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Eine kurze Geschichte der Digitalisierung

Publiziert am 4. Januar 2019 von Matthias Zehnder

Die Digitalisierung ist in aller Munde – doch was das eigentlich meint, ist den meisten Menschen ein Schloss mit sieben Siegeln, auch wenn sie den ganzen Tag ihr Smartphone streicheln. Was ein Computer ist, wie er sich entwickelt hat und wohin die Reise noch gehen könnte, das ist den wenigsten Menschen bewusst. Mit diesem Buch will Martin Burckhardt das ändern. Ihn treibe der «Versuch, die Geschichte eines welt- und gesellschaftsverändernden kulturellen Wandels zu fassen, der in Begriffslosigkeit, Märchenglauben und Halbwissen zu ersticken droht», schreibt Burckhardt. «Dabei besteht der grösste Irrglaube in der Annahme, man habe es mit einem Werkzeug zu tun, das man, wie einen Hammer, ‘im Griff’ haben könne.» Doch das ist der Computer nicht. Er ist, so Burckhardt, vielmehr «eine gesellschaftsüberwölbende Architektur, eine geistige Kathedrale, die sich über mehrere Jahrhunderte herausgebildet hat.»

Etwas überraschend beginnt Burckhardt seine Geschichte der Digitalisierung nicht mit den ersten Rechenmaschinen, sondern bei der Entdeckung des elektrischen Stroms durch Abbé Nollé, Luigi Galvani und Alessandro Volta. Natürlich erzählt er die Geschichte von Charles Babbage und seiner Rechenmaschine und die der ersten Programmiererin der Geschichte, von Ada Lovelace, der Tochter des legendären Lord Byron. Burckhardt erzählt von Samuel Morse, von George Boole, von Claude Shannon und Konrad Zuse und vermittelt dabei nicht bloss das Wissen um deren Erfindungen und Entdeckungen, sondern garniert die Fakten auch mit Anekdoten. Natürlich spielt Alan Turing und seine Erfindung des ersten, eigentlichen Computers eine grössere Rolle und natürlich erzählt er die Geschichte des Silicon Valley. Er erzählt, wie die ersten «richtigen» Computer entwickelt wurden, wie Douglas Engelbart die Maus erfand und Robert Metcalfe das Ethernet. Zu den jüngeren Helden im Buch gehören Steve Jobs und Elon Musk. Das Buch endet also mit dem Mars – und damit bei einem jener Träume, welche die Digitalisierung erst hervorgebracht haben.

Natürlich ist es nicht möglich, die Geschichte der Digitalisierung zu erzählen, ganz einfach deshalb, weil diese Geschichte noch nicht abgeschlossen ist. Martin Burckhardt schafft es aber, mit seinen Geschichten über die Geschichte des Computers viel vom Wesen dieses unglaublichen Geräts zu vermitteln. Ganz zum Schluss bietet er ein schönes Bild an, das zum Verständnis des Computers beiträgt: Was ist das Wesen eines Computers? fragt er. Ein Hammer ist zum Hämmern da – aber ein Computer? Der lasse sich nicht als Werkzeug begreifen. Die Gedankenverlegenheit lasse sich aber auflösen, wenn man den Computer als Werkstatt begreift. Ein schöner Gedanke – und ein ebenso unterhaltsames wie lehrreiches Buch. Es sei deshalb ans Herz gelegt.

Martin Burckhardt: Eine kurze Geschichte der Digitalisierung. Penguin Verlag, 256 Seiten, 29.90 Franken; ISBN 978-3-328-60001-5

Erhältlich ist das Buch hier: https://www.biderundtanner.ch/detail/ISBN-9783328600015

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Buchtipp zum Wochenkommentar vom 4.1.2019: Grenzenlose Bildung statt Grenzmauern

Eine Übersicht über sämtliche Buchtipps samt Link auf den zugehörigen Wochenkommentar finden Sie hier:

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