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In der Schweiz
1878 bis 1879 reiste Mark Twain durch Europa. Er weilt in Heidelberg, Mannheim, am Neckar, in Baden-Baden und im Schwarzwald. Dann bereist er die Schweiz und besucht Luzern, Interlaken, Zermatt und Genf. Schliesslich reist er nach Italien und besucht Mailand, Venedig und Rom. Diese Reise beschreibt er in einem satirischen Reisebericht, der 1880 unter dem Titel «A Tramp Abroad» («Bummel durch Europa») erscheint. Diogenes hat jenen Teil des Berichts, der von der Schweiz handelt, neu übersetzt und ihn unter dem Titel «In der Schweiz» als Taschenbuch herausgegeben, das wie gemacht ist als Lesetipp für die Erst-August-Woche. Mark Twain beschreibt darin Luzern samt Löwendenkmal und Gletschergarten, die Rigi, Interlaken, Kandersteg, den Monte Rosa, Zermatt, das Matterhorn und, nach einem kleinen Abstecher zum Mont Blanc, Genf. Er findet das kleine Land, seine Einwohner und ihre Sitten und Gebräuche äusserst merkwürdig. «Die meisten Leute, Männer und auch Frauen, gehen in Wanderkleidung und tragen Alpenstöcke. Offensichtlich hält man es nicht für sicher, in der Schweiz – selbst in der Stadt – ohne Alpenstock umherzulaufen», schreibt Twain. In der Schweiz werde «ein Mann nach seinem Alpenstock bewertet». Selbst die kleine Wanderung auf die Rigi wird unter der Feder von Twain zum Abenteuer: «Wir stiegen und stiegen; und wir stiegen immer weiter; wir langten auf etwa vierzig Gipfeln an; aber immer lag noch einer direkt vor uns.» Twain reist per Schiff und Eisenbahn, mit der Pferdekutsche und zu Fuss. Verglichen mit heute war so eine Reise durch die Schweiz damals wohl wirklich noch ein Abenteuer. Twain geht aber auch recht freihändig mit Informationen um. Auf der Route von Luzern über den Brünig nach Interlaken sieht der den Pilatus und weiss: «Er heisst so nach Pontius Pilatus, wissen Sie, der Wilhelm Tell den Apfel vom Kopf geschossen hat. Das heisst, im Reisehandbuch steht alles darüber. Ich habe es nicht gelesen – ein Amerikaner hat es mir erzählt.» Bei allen satirischen Übertreibungen beobachtet Mark Twain die Schweizer und ihre seltsame Sprache genau und trifft mit seinem beissenden Spott bis heute ins Schwarze. Kurz: Die Lektüre bereitet auch heute noch grösstes Vergnügen.
Mark Twain: In der Schweiz. Diogenes, 320 Seiten, 16 Franken; ISBN 978-3-257-24500-4
Erhältlich ist das Buch hier: https://www.biderundtanner.ch/detail/ISBN-9783257245004
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Buchtipp zum Wochenkommentar vom 2. August 2019: Meine Erst-August-Rede 2019
Eine Übersicht über sämtliche Buchtipps samt Link auf den zugehörigen Wochenkommentar finden Sie hier: