Die besten Quellen zur Bundesfeier

Publiziert am 28. Juli 2022 von Matthias Zehnder

Mit Höhenfeuern und Feuerwerk wird es heuer an vielen Orten etwas schwierig. Umso wichtiger wird in diesem Jahr am ersten August das gesprochene Wort sein. Dazu mehr im Wochenkommentar. Bloss: Wo kriegt man auf die Schnelle gute Informationen über den ersten August und die Bundesfeier? Ich teile mit Ihnen diese Woche jene fünf Links, die Ihnen die wichtigsten Hintergründe zur Bundesfeier und dem ersten August verschaffen.

Friedrich Schiller: «Wilhelm Tell»

Die wichtigste Quelle für den Bundesfeiertag ist kein Geschichtsbuch und keine Faktensammlung, sondern Schillers «Wilhelm Tell». Denn es sind nicht die historischen Fakten, die den Schweizer Nationalfeiertag zu dem gemacht haben, was er ist, sondern die Mythen. Und keiner hat das schöner formuliert als Schiller. Weil die Reclam-Ausgabe in Ihrem Büchergestell schon etwas zerfleddert ist und Sie ja vielleicht gezielt nach einem der vielen geflügelten Worte im Text suchen wollen, empfiehlt sich der Zugriff auf die elektronische Ausgabe. Es trifft sich gut, dass die Texte von Schiller schon länger gemeinfrei sind und sich deshalb kostenlos im Internet abrufen lassen. Hier die beiden besten Links dazu:
Der Text im Web: http://www.zeno.org/Literatur/M/Schiller,+Friedrich/Dramen/Wilhelm+Tell
Und hier als PDF: http://www.digbib.org/Friedrich_von_Schiller_1759/Wilhelm_Tell_.pdf

Historisches Lexikon der Schweiz

Wenn Sie wissen möchten, was wirklich geschah, rufen Sie am besten das HLS auf, das Historische Lexikon der Schweiz. Das ist ohnehin eine Adresse, die in jede besser sortierte Bookmarksammlung gehört. Den Artikel über die Bundesfeier hat der Basler Historiker Georg Kreis geschrieben. Er erzählt, wie es dazu kam, dass sich die Schweiz den ersten August erfand. Denn dieses Datum mit Bezug auf den Bundesbrief von 1291 wird erst seit 1891 gefeiert. Bis dahin galt der 8. November 1307 als Gründungsdatum der Eidgenossenschaft (und der Kanton Uri hat noch lange nach 1891 an diesem Datum festgehalten).
https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/017438/2011-03-16/

Flashback: Die erste Bundesfeier

Die Schweizerische Nationalbibliothek veröffentlich jeden Monat eine kleine Recherche in den eigenen Beständen. 2020 hat die Nationalbibliothek eine dieser Recherchen der Geschichte der ersten Bundesfeier gewidmet und dabei natürlich viele Quellen ausgewertet, die in der Nationalbibliothek zur Verfügung stehen. Erzählt wird die Geschichte der ersten Bundesfeier 1891. In den Medien war das Datum höchst umstritten. Bis dahin galt der 8. November 1307 als Geburtsstunde der Schweiz. So schrieb der Winterthurer «Landbote» vom 5. Januar 1890: «Im Gemüth und Bewusstsein des Schweizervolkes lebt das Datum des 1. August 1291 als Gründungstag der schweizerischen Eidgenossenschaft gar nicht, es müsste durch die in Aussicht genommene Feier erst künstlich in dasselbe hineingetragen werden». Das, so darf man wohl feststellen, ist inzwischen geschehen.
https://www.nb.admin.ch/snl/de/home/recherche/r-monat/bundesfeier.html

Warum wird die Gründung der Schweiz ausgerechnet am 1. August gefeiert?

