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Widerstand der Vernunft. Ein Manifest in postfaktischen Zeiten

Publiziert am 20. Juni 2017 von Matthias Zehnder

Kleines Buch mit grosser Botschaft: Susan Neiman, amerikanische Philosophin und Direktorin am Einstein Forum in Potsdam, braucht nur gerade 80 Seiten, um zu zeigen, dass es neue politische Ideen braucht, um Populismus und konservativen Nationalismus aufzuhalten. Die Welt hat sich geändert, seit Donald Trump im Weissen Haus residiert.

Neiman sieht in Trump aber nicht die Ursache, sondern die Folge von Verschiebungen. Als Gründe dafür nennt sie die Geschichtsvergessenheit, die in den USA insbesondere seit Reagan Einzug gehalten habe, ein hemmungsloser Populismus und die Ängste, welche durch Armut, Automatisierung und Globalisierung ausgelöst werden. Neiman warnt eindringlich vor dem radikalen Neoliberalismus, der unter Fortschritt nur noch eine Steigerung von Umsatz und Gewinn versteht. Wenn das unter Fortschritt verstanden wird, wen wundert es dann, dass Fortschritt als etwas Schlechtes betrachtet wird? schreibt Neiman. Sie fordert Amerikaner und Europäer deshalb dazu auf, die Ideale der Aufklärung wieder hochzuhalten. Wird Trump Europa dazu bringen, seine eigenen Tugenden neu schätzen zu lernen, und viele Europäer dazu bewegen, sich zivilgesellschaftlich dafür zu engagieren? Noch ist das eine offene Frage.

Susan Neiman: Widerstand der Vernunft. Ein Manifest in postfaktischen Zeiten. Ecowin Verlag, 80 Seiten, 11.50 Franken; ISBN 978-3-7110-0154-2

Das Buch gibts hier

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