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Vermessene Zeiten

Publiziert am 13. November 2018 von Matthias Zehnder

Der Basler Historiker Georg Kreis wird am 14. November 75 Jahre alt. Zum Geburtstag hat er sich eine Autobiographie geschenkt: In «Vermessene Zeiten» erinnert er sich an sein Studium und seinen Werdegang an der Universität Basel. Vor allem aber erzählt er von wichtigen Erlebnissen und Arbeiten. Etwa von der Historikerkommission ‹Schweiz – Zweiter Weltkrieg›, die nach ihrem Präsidenten «Bergier-Kommission» genannt wurde.

Er erzählt von der Gründung des Europainstituts, das ursprünglich eine Institution des Bundes hätte sein sollen, aber dann zu einer Basler Institution wurde, weil sich der Bund zurückzog. Er erzählt, wie er 1995 Präsident der Eidgenössischen Kommission gegen Rassismus (EKR) wurde und damit definitiv zur Zielscheibe der Rechten avancierte. Und natürlich erzählt er von seinen Begegnungen, ja seinem Kampf mit Christoph Blocher und nimmt noch einmal deutlich Stellung: Blocher ist ein Unglück für die Schweiz, es sind aber die Schweizer und Schweizerinnen, die dieses Unglück herbeigeführt haben.

Damit erzählt Georg Kreis nicht einfach sein Leben, sondern spannt einen biografisch gefärbten Bogen über die jüngere Schweizer Geschichte, vom Zweiten Weltkrieg und seiner Verarbeitung bis zur Gegenwart. Zu Beginn seiner Laufbahn galt FDP-Mitglied Georg Kreis als bürgerlicher Historiker. Spätestens mit seiner Arbeit in der Bergier-Kommission drehte das Bild. Er wurde zum Feindbild der SVP und wird seither als linker Historiker verunglimpft. Er schreibt: Demnach wäre ich in den 1970er-Jahren ein Rechter und in den 1990er-Jahren ein Linker gewesen. Das sei schlicht falsch. Er habe stets dritte Positionen eingenommen und ist, genau damit, zuverlässig angeeckt. Natürlich erzählt Georg Kreis viele Geschichten aus seinem Leben. Er erzählt aber eben auch Geschichte, wie immer abgestützt auf Fakten und versehen mit vielen Fussnoten, in denen Quellen angemerkt sind. Kurz: Spannend und lehrreich. Lesen!

Georg Kreis: Vermessene Zeiten. Meine Erinnerungen. Zytglogge-Verlag, 336 Seiten, 376 Franken; ISBN 978-3-7296-0996-9

Erhältlich ist das Buch hier: https://www.biderundtanner.ch/detail/ISBN-9783729609969

Buchtipp zum Wochenkommentar vom 9. November 2018: Wozu eigentlich Medienvielfalt?

Eine Übersicht über sämtliche Buchtipps samt Link auf den zugehörigen Wochenkommentar finden Sie hier:

https://www.matthiaszehnder.ch/category/buchtipp/