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Reiseziel Weltraum
Der Polyglott-Verlag ist bekannt für seine Reiseführer. Die neusten Titel des Verlags handeln etwa von Peru, dem Rhein-Main-Gebiet und München. Und dem Weltraum: Dieses Buch, geschrieben hat es der deutsche Wissenschaftsastronaut Ulrich Walter, beschreibt das Reisen in die berühmten Fernen Welten wie jeder andere Reiseführer. Die ungewohnte Herangehensweise erschliesst das Weltall ganz neu. Es beginnt damit, dass Ulrich Walter detailliert schildert, wie man als Reisender den Start einer Rakete erlebt, wie sich Schwerelosigkeit anfühlt und wie die Erde aus Sicht der Raumstation aussieht. Walter beschreibt, wie sich Schriftsteller, Wissenschaftler und Phantasten in vergangenen Zeiten Weltraumreisen vorstellten. Er beginnt dabei nicht etwa bei Jules Verne, auch wenn der natürlich nicht fehlen darf, sondern bei Plutarch (46–120 n. Chr.) und seinem Buch «De facie in orbe lunae» («Das Mondgesicht»). Ganz nebenbei erfahren wir auf diese Weise, dass dieses Buch den Ursprung von der Geschichte über den Mann im Mond ist.
In einem weiteren Kapitel widmet sich Walter den Weltraummythen. Etwa dem Mythos rund um Astronautenernährung: Essen aus der Tube. «Ich habe auf meiner Shuttle-Mission kein einziges Mal etwas aus einer Tube gegessen», versichert Walter. Der Mythos stamme aus der Mercury- und Gemini-Zeit der 1960er-Jahre. «Damals nahmen US- und sowjetische Astronauten ihr Essen tatsächlich aus Tuben. Der Erste, der diese Erfahrung machte, war John Glenn auf seinem Mercury-Flug im Jahre 1962.» Walter selbst hat meist aus Plastikbeuteln gegessen und zwar gefriergetrocknete und thermostabilisierte Speisen, die zur Haltbarmachung kurzzeitig ultrahocherhitzt wurden. «Gegessen wurde mit Messer und Gabel direkt aus den Beuteln. Sie wurden vorher mit der Schere kreuzweise aufgeschnitten, damit das Essen in der Schwerelosigkeit durch die dabei entstehenden dreieckigen Laschen zurückgehalten wurde.»
Vor allem aber erklärt Ulrich Walter, wie der Weltraumtourismus aussehen wird. Die Hotels werden ziemlich genau dort die Erde umkreisen, wo die zwei heutigen Raumstationen, die ISS und die chinesische RaumstationTiangong, heute schon kreisen, in etwa 400 Kilometern Höhe. «Diese Höhe ist gerade für Touristen ein perfekter Kompromiss zwischen der Erwartung, mit blossem Auge möglichst feine Details auf der Erde erkennen zu können, und andererseits einen möglichst grossen Überblick über die Erde zu haben», schreibt Walter. Da gibt es zum Beispiel das Projekt Axiom. Es sieht vor, ab Ende 2025 die Axiom-Station über zweieinhalb Jahre Modul für Modul an der Vorderseite der ISS aufzubauen. «Nach Fertigstellung, aber auf jeden Fall noch bevor die ISS voraussichtlich im Jahre 2030 ausser Betrieb genommen wird, löst sie sich dann von dieser, um so eine selbstständige kommerzielle Raumstation zu bilden», schreibt Walter. Die Höhe ist perfekt: In 400 Kilometern Höhe umkreist man die Erde ziemlich genau einmal in 90 Minuten.
Aber warum soll man überhaupt in den Weltraum reisen? Genügt Australien nicht? «Wenn man auf der Erde reist, ist es, als würde man als Zootier von einem Tiergehege ins nächste wechseln, um andere Tierwelten zu erleben», schreibt Walter. «Bei einem Weltraumflug wird man hingegen zum Besucher des Zoos, der die Tiere mit Abstand aus einer anderen Perspektive sieht, sie miteinander vergleicht und somit die ganze Fülle der Lebensformen, aber auch ihre Unterschiede auf einmal bestaunt. Die erlebte Welt sind nicht mehr die vielen einzelnen Gehege, sondern der ganze Zoo. Hinter dem Zaun befindet sich nicht die vermeintliche Wildnis, sondern man erkennt, dass man bisher selbst hinter einem Zaun gelebt hat.» Ein spannendes Buch, das nicht nur viel (praktisches) Wissen über den Weltraum vermittelt, sondern uns auch so einiges über den kleinen Planeten Erde erzählt.
Ulrich Walter: Reiseziel Weltraum. Der ultimative Guide zu den Sternen. Polyglott-Verlag, 224 Seiten, 28.90 Franken; ISBN 978-3-8464-0905-3
Erhältlich ist das Buch hier: https://www.biderundtanner.ch/detail/ISBN-9783846409053
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