Telebasel schnappt sich den Barfi
Anfang Jahr hat Telebasel zumindest mit dem Gedanken gespielt, das Basler News-Portal Barfi.ch zu übernehmen. Die beiden Medien wurden sich aber nicht einig. Nachdem Barfi.ch den Betrieb einstellen musste, versucht Telebasel wenigstens ein Teil der Benutzer zu erben: Der Basler Lokalfernsehsender bespielt neu das Laufband am Barfüsserplatz und buhlt offensiv um Barfi-Nutzer.
Inserat von Telebasel in der «Basler Zeitung» vom Freitag, 24. August 2918
Telebasel versucht, das Erbe von Barfi.ch anzutreten: Das Onlineangebot von Telebasel sei «Nur einen Klick vom Barfi entfernt», wirbt der Lokalfernsehsender in der «Basler Zeitung» und bewirbt die eigene Internetpräsenz als «Das regionale Newsportal». Schon am Tag, als Barfi-Gründer Christian Heeb verkünden musste, dass sein jüngstes Kind gescheitert war, schrieb Telebasel-Geschäftsführer Michael Bornhäusser in der Würdigung (!) von Barfi.ch auf Telebasel.ch: Es ist uns auch wichtig, den Usern von barfi.ch eine neue Heimat zu geben und begrüssen die barfi.ch-Nutzer sehr gerne auf unserem regionalen Newsportal telebasel.ch.
Einmal abgesehen davon, dass der Beitrag des Geschäftsführers offensichtlich von niemandem Korrektur gelesen wurde – die forsche Art und Weise, wie sich Bornhäusser am Grab von Barfi.ch den Nachlass zu sichern versuchte, erstaunte doch etwas. Neu ist das Interesse an den Nutzern von Barfi.ch aber nicht. Die beiden Basler Medien haben schon 2017 Gespräche über eine Kooperation oder eine Übernahme geführt. Laut Branchendienst Persoenlich.com sind sich die beiden aber nicht einig geworden. Nach einem Blick in die Geschäftszahlen von Barfi.ch habe Telebasel im Juni 2017 die Gespräche abgebrochen. Auch ein zweiter Anlauf Anfang 2018 sei an den schlechten Zahlen von Barfi.ch gescheitert.
Mittlerweile haben die schlechten Geschäftszahlen der Website dazu geführt, dass Barfi.ch den Betrieb einstellen musste. Telebasel versucht jetzt offenbar, die Barfi-Community auf die eigene Website zu locken. Der Lokal-TV-Sender hat sich dafür auch das Laufband auf dem Dach am Barfüsserplatz gesichert: Wo bis jetzt die Leuchtbuchstaben der Barfi-News über das Laufband zuckelten, laufen jetzt Nachrichten von Telebasel – und weiterhin Werbung für Beizen und Brötli. Wieviele Menschen davon Notiz nehmen, ist nicht bekannt. Wer aufs Tram wartet, schaut wohl weiterhin nicht nach oben auf das Laufband, sondern nach unten aufs Handy.
Telebasel hat sich das Laufband auf dem Dach am Barfüsserplatz gesichert.
Da buhlen auch nach dem Aus von Barfi.ch mehrere lokale Newsportale um die Gunst der Baslerinnen und Basler. Neben Telebasel sind auch die bzBasel und die Tageswoche weiterhin mit einer App präsent. Bisher hat sich keiner der Anbieter das Erfolgsrezept von Barfi.ch zu eigen gemacht: Auf besonders grosses Interesse stiess da nicht der klassische Journalismus, sondern die nostalgischen «Weischno»-Berichte über das alte Basel mit Schwarzweiss-Fotos zum Schwärmen. So oder so – selbst wenn es Telebasel gelingt, viele Benutzer von Barfi.ch auf das eigene Portal zu zügeln, dürfte weiterhin die App der Zürcher Gratiszeitung «20 Minuten» die reichweitenstärkste Newsapp in Basel sein.
Basel, 25. August 2018, Matthias Zehnder mz@matthiaszehnder.ch
PS: Nicht vergessen – Wochenkommentar abonnieren. Kostet nichts, bringt jede Woche ein Mail mit dem Hinweis auf den neuen Kommentar und einen Buchtipp. Einfach hier klicken.