Schreiben mit dem Handy

Publiziert am 10. Dezember 2021 von Matthias Zehnder

Für einen professionellen Schreiber (wie mich) kommt das Handy oft ganz handy: Mit dem Telefon lässt sich heute ganz gut schreiben. Nützlich ist das deshalb, weil man das Handy immer in der Tasche hat und deshalb jederzeit Ideen oder Textteile notieren oder bei einer Veranstaltung mitschreiben kann. Die unterwegs erstellten Texte (oder besser: Textbrocken) stehen sofort am Computer zur Verfügung und können direkt weiterverarbeitet werden. Das ist ein echter Produktivitätsfortschritt. Es macht uns Schreiber noch nicht so schnell wie die Fotografen, aber wir können so wenigstens etwas aufschliessen. Voraussetzung sind aber, wenigstens für mich, ein paar Tricks, die ich Ihnen hier gerne verrate.

Das beginnt mit dem richtigen Mobiltelefon. Weil ich mein Handy oft zum Schreiben verwende, benutze ich einen dieser ganz grossen Klopper (seit kurzem ein iPhone 13 Pro Max). Eigentlich passt das Adjektiv «handy» (also: «handlich»)  nicht mehr für dieses Gerät: Es ist ein Kleincomputer, mit dem man auch telefonieren kann und es reisst mir regelmässig die Innentasche meiner Jacketts auf. Früher habe ich mich über die Gross-Telefone mokiert – mittlerweile bin ich froh um den grösseren Bildschirm, vor allem beim Schreiben. Ich bin nicht so schnell wie ein Jugendlicher beim Texten, aber ich muss mich für meine Texte ja auch an die Rechtschreibregeln halten. Immerhin: Es geht, vor allem auch dank einer anderen Tastatur.

Eine bessere Tastatur

Und so sieht die Typewise-Tastatur aus. Wenn man sich an das Layout und die Funktionen gewöhnt hat, ist man damit extrem produktiv.

Die normale Mobiltelefontastatur ist schon sehr klein und sie ist nicht wirklich schreibfreundlich. Grossbuchstaben und Umlaute zu tippen, ist umständlich (und die deutsche Sprache ist nur so gespickt mit beidem). Aber die Tastatur eines iPhones ist ja kein Hadware-Teil: es ist ein Stück Software. Und das lässt sich auswechseln. Ich arbeite deshalb mit Typewise, eine Schweizer Entwicklung. Im ersten Moment ist die Tastatur gewöhnungsbedürftig: Die Tasten bestehen nämlich nicht aus Rechtecken, sondern aus Sechsecken. Auf diese Weise haben die Finger mehr Platz. Wesentlicher aber ist die Steuerung: Grossschreibung erfolgt durch Swipen nach oben, für Umlaute und Sonderzeichen drückt man die Tasten ein kleines bisschen länger. Besonders effektiv: Zum Löschen streicht man irgendwo auf der Tastatur nach links. Das ist eine Funktion, die das Schreiben extrem produktiv macht – ich vermisse sie, wenn ich einmal mit der normalen iPhone- oder iPad-Tastatur schreiben muss. Die Tastatur hat keine Space-Bar, also unten keinen Balken für Leerzeichen. Dafür gibt es in der linken und in der rechten Hälfte der Tastatur eine Taste. Vor allem aber verfügt die Tastatur über künstliche Intelligenz und kann mit der Zeit das möglicherweise nächste Wort immer besser erraten. So tippt man nicht mehr viele Worte ganz aus, sondern wählt die Worte über der Tastatur nach ein, zwei Buchstaben an. Ich bin auf diese Weise spürbar schneller. Der Nachteil dabei: Steht die Tastatur einmal nicht zur Verfügung, etwa in einer Telebanking-App, kann ich fast nicht mehr Tippen. Auch für das iPad gibt es die Tastatur übrigens nicht. Dafür ist sie für iPhone und Android verfügbar. Die Tastatur selbst kostet nichts, die KI-Erweiterungen kosten $1.99 pro Monat, $9.49 pro Jahr oder $24.99 für das ganze Leben («lifetime»). Erhältlich ist die Tastatur in den AppStores von Apple und Google.

https://typewise.app/ 

Die richtigen Apps

Grundsätzlich kann man sich Ideen ja immer in eine Mail schreiben, die man sich selber zuschickt. Das funktioniert aber nur bei kurzen und rasch abgeschlossenen Texten. Wenn man an einem Text längere Zeit arbeitet und immer wieder etwas notieren möchte, fährt man besser mit einer App. Ich arbeite dafür mit iA Writer, lustigerweise wie Typewise eine Schweizer Entwicklung. iA Writer ist ein so genannter Markdown-Editor. Das bedeutet, dass man mit iA-Writer schnell und einfach HTML programmieren kann. Das Programm lässt sich aber auch als Schreibprogramm einsetzen. Ich schätze es, weil der Bildschirm beim Schreiben aussieht wie ein leeres Blatt Papier: iA Writer hat keinerlei störende Oberfläche. Ich kann mich ganz auf meinen Text konzentrieren. Dazu gehört auf dem iPhone auch eine Dateiverwaltung: Die Texte werden alle in einem eigenen Verzeichnis abgelegt und über iCloud automatisch synchronisiert. So steht jede Notiz ohne weiteres Zutun auf dem Handy, dem iPad und dem Mac zur Verfügung.

Diktieren statt Studieren

Und dann gibt es auf dem Handy natürlich noch die Möglichkeit, einen Text zu diktieren statt zu tippen. Dafür drückt man einfach unten rechts auf der Tastatur auf das Mikrofon-Symbol und beginnt, langsam aber deutlich zu sprechen. Das iPhone setzt das Gesprochene erstaunlich gut um in geschriebenen Text. Es braucht etwas Übung, einen Text zu diktieren, aber das Resultat ist erstaunlich gut. Man muss bloss von Beginn weg wissen, was man schreiben will, bei zu langen Pausen stellt der Diktiermodus wieder ab. Für Menschen wie mich, die den ganzen Tag nichts anderes machen als schreiben, ist es manchmal eine wunderbare Erleichterung, zusehen zu können, wie die Buchstaben am Bildschirm beim Sprechen wie von Zauberhand erscheinen. Die Diktierfunktion gibt es auch am Mac, unterwegs mit dem iPhone lässt sich aber natürlicher einsetzen. Kurze Notizen sind so selbst in einer Jogging-Pause im Handumdrehen erstellt. 

Basel, 10. Dezember 2021, mz@matthiaszehnder.ch

Matthias Zehnders «Leben digital» hilft Powerusern, Selbstständigen und KMUs, mit konkreten Tipps und Tricks das digitale Leben besser zu bewältigen, damit sie mehr Zeit und Energie für jene Dinge (und Menschen) aufwenden können, die ihnen lieb und wichtig sind.

Bild: © JLO-DESIGN – stock.adobe.com

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