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Tick, tack. Wie unser Zeitgefühl im Kopf entsteht

Publiziert am 5. November 2019 von Matthias Zehnder

Spätestens ab dem Kindergarten leben wir nach der Uhr – dabei haben die Menschen kein Gefühl für Zeit. Respektive: Wir erleben Zeit als etwas höchst Relatives. Wenn wir in einer Warteschlange stehen, scheint die Zeit stillzustehen – in den Ferien vergeht sie wie im Flug. Claudia Hammond geht in diesem Buch dem Zeit-Paradox auf den Grund. Sie erklärt auf unterhaltsame Weise, warum wir das Vergehen von Zeit so unterschiedlich erleben. Psychologie und Hirnforschung haben mittlerweile herausgefunden, wie wir unsere individuelle Zeitvorstellung in unserem Kopf erzeugen. Claudia Hammond berichtet über spannende (und abstruse) Experimente und Erkenntnisse aus der Forschung. Besonders interessant ist, was sie darüber zusammengetragen hat, wie die Menschen sich die Zeit vorstellen. Wenn Sie einen Zeitstrahl aufmalen müssten – wo wäre dann die Vergangenheit: links oder rechts? Studien zufolge zeichnen westliche Befragte die Vergangenheit immer links, die Zukunft immer rechts. Warum das so ist, das ist nicht klar. Befragt man Menschen, die Arabisch oder Hebräisch sprechen, fällt das Resultat genau umgekehrt aus: Sie ordnen die Vergangenheit rechts und die Zukunft links. Entscheidend könnte dafür die Schreibrichtung sein: Arabisch und Hebräisch wird von rechts nach links geschrieben. Tatsächlich entdeckten neuere Untersuchungen, dass Mandarin-Sprecher, ob sie jetzt in Taiwan oder Kalifornien lebten, acht Mal häufiger als englischsprachige Menschen die Zeit vertikal darstellten und für frühere Ereignisse weiter nach oben deuteten, für spätere hingegen nach unten.

Claudia Hammond konfrontiert den Leser mit dieser und vieler anderer Schilderungen mit seinen Vorstellungen von der Zeit. Sie erklärt, warum die Zeit umso schneller vergeht, je älter wir werden (es hat etwas mit dem autobiographischen Gedächtnis zu tiun), warum wir uns an Dinge erinnern können, die wir gar nie erlebt haben und wie man die Zeit anhält. Obwohl Hammond eigentlich Forschungsergebnisse zusammenfasst, zeigt sie am Schluss, wie man dieses Wissen im Alltag anwenden kann. Sie zeigt, wie man Zeit schneller vergehen lässt, wie man besser planen und wie man sich besser erinnern kann. Das Buch ist deshalb nicht nur spannend zu lesen, sondern auch sehr nützlich.

Claudia Hammond: Tick, tack. Wie unser Zeitgefühl im Kopf entsteht. Klett-Cotta, 364 Seiten, 31.90 Franken; ISBN 978-3-608-96344-1

Erhältlich ist das Buch hier: : https://www.biderundtanner.ch/detail/ISBN-9783608963441

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Buchtipp zum Wochenkommentar vom 18. Oktober 2019: Das Problem der Nachrichten-Abstinenz

Eine Übersicht über sämtliche Buchtipps samt Link auf den zugehörigen Wochenkommentar finden Sie hier:

https://www.matthiaszehnder.ch/buchtipp/