Buchtipp
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Einfach Tanja
Kürzlich habe ich gelesen, Kochen sei Luxus. Das Gegenteil ist wahr. Luxus, das sind Dinge, die nicht unbedingt notwendig sind. Kochen mit frischen Zutaten dagegen ist notwendig für ein gesundes Leben. Wie das auf einfache und genussvolle Art und Weise geht, das zeigt Tanja Grandits in ihren Kochbüchern seit Jahren. Ihre Küche zu verorten, ist nicht einfach. Mich erinnern ihre Rezepte am ehesten an die Küche von Yotam Ottolenghi: Tanja Grandits veredelt die Kochtraditionen, wie wir sie in der Schweiz pflegen, mit den Aromen und Farben des Nahen und Fernen Ostens. In ihrem neusten Buch stellt sie vegetarische Rezepte vor, die für eine grössere Runde gedacht sind. Die Mengen sind immer für sechs Personen berechnet und am besten stellt man das Essen in der Schüssel, der Pfanne oder der Backofenform gleich auf den Tisch. Entsprechend ist das Buch in fünf grosse Kapitel gegliedert: «Aus der Schüssel»: Salate und mariniertes Gemüse. «Aus dem Topf»: Suppen und Löffelgerichte. «Aus der Pfanne»: Gebratenes Gemüse. «Aus dem Ofen»: Gemüse vom Blech sowie salziges und süsses Gebäck. «Aus der Schale»: Fruchtig süsse Desserts zum Löffeln. Dazu gibt es das Bonuskapitel «Aus dem Vorrat»: Darin stellt Tanja Grandits ihre «Zaubermittel» vor, selbstgemachte Öle, Gewürze und andere Zutaten.
Die Kochbücher von Tanja Grandits bilden bei uns zu Hause zusammen mit den Büchern von Yotam Ottolenghi, Matthias Riedl und Nicole Giger das Küchenevangelium. Nach dem Abitur hat Tanja Grandits in Tübingen zwei Semester Chemie studiert. Das merkt man ihr bis heute an. Chemie ist die Wissenschaft der Verwandlung: Einfachere Elemente werden zu einem komplexeren Element kombiniert. Genau das macht Tanja Grandits in ihrer Küche: Niemand anderes versteht es wie sie, verschiedene unterschiedliche Zutaten und Aromen zu einem neuen, komplexeren Element zu verschmelzen. Dabei kommt es natürlich auf die Balance an. Keines der Aromen darf dominieren. Mit etwas Übung geling es mit der Zeit, in der Küche die Zutaten à la Grandits zu einem komplexen Aroma zu verbinden. Das Resultat ist pures Glück: im Teller, im Kopf und im Bauch.
Ein Beispiel für so eine neue Verbindung aus dem neuen Kochbuch ist die Petersiliensuppe mit Zimt und Ziegenkäse. Die Basis der Suppe bilden Petersilienwurzeln (oder Pastinaken), Zwiebeln, Knoblauch und viel Petersilie. Dazu kommen zwei ganz andere Aromen: Zwei Zimtstangen als Gewürz in die Suppe und ein Topping aus Ziegenfrischkäse, grünen Oliven, Zitronensaft, Pfeffer und Pistazien. Gelingt die richtige Balance, wird aus der schnöden Wurzelsuppe ein himmlisches Gericht zum Abheben. Oder die Selleriesuppe mit Roquefort und Haselnüssen. Knollensellerie und mehligkochende Kartoffeln bilden die Basis der Suppe, das Topping mit Blauschimmelkäse, gerösteten Haselnüssen und Krumen von Sauerteigbrot kontrastieren den Selleriegeschmack auf unnachahmliche Art und Weise.
Natürlich bietet das Buch nicht nur Suppen. Spannende Salate lassen einen vergessen, dass man dabei Rohkost zu sich nimmt. Zum Beispiel der Randen-Apfel-Salat mit Quinoa und Meerrettich, ein Sellerie-Linsen-Salat mit Birne und Haselnüssen oder ein Rüebli-Kokos-Salat mit Datteln und Orangenblütenwasser. Gerichte aus dem Ofen bieten reichhaltige Mahlzeiten. Zum Beispiel das Blumenkohl-Cashew-Crumble mit Tofu, honiggebackener Feta mit Fenchel und Zitrone oder der Süsskartoffel-Kokos-Gratin mit Curryblättern. Die Beispiele illustrieren, wie Tanja Grandits mit Aromen und Zutaten spielt und unübliche Kombinationen zu ganz neuen Geschmäckern und Gerichten kombiniert. Spannend ist dabei, dass man das Fleisch nie vermisst: Die Rezepte beschränken sich auf Gemüse, Früchte, Kräuter und Gewürze. Dabei entsteht eine so grosse geschmackliche Vielfalt, dass man gar nicht auf die Idee kommt, nach einem Fleischrezept zu suchen.
Im zweiten Teil des Buches finden sich zudem eine ganze Reihe von interessanten Desserts: zum Beispiel ein Apfel-Ingwer-Kuchen, ein wunderbar grüner Bananen-Cake mit Matcha und Limette, ein Rhabarber-Vanille-Clafoutis oder der Mohn-Earl-Grey-Cake mit Mohn, Mandeln und Earl-Gray-Tee, aber auch Sternanis-Kirschen mit Burrata und Gewürzgranola, Marronimousse mit Hibiskusbirnen oder Sesam-Pannacotta. Mir persönlich ist dieser Teil des Buchs weniger zugänglich, weil ich nicht mehr Süsses esse. Mir reicht schon das Lesen der Rezepte und die Vorstellung der vielfältigen Geschmäcker .
Das ist denn vielleicht auch der einzige Haken im Buch von Tanja Grandits: Sie scheut den Zucker nicht. Das Buch verzichtet zwar auf Fleisch, (zu meinem Leidwesen) aber nicht auf Kohlenhydrate. Die gute Nachricht: die Rezepte lassen sich variieren. Tanja Grandits lädt mit ihren Kreationen und Kombinationen geradezu zum Experimentieren ein. Wer nach ihren Rezepten zu kochen beginnt, dessen Küche verwandelt sich im besten Sinn in ein Labor: eine wundersame Werkstatt des Glücks.
Tanja Grandits: Einfach Tanja. Gemüseküche zum Teilen und Geniessen. AT Verlag, 336 Seiten, 42 Franken; ISBN 978-3-03902-221-2
Erhältlich ist das Buch hier: https://www.biderundtanner.ch/detail/ISBN-9783039022212
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Buchvernissage bei Bider&Tanner
Tanja Grandits stellt ihr neues Kochbuch im Kulturhaus Bider&Tanner persönlich vor.
Datum: 28.11.2023
Zeit: 19.30 Uhr
Ort: Kulturhaus Bider&Tanner, Basel
Eintritt: CHF 15.– (mit b&t-Kundenkarte CHF 10.–)
Platzzahl beschränkt, Informationen und Anmeldung hier