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Die granulare Gesellschaft. Auf dem Weg in das Zeitalter der Ungleichheit

Publiziert am 27. Juni 2017 von Matthias Zehnder

Unter Granularität verstehen Computerwissenschaftler das Mass der Auflösung, also die Präzision von Daten: je feinkörniger, desto granularer. Die Digitalisierung führt dazu, dass wir alle Schritt für Schritt in diese hochauflösende Gesellschaft umziehen. Denn in der digitalen Welt werden wir selbst, unser Körper, unsere sozialen Beziehungen, die Natur, unsere Politik, unsere Wirtschaft feinteiliger, höher auflösend, durchdringender erfasst, analysiert und bewertet.

Die Folge: Die Wissenschaft dreht sich nicht mehr um Gruppen, einen Durchschnitt oder generische Typen, sondern um Individuen. Das führt zu einer ganz neuen Form von Wissenschaft – mit drastischen Konsequenzen etwa in der Medizin, aber auch in anderen Disziplinen. Christoph Kucklick spricht in seinem Buch deshalb bewusst von der Neuen Auflösung: Es handelt sich dabei zum einen um die digitale Hochauflösung, zum anderen aber auch um die Auflösung jener Institutionen, die sich in einer grobkörnigen Welt entwickelt haben und die nun nicht mehr mithalten können. Dazu zählt Kucklick das Recht, die Wissenschaft und ihre Methoden, die Geschlechter, die Demokratie, ha sogar Gerechtigkeit und Sozialstaat. Kucklick spricht deshalb von der aufkeimenden, neuen Ungleichheit. Eine spannende These und ein spannendes Buch. Lesen!

Christoph Kucklick: Die granulare Gesellschaft. Auf dem Weg in das Zeitalter der Ungleichheit. Ullstein, 272 Seiten, 24.50 Franken; ISBN 978-3-550-08076-0

Erhältlich ist das Buch hier.

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