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Wer im Internet nach qualitativ hochstehenden Inhalten sucht, wird immer häufiger nach seinem Geldbeutel gefragt. Man könnte sagen: Auch den scheinbar unendlichen Weiten des Internets sind immer häufiger mit Paywalls Grenzen gesetzt. Dabei schien das Internet doch ursprünglich die Utopie der freien Verfügbarkeit von Wissen zu realisieren. Doch ganz gestorben ist die Idee noch nicht: Es gibt sie immer noch, die Angebote, die qualitativ hochstehende Texte, Bücher und Inhalte kostenfrei allen Menschen verfügbar machen möchten. Ich gebe Ihnen diese Woche deshalb fünf Tipps, es sind fünf Webangebote mit wirklich spannenden Inhalten.
Das Internet, unendliche Weiten. Könnte man in Anlehnung an «Star Trek» sagen. Ursprünglich sollte das Internet die Vision von unendlich viel frei zugänglichem Wissen in Realität umsetzen. Die ersten Architekten des Internets Sachen im weltweiten Netz einen unendlich grossen Wissens- und Literaturspeicher, der für alle Menschen frei zugänglich sein sollte. Von dieser Vision ist nicht mehr viel übrig geblieben. Immer mehr Seiten verschwinden hinter Bezahlschranken und sind nicht mehr öffentlich zugänglich. Doch es gibt sie noch, Überreste des alten freien Wissensnetzes und neue Angebote, die dem freien Zugang zu Wissen und Literatur frönen.
Projekt Gutenberg
Am bekanntesten ist wohl das Projekt Gutenberg. Es handelt sich dabei um einen Server, auf dem vor allem Texte verfügbar sind, deren Urheberrecht abgelaufen ist. Es sind also Texte von Autorinnen und Autoren, die vor mehr als 70 Jahren gestorben sind. Das Projekt ist seit 1994 online, zwischenzeitlich ist es von «Spiegel Online» gehostet worden. Mittlerweile sind viele Tausend Bücher abrufbar, von Arthur Achleitner bis Stefan Zweig. Dabei geht es nicht nur um Belletristik. So ist etwa «Brehms Tierleben» abrufbar, die berühmte Tier-Enzyklopädie von Alfred Brehm. Oder die gesammelten Werke von Jacob Burckhardt, Wilhelm von Humboldt oder Sigmund Freud. Alle Bücher sind kostenlos abrufbar, dabei wird jeweils ein Kapitel auf einer Webseite dargestellt. Das ganze Konvolut lässt sich absuchen, man kann durch ein Werk- und ein Autorenregister blättern oder sich in zwölf Kategorien die jeweils 13 spannendsten Bücher anzeigen lassen.
https://www.projekt-gutenberg.org/
Google Books
Die grösste Sammlung digitalisierter Bücher betreibt die Suchmaschine Google. Es sind mittlerweile über 40 Millionen Bücher, die ihn über 400 Sprachen vorlegen. Anders als das Projekt Gutenberg beschränkt Google seine Buchinhalte nicht auf Bücher, deren Urheberrecht bereits abgelaufen ist. In den Google-Suchresultaten finden sich auch Inhalte aus Büchern, deren Inhalt geschützt ist. In diesem Fall ist das Resultat aber auf ein oder zwei Zeilen beschränkt, dazu wird die Seitenzahl angegeben. Suche lässt sich aber auf Resultate beschränken, die Text vorliegen. Klicken Sie dazu im Steuerungsbereich der Suche auf «Beliebige Ansicht» und beschränken Sie da die Resultate auf «Vollansicht». Jetzt findet Google nur Bücher, die sie komplett am Bildschirm lesen können. Pro-Tipp: Die Buch-Suche ist manchmal auch bei Büchern nützlich, die nicht vollständig einsehbar sind. Etwa dann, wenn man ein Buch im Regal stehen hat, aber ein Zitat oder eine Stelle im Buch nicht mehr findet.
https://books.google.com/
Digitale Stadtbibliothek
Aber was ist mit aktuellen Werken? Was ist mit Büchern, Zeitschriften und Magazinen, die jetzt im Handel sind? Natürlich kann man die nicht einfach so im Internet lesen. Mit einer Ausnahme: Wenn Sie eine Bibliothekskarte haben, können Sie auf die digitalen Leistungen Ihrer Bibliothek zugreifen. So, wie die Bibliotheken gedruckte Bücher und Zeitschriften ausleihen, leihen sie über das Internet auch digitale Bücher und Zeitschriften aus. Wer im Besitz einer Bibliothekskarte und eines Passworts ist, kann sich E-Books, Hörbücher, E-Paper und elektronische Magazine herunterladen und lesen. Das geht auch auf dem Handy, dem iPad und einigen E-Readers (aber nicht auf dem Kindle). Es ist wohl die günstigste Art und Weise, aktuelle Bücher in elektronischer Form zu lesen.
https://www.stadtbibliothekbasel.ch/de/digitalebibliothek.html
Zurich Open Platform
Die digitale Bibliothek, wie sie die Schweizer Bibliotheken im Angebot haben, öffnet die elektronische Türe zu vielen Inhalten, aber diese Inhalte sind nicht frei verfügbar. Der Zugang ist über die Bibliothek geregelt und limitiert. Offene Angebote funktionieren anders. Ein Beispiel dafür ist die Zurich Open Platform (ZOP), die Ihnen digitales Kulturgut aus der Zentralbibliothek Zürich und weiteren Kultur- und Wissenschaftseinrichtungen des Kantons Zürich verfügbar macht. ZOP konzentriert sich dabei auf thematische «Turicensia», also auf Publikationen, die thematisch um Zürich kreisen. Das Angebot versteht sich als Ausgangspunkt für themenbezogene Recherchen über Zürich und ist open access, also frei zugänglich.
https://www.zop.zb.uzh.ch
ÖNB Digital
In digitalen Bibliotheken findet man sehr viel schneller, was man sucht. Voraussetzung ist dabei allerdings, dass man etwas sucht. Wer sich vom Angebot inspirieren lassen will, hat es online meist sehr viel schwerer. Einen eigenen Weg geht da die Österreichische Nationalbibliothek mit ihrem Digitalangebot: Auf der Website der ÖNB kann man unbeschränkt durch die Digitalisate blättern und sich dabei überraschen lassen. Historische Fotografien, Flugblätter, Liedblätter und Werbebroschüren finden sich ebenso wie Postkarten, Autographen von Komponisten und historische Karten. Die Nationalbibliothek wird auf diese Weise zum Abenteuerplatz für kopfreiselustige Internauten.
https://onb.digital/
Basel, 17. Februar 2022, mz@matthiaszehnder.ch
Matthias Zehnders «Leben digital» hilft Powerusern, Selbstständigen und KMUs, mit konkreten Tipps und Tricks das digitale Leben besser zu bewältigen, damit sie mehr Zeit und Energie für jene Dinge (und Menschen) aufwenden können, die ihnen lieb und wichtig sind.
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