Chatbots zum Ausprobieren

Publiziert am 17. Juni 2022 von Matthias Zehnder

Forscher warnen ja schon länger vor extrem mächtigen KI-Systemen, die Menschen vergessen lassen, dass sie es mit einem Computer zu tun haben. In Filmen sind wir solchen künstlichen Intelligenzen auch schon begegnet. Ich denke dabei weniger an «Hal 9000» aus dem Film «2001: A Space Odyssey», der sich in Film gegen die Menschen wendet. Ich denke eher an «Her», in dem sich der schüchterne Theodore Twombly (Joaquin Phoenix) in die Stimme seines Betriebssystems verliebt. In der Praxis sind wir davon aber noch weit entfernt. Existierende Chatbots sind einfacher gestrickt. Aber auch sie können Fragen beantworten und auf Probleme eingehen. Ich gebe Ihnen diese Woche Links auf fünf Chatbots, die Sie selber ausprobieren können.

Die meisten Chatbots sind heute weit entfernt davon, wirklich intelligent zu sein. Sie analysieren die eingegebene Sprache und antworten innerhalb des Themas, für das sie programmiert sind, mit vorgegebenen Elementen. Im Bereich Kundensupport funktioniert das sehr gut. Eine Beziehung lässt sich so aber nicht aufbauen. Das liegt auch daran, dass die deutsche Sprache wesentlich komplizierter ist als das Englische. Aber probieren Sie es selber aus.

Swisscom Chatbot Sam

Swisscom setzt seit 2018 auf einen Chatbot für das Beantworten von Kundenanfragen: Auf der Website für Privatkunden wartet Sam unten rechts auf Fragen. Einfache Fragen kann Sam sofort und selbst beantworten, wenn der Roboter nicht mehr weiterweiss, wird ein menschlicher Mitarbeiter zu Hilfe gerufen. Swisscom macht das auch transparent in der Begrüssung: «Hallo!

Ich bin Sam, Ihre digitale Assistenz, und unterstütze Sie jederzeit hier im Chat. Wenn ich nicht mehr weiter weiss, leite ich Sie an einen Mitarbeitenden weiter. 😉»

Auf Anfrage erklärt Swisscom-Sprecherin Annina Merk, dass die Bedürfnisse der Kundinnen und Kunden sich verändert hätten: «Heute wollen viele Kunden ihre Probleme im Selfservice selber lösen oder lieber chatten, statt anzurufen.» Seit 2018 steht deshalb der Chatbot auf der Website und per SMS zur Verfügung, seit 2019 auch per WhatsApp. Seit Mai diesen Jahres antwortet Sam auch direkt in der MySwisscom-App.

Sam sei heute «einer der zentralsten digitalen Touchpoints», sagt Merk. Der digitale Mitarbeiter bearbeitet «eine tiefe, dreistellige Anzahl Anfragen pro Monat». Mehr als die Hälfte der Anfragen leitet Sam im Laufe des Chats an einen menschlichen Mitarbeiter weiter. 

https://www.swisscom.ch/de/privatkunden.html

Eliza 

Joseph Weizenbaum programmierte schon 1964 ein Programm, das er «Eliza» nannte. Es bestand recht simpel aus einem Sprachanalysator, der die eingegebene Sprache parste und analysierte, und aus einem Skript, das dem Programm eine bestimmte Rolle und den damit verbundenen Wortschatz zuwies. Weizenbaum versah Eliza mit dem Skript eines Psychotherapeuten. Weizenbaum verstand das als Parodie einer Psychotherapie: Eliza war darauf programmiert, Gesprächsfetzen aufzugreifen und zurückzuspielen. Doch Eliza kam bei vielen Benutzern extrem gut an. Bestürzt stellte Weizenbaum fest, dass Personen, die sich mit Eliza unterhielten, eine emotionale Beziehung zum Computer herstellten und dies, obwohl sie wussten, dass es sich um eine simple Maschine handelte.

Ursprünglich funktionierte Eliza nur auf Englisch. Heute gibt es eine experimentelle Kopie von Eliza, die auch auf Deutsch funktioniert. Allerdings merkt man auf Deutsch schnell, dass es sich bei Eliza nicht um eine Intelligenz, sondern um ein Skript handelt. Aber probieren Sie es selber aus:

Eliza auf Englisch: https://www.masswerk.at/elizabot/

Eliza auf Deutsch: http://www.med-ai.com/models/eliza.html.de

Deutsches Rotes Kreuz

Eine typische Anwendung von Chatbots ist das Beantworten von sich wiederholenden Fragen. Genau das bietet das Deutsche Rote Kreuz mit einem Chatbot per WhatsApp: Der Roboter beantwortet direkt im Messengerdienst Fragen rund um Corona. Er gibt hilfreiche Tipps und informiert per Chat über die neusten Corona-Entwicklungen. Sie können den Chatbot direkt auf WhatsApp über die Nummer +49 30 85404106 aufrufen oder den Link unten anklicken. Das Resultat ist, sagen wir, pragmatisch: Der Chatbot bietet nicht eigentlich eine Konversation, man kann über Nummern Themen und Fragen aufrufen und erhält Ann eine Antwort. Das ist gut für Menschen, die nicht lange auf einer Website herumwerfen wollen und es funktioniert auch per WhatsApp erstaunlich gut, aber es ist natürlich alles andere als eine intelligente Konversation.

https://api.whatsapp.com/send/?phone=493085404106&text=Hallo&app_absent=0

Andy

Chatroboter Andy ist als App für das iPhone und für Android verfügbar. Andy lehrt Englisch: Er führt ein in die Kunst der englischen Konversation. Es ist zuweilen tatsächlich erstaunlich, wie clever Andy antwortet. Weil man Sprachen vor allem durch Praxis lernt und man beim Chatten mit einem Roboter keine Angst haben muss, sich zu blamieren oder das Gegenüber zu langweilen, kann Andy wirklich etwas bringen. Kleiner Wermutstropfen: Andy ist nur gerade sieben Tage kostenlos, danach kostet der Dienst CHF 7.50 pro Monat.

Die Andoid-Version gibts hier

Die iOS-Version gibts hier

Replika

Replica bietet die Möglichkeit, online mit einem Avatar zu chatten – allerdings nur auf englisch.

Diese Website bietet eine «KI-Begleiterin, die gerne lernt und die Welt mit Ihren Augen sehen möchte». Replika ist immer bereit zu plaudern, wenn Sie «einen einfühlsamen Freund brauchen», wirbt die Firma. Wer sich auf Replik einwählt, kann sich ein virtuelles Gegenüber kreieren, einen Avatar, und mit ihm (oder ihr) plaudern. Allerdings nur auf Englisch. Auch hier gilt: Es ist für Computer wesentlich einfacher, auf englisch zu chatten als auf Deutsch.

https://replika.com/

Basel, 17. Juni 2022, mz@matthiaszehnder.ch

Matthias Zehnders «Leben digital» hilft Powerusern, Selbstständigen und KMUs, mit konkreten Tipps und Tricks das digitale Leben besser zu bewältigen, damit sie mehr Zeit und Energie für jene Dinge (und Menschen) aufwenden können, die ihnen lieb und wichtig sind.

Bild: © stock.adobe.com

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