Buchtipp
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Theodor Fontane
Diese Biografie handelt von einem Schriftsteller, dessen Leben viel spannender war, als es uns die Deutschstunden im Gymnasium glauben machten. Theodor Fontane, das sind «Effie Briest» und «Die Poggenpuhls», das sind sich lange dehnende Deutschstunden über das 19. Jahrhundert im Gymnasium, das ist literarische Bedeutung ohne persönliche Beziehung. Wenigstens bei mir war das so – bis ich die neue Fontane-Biografie der Zürcher Germanistin Regina Dieterle zur Hand genommen habe. Dieterle versteht es meisterhaft, Fontanes Leben und Werk zu einer, wie sie schreibt, doppelten Perspektive zu verweben. Dabei zitiert sie keineswegs nur aus Fontanes bekannten Romanen, sondern lässt auch den Reiseschriftsteller und Journalisten Fontane ausführlich zu Wort kommen, Auf diese Weise ermöglicht sie es, dass wir gleichzeitig eine Beziehung zum preussischen Schnauzträger knüpfen und sein reiches Werk neu entdecken können. Dieterle erzählt dabei nicht einfach das Leben des Theodor Fontane, sie breitet es aus, malt in Pastelltönen detailreiche Bilder des brandenburgischen Neuruppins, wo Fontane aufwuchs, von Leipzig, Dresden und Berlin. Sie diskutiert kenntnisreich die Schicksale von Verwandten und Freunden und gibt dabei quasi hinter vorgehaltener Hand die letzte Causerie des 19. Jahrhunderts wieder. Dabei verwebt sie immer wieder Werk und Leben und ermöglicht es dem Leser, quasi über die Schultern Fontanes auf dessen Schreibtisch zu blicken. Sie zeigt, wie präzis Fontane recherchierte und zitiert aus Briefen und Entwürfen. Kurz: Die Biografie Fontanes liest sich zuweilen selbst wie ein Familienroman von Fontane.
Regina Dieterle: Theodor Fontane. Biografie. Hanser, 832 Seiten, 48.50 Franken; ISBN 978-3-446-26035-1
Erhältlich ist das Buch hier: https://www.biderundtanner.ch/detail/ISBN-9783446260351
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Buchtipp zum Wochenkommentar vom 12. Oktober 2018: Fünf Lebensbilder an Stelle eines Wochenkommentars
Eine Übersicht über sämtliche Buchtipps samt Link auf den zugehörigen Wochenkommentar finden Sie hier: