Wie Sie Fotos digital vererben können

Publiziert am 7. April 2022 von Matthias Zehnder

Der Krieg in der Ukraine konfrontiert uns derzeit jeden Tag mit unserer eigenen Sterblichkeit. So mancher fragt sich: Habe ich für meine Hinterbliebenen genügend vorgesorgt? Ist das Erbe geregelt? Dabei geht gerne vergessen, dass die meisten Menschen nicht nur Haus, Hund und Garten hinterlassen, sondern auch einen ganzen Berg an digitalen Daten. Sicherzustellen, dass die Kinder und Familie auf die wichtigen Daten, insbesondere auf die Fotos, Zugriff haben, ist gar nicht so einfach. Ich gebe Ihnen deshalb heute fünf Tipps für den digitalen Foto-Nachlass.

Früher war es einfach: Die Fotos, die für eine Familie wichtig waren, klebten in einem Fotoalbum. Nach dem Tod der Grosseltern oder der Eltern wurden diese Alben in der Familie weitergereicht. Dazu kam vielleicht noch eine oder zwei Schuhschachteln mit nicht sortierten Bildern – da fanden sich die interessanten Schnappschüsse. Mehr war da aber nicht. Heute ist das komplizierter. Die meisten Menschen schiessen zum einen sehr viel mehr Fotos, zum anderen sind die Bilder meist auf dem Handy oder in der Cloud gespeichert und stehen nach dem Tod nicht so ohne weiteres zur Verfügung. Wie kann ich dafür sorgen, dass meine Kinder mindestens jene Fotos erhalten, die mir und ihnen wichtig sind?

Soziale Medien sind nicht hilfreich

Viele Menschen hinterlassen auf Facebook oder Instagram einen ganzen Bilderstrom. Da teilen sie jene Bilder, die ihnen wichtig sind. Es gibt zwar Möglichkeiten, nach dem Tod eines Angehörigen auf dessen Facebook- oder Instagram-Konten zuzugreifen, viel Freude werden die Nachkommen an den Bildern aber nicht haben. Facebook und Instagram sind Bildschirmmedien, die Auflösung der Bilder ist deshalb auf den Bildschirm optimiert. Die Bilder sind zudem oft stark komprimiert und womöglich noch bearbeitet. Besser ist es deshalb, den Nachkommen nicht nur die Konten für die sozialen Medien zugänglich zu machen, sondern die Bilddateien selbst.

Die gute, alte DVD-R

Die einfachste Möglichkeit ist es wohl, eine Auswahl der wichtigsten Bilder auf eine DVD-R zu speichern und von dieser Scheibe mehrere Kopien zu ziehen. Auf einer einzigen Silberscheibe haben viele hundert Bilder Platz, mindestens das Äquivalent zum Fotoalbum der Eltern kann man auf diese Weise die Kindern hinterlassen. Nachteil: Es gibt ganz schön viel Arbeit, die Bilder zusammenzusuchen und auf DVD zu brennen. Voraussetzung ist, dass man über einen entsprechenden Brenner verfügt – und die Kinder noch einen DVD-Leser am Computer haben. 

Auswahl im Onlinespeicher

Einfacher ist es deshalb, eine Bildauswahl in einem Onlinespeicher abzulegen. Google bietet mit seinem Google Drive kostengünstige Möglichkeiten für Onlinespeicher an. Ähnlich beliebt ist der Onlinespeicher Dropbox. Noch sicherer ist es (mindestens aus rechtlicher Sicht), die Daten in der Schweiz abzulegen. Swisscom bietet mit MyCloud Speichermöglichkeiten im Internet. Dieses Angebot ist vor allem dann geeignet, wenn Sie schon Swisscom-Kunde sind. Eine Alternative dazu bietet Infomaniak mit der Public Cloud an. Diese Onlinespeicherorte sind gut – wenn Sie regelmässig die guten Bilder auswählen und hochladen und nicht vergessen, Ihren Nachkommen Benutzername und Passwort der Cloudspeicher weiterzugeben.
Google Drive: https://drive.google.com/
Dropbox: https://www.dropbox.com/
Swisscom MyCloud: https://www.swisscom.ch/de/privatkunden/zusatzleistungen/mycloud.html
Infomaniak Public Cloud: https://www.infomaniak.com/de/hosting/public-cloud

Shared Album

Noch einfacher ist es, wenn Sie auf Ihrem Handy ein shared Album einrichten. Das bedeutet, dass sie ein Fotoalbum auf Ihrem Handy mit ihren Liebsten teilen. So haben sie schon zu Lebzeiten Zugriff auf die Fotos, die Ihnen wichtig sind – und sie können fortlaufend Bilder, die Ihnen gefallen, dem Album hinzufügen. Auf dem iPhone oder de, iPad finden sich unter «Einstellungen» unter dem eigenen Kontonamen der Bereich «iCloud». Öffnen Sie hier «Fotos» und aktivieren Sie dann «Geteilte Alben».

Fotos sortieren

Ob Sie Ihre Fotos auf eine DVD-R ablegen, in einem Onlinespeicher zur Verfügung stellen oder gleich über ein shared Album teilen – es bleibt die Qual der Auswahl. Das ist und bleibt Arbeit. Dafür gibt es aber Tools, mit deren Hilde das Sortieren und Auswählen der Fotos etwas einfacher geht. Das sind Photomanager, die Ihnen dabei helfen, die guten Fotos auszuwählen und die schlechten (und die peinlichen) Fotos loszuwerden. Es gibt die Programme für iPhone und für Android. Eines der beiden Programme unten, Gemini Photos, stammt von Macpaw. Das ist eine Firma, die auch Sicherheitsprogramme für den Mac herstellt. Die Firma hat ihren Hauptsitz in Kiew in der Ukraine – wenn Sie sich für deren Programme entscheiden, ist das also gleichzeitig ein kleines bisschen praktische Solidarität mit der Ukraine…
Gemini Photos: https://macpaw.com/gemini-photos
Slidebox Photo Manager: http://slidebox.co/

Basel, 7. April 2022, mz@matthiaszehnder.ch

Matthias Zehnders «Leben digital» hilft Powerusern, Selbstständigen und KMUs, mit konkreten Tipps und Tricks das digitale Leben besser zu bewältigen, damit sie mehr Zeit und Energie für jene Dinge (und Menschen) aufwenden können, die ihnen lieb und wichtig sind.

Bild: © stock.adobe.com

Ein Kommentar zu "Wie Sie Fotos digital vererben können"

  1. fkrey@gmx.ch
    Lieber Matthias Zender
    Seit Jahren verarbeite ich Fotos aus der Tagespresse zu Collagen. So auch über die aktuelle Kriegssituation in der Ukraine. Die gestalterische Tätigkeit mit dem Bildmaterial intensiviert bei mir jeweils die Eindrücke und macht ein längeres Arbeiten zur Collage teils schwierig.
    Herzlichen Dank für ihre wöchentliche „Berichterstattung“. Ich finde diese recht wertvoll.
    Mit eme liebe Gruess
    Fritz Krey
    Waldeckweg 6, 4144 Arlesheim, 061 601 55 33

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