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Menschenversteher

Publiziert am 9. März 2023 von Matthias Zehnder

In diesem Buch geht es um Maschinen, die Menschen verstehen. Also um Roboter und KI, die unsere Emotionen und Gefühle lesen und deuten können. Das klingt zunächst nach Science-Fiction, nach Filmen, in denen Roboter so menschenähnlich werden, dass sie von uns kaum mehr zu unterscheiden sind. «Aber nur weil sie in Sci-Fi-Filmen auftauchen, heisst das nicht, dass sie völlig unmöglich wären», schreibt Kenza Ait Si Abbou. Trotzdem: Emotionale KI – was soll das sein? Algorithmen mit Launen? «Wenn Maschinen lernen, unsere Emotionen zu lesen und zu verstehen, wenn sie nicht nur unser angeblich so logisches Denken nachvollziehen können, sondern all die verwirrenden Stimmungslagen, das Gefühlige, dann erreichen wir einen Punkt in der Geschichte, an dem wir noch nie zuvor waren», schreibt die KI-Expertin. Das wäre nichts weniger als ein Epochenbruch: Zum ersten Mal wären Maschinen in der Lage, die Komplexität und Widersprüchlichkeit des Menschen zu verstehen. Oder, wie Kenza Ait Si Abbou es beschreibt: «Die Maschinen werden zu Menschenverstehern.»

Es geht in diesem Buch also um Maschinen und um emotionale künstliche Intelligenz. Vor allem aber geht es darum, was diese Technologie mit uns Menschen macht. «Emotionale KI löst viele Emotionen in uns aus», schreibt Kenza Ait Si Abbou. «Sie verändert unseren Umgang mit der Technik und nicht zuletzt miteinander.» Ihre These ist: «Unsere Zukunft mit den Menschenverstehern kann dann funktionieren, wenn wir selbst zu Maschinenverstehern werden.»

Für die KI-Spezialistin sind Emotionen von Menschen mess- und vermessbar. «Es begann damit, dass zunächst die körperlichen Reaktionen auf bestimmte Emotionen festgehalten wurden, also zum Beispiel Herzschlag, Blutdruck, Körpertemperatur.» Aber das waren nur sehr grobe Parameter, die bei verschiedenen Emotionen oft zu ähnlich waren, als dass sich daraus spezifische Zusammenhänge hätten ableiten lassen. Inzwischen ist die Forschung so weit fortgeschritten, dass Maschinen unsere Körper geradezu lesen können. «Wir sind dadurch viel durchschaubarer geworden», schreibt Kenza Ait Si Abbou. Für sie entstehen Emotionen infolge chemischer Prozesse. Diese Prozesse lassen sich messen und daraus lassen sich die entsprechenden Emotionen ableiten. Kenza Ait Si Abbou schreibt deshalb: «Emotionen messen, Empathie nachahmen –, das lernen Maschinen gerade von uns. Und sie sind dabei schon viel weiter, als wir uns das gemeinhin vorstellen.»

Mit einer emotionalen künstlichen Intelligenz ist es möglich, Emotionen zu identifizieren. Dabei geht es um die Decodierung des Gesichtsausdrucks, die Analyse von Sprachmustern, die Erfassung der Augenbewegungen, die Tonanalyse des geschriebenen und gesprochenen Wortes und die Messung der neurologischen Immersion. In ihrem Buch zeigt Kenza Ait Si Abbou detailliert, wie das konkret funktioniert und zu was es führen kann. Das ist ebenso spannend wie beängstigend.

Kenza Ait Si Abbou: Menschenversteher. Wie Emotionale Künstliche Intelligenz unseren Alltag erobert. Droemer/Knaur, 256 Seiten, 28.90 Franken; ISBN 978-3-426-27889-5

Erhältlich ist das Buch hier: https://www.biderundtanner.ch/detail/ISBN-9783426278895

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