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Virus

Publiziert am 1. Juni 2020 von Matthias Zehnder

Nathan Wolfe ist Virologe. Aber er beschäftigt sich weniger mit bestehenden Viruserkrankungen, als mit künftigen Infektionen: Als Direktor der von ihm gegründeten Global Viral Forecasting Initiative versucht er, weltweit neuartige Virusinfektionskrankheiten aufzuspüren, bevor sie sich ausbreiten können. Das Magazin «Time» nahm ihn deshalb in die Liste der einflussreichsten Persönlichkeiten der Welt auf. In seinem Buch beschäftigt er sich mit drei Fragen: Wie beginnen Pandemien? Warum haben wir gegenwärtig unter so vielen Pandemien zu leiden? Was können wir tun, um Pandemien in Zukunft zu verhindern? Im ersten Teil des Buchs stellt er die Übeltäter vor: die Mikroorganismen. Nathan Wolfe führt gut verständlich ein in die Welt der Viren und entwickelt einige Hypothesen darüber, wie die Evolution unsere Wechselbeziehungen mit Mikroorganismen beeinflusst haben. Im zweiten Teil untersucht Wolfe die Frage, wie es gekommen ist, dass menschliche Populationen gerade heute so anfällig für Pandemien sind und mit welchen Pandemien wir in Zukunft rechnen müssen. Der dritte Teil des Buchs widmet sich der Pandemie-Prävention. Dabei geht es Wolfe um nichts weniger als die Entwicklung eines virtuellen, globalen Immunsystems, das Pandemien stoppen kann, bevor sie zu einem weltweiten Albtraum werden. Das Buch ist spannend, zuweilen auch beängstigend. Aber Wolfe schreibt in seinem Fazit: «Pandemien vorherzusagen und zu verhindern wird nicht einfach sein, doch es gibt eine ganze Menge, was wir auf der Stelle tun können, und die Fortschritte, die wir ständig machen, werden unsere Möglichkeiten in Zukunft noch vergrössern.» Wolfe schreibt: «Wir leben in einer Welt, die voller Risiken für neue Pandemien steckt. Zum Glück leben wir auch in einem Zeitalter, das über die Werkzeuge verfügt, ein globales Immunsystem aufzubauen.» Er hat deshalb eine kühne Vision: «Unsere grosse, aber simple Vorstellung ist, dass wir auf dem Gebiet der Pandemieprognose und -prävention viel mehr tun sollten und könnten. Aber wirklich kühn ist die Vorstellung, dass wir einen Punkt erreichen können, an dem wir so erfolgreich sind, dass wir die «letzte Seuche» melden – einen Zeitpunkt, an dem es uns so gut gelingt, Pandemien im Vorfeld zu entdecken und zu stoppen, dass dieser Begriff völlig aus unserem Sprachschatz verschwinden wird.» Davon sind wir freilich noch ein gutes Stück entfernt. Aber man wird wohl, gerade in Coronazeiten, davon noch träumen dürfen.

Nathan Wolfe: Virus. Die Wiederkehr der Seuchen. Rowohlt, 336 Seiten, 18.50 Franken; ISBN 978-3-499-62692-0

Erhältlich ist das Buch hier: https://www.biderundtanner.ch/detail/ISBN-9783499626920

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Buchtipp zum Wochenkommentar vom 29. Mai 2020: Gesundheit ist mehr als die Abwesenheit von Viren

Eine Übersicht über sämtliche Buchtipps samt Link auf den zugehörigen Wochenkommentar finden Sie hier:

https://www.matthiaszehnder.ch/buchtipp/