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Maß für Maß

Publiziert am 5. Januar 2023 von Matthias Zehnder

Meter, Sekunde, Kilogramm, Kelvin, Ampère, Mol und Candela. Das sind die sieben Masseinheiten, die im Internationalen Einheitensystem festgelegt sind. Es sind die sieben Basiseinheiten, alle anderen Einheiten lassen sich von diesen EInheiten ableiten. Piero Martin erzählt in diesem Buch die Geschichte der sieben Einheiten. Etwa, wie im revolutionären Frankreich das Bedürfnis nach einem einheitlichen Längenmass entstand und so der Meter kreiert wurde. Allen Einheiten ist gemeinsam, dass sie einigermassen hemdsärmlig definiert wurden. Der Meter als Zehnmillionstel der Entfernung zwischen Nordpol und Äquator, die Sekunde als der 86’400. Teil eines Erdentages und 0 Grad Celsius als Schmelzpunkt des Wassers. Recht bald erwiesen sich diese Definitionen aber als zu ungenau. Das Buch schildert deshalb nicht nur die Entstehung der Masseinheiten, sondern auch die Geschichte ihrer Dekonstruktion: der Rückführung der Einheiten auf physikalische Konstanten wie der Lichtgeschwindigkeit oder der Planck-Konstanteund erzählt damit auch ein spannendes Stück Wissenschaftsgeschichte.

In der Sitzung der französischen Nationalversammlung vom 30. März 1791 wurde der Meter definiert als Zehnmillionstel der Entfernung zwischen Nordpol und Äquator. Die Strecke sollte entlang des durch Paris führenden Meridians gemessen werden. Jean-Baptiste Delambre und Pierre Méchain wurden damit beauftragt, eine physikalische Vermessung der Strecke vorzunehmen und den Meter konkret zu definieren. Als die Länge eines Meters berechnet war, wurde der Meter in einen Platin-Iridium-Stab festgegossen. Der Ur-Meter war geboren. Kurz danach revolutionierten neue Entdeckungen die Physik. Der Metallstab, so wertvoll er war, erwies sich als viel zu ungenaue Definition des Meters. Auf der Basis von Einsteins Relativitätstheorie entwickelte sich die Lichtgeschwindigkeit zu unverzichtbaren Konstante. Entsprechend wurde der Meter als eine Distanz definiert, die das Licht in einer bestimmten Zeit durchquert. Allerdings ist diese Zeit sehr kurz: es ist ein Sekundenbruchteil 1:299.792,458. Die Definition des Meters basiert damit auf der Sekunde, die dank der Atomuhren mit viel grösserer Präzision messbar ist, als es der Meter selbst.

Wie dem Meter (m) erging es auch allen anderen sechs Einheiten im SI-System, also der Sekunde (s), Kilogramm (kg), Ampere (A), Kelvin (K), Mol (mol) und Candela (cd). Die ursprünglich in Definitionen erwiesen sich rasch als viel zu ungenau. Im 20. Jahrhundert führten Physiker eine Einheit nach der anderen auf physikalische Konstanten zurück. Piero Martin erzählt in seinem Buch die sieben Geschichten der Einheiten spannend und gut verständlich. Er erklärt dabei nicht nur die sieben Einheiten detailreich, sondern erzählt auch ein wichtiges Stück Wissenschaftsgeschichte. Denn die Einheiten waren immer auch Instrumente, mit deren Hilfe der Mensch die Natur, die Welt und sich selbst besser verstand. Weil die Einheiten heute mit Hilfe von physikalischen Konstanen definiert sind, kann der Mensch hypothetisch sogar von der Erde verschwinden und in ein anderes Sonnensystem auswandern. Das Masssystem liesse sich eins zu eins übernehmen, weil die Lichtgeschwindigkeit oder die Planck-Konstante sich niemals ändern.

Piero Martin: Maß für Maß. Die sieben Einheiten, die unsere Welt erklären. Aufbau Verlag, 228 Seiten, 32.50 Franken; ISBN 978-3-351-03981-3

Erhältlich ist das Buch hier: https://www.biderundtanner.ch/detail/ISBN-9783351039813

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