Die vielsprachige Informationsplattform «swissinfo» der SRG widmet einen Artikel der Frage, wie es denn zum 1. August 1291 als Gründungsdatum der Schweiz gekommen ist. Denn es hätte ebensogut der 12. September 1848 oder der 8. November 1307 sein können. «Erst nach der Wiederentdeckung des Bundesbriefs einigte man sich auf den 1. August 1291 als Gründungstag der Schweiz. Und erst seit 1994 gilt der Nationalfeiertag auch als arbeitsfreier Feiertag.» Wie es dazu kam, ist hier (kostenlos) nachzulesen:
https://www.swissinfo.ch/ger/nationalfeiertag_warum-wird-die-gruendung-der-schweiz-ausgerechnet-am-1–august-gefeiert–/44284518

Der 1. August ist am 8. November

Auch die «NZZ» (nur mit Abo verfügbar) hat der Datumsfrage schon 2016 einen ausführlichen Hintergrund gewidmet. Ausgangspunkt ist eine Bundesfeier im Spätherbst 1907: Damals feierten die Urkantone und Studenten 600 Jahre Eidgenossenschaft. Die Feier ist Ausdruck des Kampfs um das Gründungsdatum der Schweiz, der 1907 «im noch jungen Bundesstaat», wie die «NZZ» schreibt, heftig ausgefochten wurde: Der 1. August 1291 verweist auf den Bundesbrief, der auf «Anfang August 1291» datiert ist. Dieses Datum als «Geburtstag» der Eidgenossenschaft ist erst in den achtziger Jahren des 19. Jahrhunderts in den Vordergrund gerückt. Eine viel längere Tradition hat der 8. November als Gründungsdatum der Eidgenossenschaft: In seiner «Chronicon Helveticum» gibt Aegidius Tschudi (1505–1572) den «Mittwoch vor Martini 1307» (also den 8. November 1307) als Datum des Rütlischwurs an. Hinter der Auseinandersetzung um die Daten steht auch ein Kampf der Kantone: Der Bundesbrief wurde am 1. August im Kanton Schwyz unterzeichnet, laut Aegidius Tschudi soll sich der Rütlischwur von 1307 im Kanton Uri abgespielt haben. Die Urnen zogen in der Auseinandersetzung bekanntermassen den Kürzeren. Bloss im Sockel des Telldenkmals in Altdorf ist trotzig noch die Urner Version eingemeisselt: 1307 als Gründungsjahr der Schweiz.
https://www.nzz.ch/schweiz/der-1-august-ist-am-8-november-ld.126806

Basel, 28. Juli 2022, mz@matthiaszehnder.ch

Matthias Zehnders «Leben digital» hilft Powerusern, Selbstständigen und KMUs, mit konkreten Links, Tipps und Tricks das digitale Leben besser zu bewältigen, damit sie mehr Zeit und Energie für jene Dinge (und Menschen) aufwenden können, die ihnen lieb und wichtig sind.

Bild: © stock.adobe.com

3 Kommentare zu "Die besten Quellen zur Bundesfeier"

  1. Vor Corona war ich mit «Allschwil bewegt» an der sogenannten Bundesfeier engagiert. Die meisten Besucher*innen haben sich konsumorientiert verhalten, und nur ganz wenige sind aufgestanden und haben sich mitbewegt. Das wäre wahrscheinlich auch bei folgender Rede so: „… , was sich beispielsweise im Zusammenhang mit der Beschaffung von Kampfjets bei der Schweizer Politik abzeichnet, gefällt mir ganz und gar nicht. Und dies nicht nur, weil sich mit Waffen kein Frieden schaffen lässt. Sondern insbesondere auch deshalb, weil die Schweiz drauf und dran ist, auf ihre Demokratie zu pfeifen: indem der Bundesrat den Vertrag für die Kampfjets mit den USA unterzeichnen will, bevor gegebenenfalls über das anstehende F-35-Referendum abgestimmt sein wird. In einer tatkräftig und wahrhaftig gelebten Demokratie müsste solch ein Bundesrat abgesetzt, wenn nicht sogar als gemeingefährlich festgesetzt werden. Als an sich überzeugter Demokrat ist mir angesichts solcherart Machenschaften ganz und gar nicht mehr wohl. Was sich in der parlamentarischen Parteiendemokratie mitunter rücksichts- und verantwortungslos zu manifestieren droht, weckt bei mir instinktiv das Gefühl, meine Heimat zu verlieren.“

      1. Mein Thema für eine Erst-August-Rede wäre die Demokratie als Zumutung: einerseits so, wie sie insbesondere von der Classe Politique verwahrlost praktiziert wird, und anderseits das, was sie wäre, würde sie in Tat und Wahrheit von der Bevölkerung praktiziert.

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