgehoben sei hier, mit welcher Liebe die Teletexter das Fernsehprogramm präsentieren.
https://teletext.zdf.de/

Teletext des ORF

Knackiges Fernsehlayout und keine Kinkerlitzchen: Der ORF bleibt auch online der Teletext-Grafik treu.

Anders als ARD und ZDF zeigt der ORF die Teletextseite nicht eingebettet in eine Webseite mit vielen Bedienungselementen: Im Web ist, wie am Fernseher, ein schwarzer Bildschirm mit den farbigen Teletextinformationen zu sehen. Oben können Sie zwischen ORF1, 2, 3 und ORF Sport wählen, daneben öffnet ein Klick das Inhaltsverzeichnis. Darunter sieht es aus wie auf der heimischen Glotze.
https://teletext.orf.at/

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