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Die Gesellschaft der Singularitäten

Publiziert am 14. November 2017 von Matthias Zehnder

Andreas Reckwitz stellt fest: Wir leben nicht mehr im industriellen, sondern im kulturellen Kapitalismus. Das hat tiefgreifende Folgen auch für die Arbeits- und Berufswelt.

Standen früher eindeutige, formale Qualifikationen und Leistungsanforderungen im Zentrum, so geht es in der neuen Wissens- und Kulturökonomie darum, dass die Arbeitenden aussergewöhnliche «Profile» entwickeln. Belohnt werden nur jene, die Aussergewöhnliches leisten oder zu leisten versprechen. Arbeitnehmer, die Routinearbeiten suchen, haben das Nachsehen. Diese These wird übrigens gestützt von neuen Studien: In Europa und in der Schweiz legen Berufe mit hohem Anforderungsniveau zu, Routinetätigkeiten gehen zurück. Für Reckwitz ist das kein Zufall: Er sieht darin einen Megatrend – weg vom Allgemeinen, hin zum Singulären. Einen Trend, den er in der Kultur, etwa in der Architektur, ebenso beobachtet wie in der Wirtschaft, ja der ganzen Gesellschaft. Dieses Streben nach Einzigartigkeit geht weit über Individualisierung hinaus. Reckwitz nennt es deshalb Singularisierung. Das Subjekt bewegt sich zunehmend auf einem umfassenden sozialen Attraktivitätsmarkt – oder, wie ich es ausdrücken würde: auch im Gesellschaftlichen übernimmt die Aufmerksamkeitsökonomie. Ein spannendes Buch, das einige gegenwärtige Entwicklungen schlüssig erklärt.

Andreas Reckwitz: Die Gesellschaft der Singularitäten. Zum Strukturwandel der Moderne. Suhrkamp Verlag, 480 Seiten, 40.90 Franken; ISBN 978-3-518-58706-5

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