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Goethe und die Frauen
Im Anhang ihres Buch listet Sophia Mott 25 Frauen auf, die im Leben von Goethe eine wichtige Rolle gespielt haben. Die erste und wichtigste: Cornelia, die jüngere Schwester. Mit ihr entdeckt er die Literatur, das Theaterspielen und, vielleicht, auch ein bisschen das andere Geschlecht. Die letzte: Maria Szymanowska, Pianistin und Komponistin, eine der ersten Musikerinnen, die von ihrem Beruf leben konnten. Goethe hat sich in Marienbad von ihrer Musik überwältigen lassen, und auch ein wenig von ihrer Person. Dazwischen hat Goethe sein Herz unter anderen an Kätchen Schönkopf, Friederike Brion, Charlotte Buff, Lili Schönemann, Charlotte von Stein und Ulrike Levetzow verschenkt – und er hat Christiane Vulpius geheiratet. Aber hat er je wirklich geliebt? Diese Frage versucht Sophia Mott ebenso kenntnisreich wie unterhaltsam zu beantworten.
Der junge Goethe ist umgeben von weiblicher Nachsicht und Aufopferungsbereitschaft – Eigenschaften, die er im Laufe seines Lebens immer wieder bei Frauen suchen wird. Doch mit der Liebe tut er sich schwer. Die Frauen, die er trifft, wollen seinem Idealtypus nicht entsprechen. Er versucht, Abhilfe zu schaffen, mit dem, was er am besten kann – seiner Fähigkeit zu fabulieren: Er dichtet den Frauen an, was sie nicht haben, erfindet Liebesgeschichten, die manchmal keine sind, manchmal keine werden können. Seine Imagination ist stärker als die Realität. Erst mit fast vierzig Jahren verliebt er sich gegen Vernunft und Konvention in die reine Wirklichkeit von Christiane Vulpius. Doch nichts ist von Dauer, auch die Wirklichkeit nicht, und so beginnt er als alter Mann von Neuem mit seinen kleineren und grösseren Inszenierungen der Liebe.
Sicher ist: Goethe hat jede Wallung seines Herzens in Literatur verwandelt, die uns bis heute bewegt. Bei vielen Frauen hat Goethe Nachsicht und Aufopferungsbereitschaft gesucht – und sich dabei nicht um den Schaden gekümmert, den er bei seinen Geliebten angerichtet hat. Doch bei biografischen Bezügen gilt es, Vorsicht walten zu lassen. So manche Liebesgeschichte dürfte stark ausgeschmückt sein. Denn Goethes Wahrheit ist die Dichtung.
Sophia Mott: Goethe und die Frauen. Inszenierungen der Liebe. Ebersbach & Simon, 144 Seiten, 28.90 Franken; ISBN 978-3-86915-296-7
Erhältlich ist das Buch hier: https://www.biderundtanner.ch/detail/ISBN-9783869152967
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