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Erwachsenensprache. Über ihr Verschwinden aus Politik und Kultur.

Publiziert am 6. Februar 2018 von Matthias Zehnder

Je aggressiver die neoliberale Politik und Wirtschaft, desto zartfühlender wird die Sprache der Politik. Das ist, kurz gesagt, die These von Robert Pfaller, Professor für Kulturwissenschaften und Kulturtheorie an der Kunstuniversität Linz. Klagen über Political Correctness hört man meist von Rechts. Pfaller geht es um etwas anderes: Ihm geht es um die Sprache der Mächtigen.

Er sagt, im öffentlichen Diskurs werde heute zu oft auf allerlei Befindlichkeiten Rücksicht genommen: Er kritisiert, dass der Kampf um die korrekte Bezeichnung und die Rücksicht auf Fragen der Identität alle anderen Kämpfe überlagert zu haben scheint. Kurz: Wir werden nicht mehr als Erwachsene angesprochen, sondern von der Politik wie Kinder behandelt, die man schonen muss. Oder wollen die Politiker damit bloss ablenken von den wirklichen Problemen unserer Zeit? Pfaller möchte mit seinem Buch einen Ausweg skizzieren, indem er eine Haltung vorschlägt: Erwachsenheit. Diese Haltung bedeutet, manchen Unannehmlichkeiten oder Übel ebenso als notwendige Begleiterscheinungen des Lebens zu erkennen wie die eigenen Möglichkeiten, sie zu ertragen oder zu überwinden. Pfaller schreibt, dass sich nur auf diesem Weg jene Übel identifizieren lassen, die im sozialen Leben wirklich bewältigt werden müssen und für die die Politik zuständig ist. Ein spannender Denkanstoss – und definitiv in Erwachsenensprache geschrieben.

Robert Pfaller: Erwachsenensprache. Über ihr Verschwinden aus Politik und Kultur. Fischer Taschenbuch, 256 Seiten, 22.50 Franken; ISBN 978-3-596-29877-8

Erhältlich ist das Buch hier: https://www.biderundtanner.ch/detail/ISBN-9783596298778

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Buchtipp zum Wochenkommentar vom 2.2.2018: Nach der Annahme der NoBillag-Initiative. Eine Fiktion.

Eine Übersicht über sämtliche Buchtipps des vergangenen Jahres samt Link auf den zugehörigen Wochenkommentar finden Sie hier:

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