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Die Daten, die ich rief: Wie wir unsere Freiheit an Großkonzerne verkaufen

Publiziert am 29. Mai 2018 von Matthias Zehnder

Deutsche (und Schweizer) schwitzen gerne in einer Sauna. Amerikaner finden es seltsam, dass sich wildfremde Menschen dabei völlig nackt ausziehen und sich in aller Nacktheit gemütlich beim Schwitzen Gesellschaft leisten. Für Deutsche und Schweizer ist das kein Problem, weil die Nacktheit in einem abgeschlossenen Raum stattfindet, in völliger Privatheit. Umso schockierter war Katharina Nocun, als sie feststellte, dass in der Umkleidekabine ihrer Lieblingssauna Videoüberwachungskameras angebracht waren.

Ohne es zu merken, war sie nackt gefilmt worden. Kein Problem, sagte der Saunabetreiber, wenn nichts passiert ist, werden die Aufnahmen nach zwei Stunden gelöscht. Nocun wollte sich nicht damit abfinden lassen. Sie zeigte die Videoüberwachung in der Sauna beim Berliner Datenschutzbeauftragten an. Diese Szene ist der Ausgangspunkt ihres Buches über Privatsphäre und Datenschutz. Die zentrale Frage dabei: Wieviel Datensammeln müssen wir uns gefallen lassen, wieviel Schutz können, ja müssen wir erwarten – und zwar im Internet, wie in der realen Welt? Dabei ist es ein Unterschied, ob es um irgendeine esoterische Website geht, oder um Facebook, Twitter und LinkedIn, die ich zu nutzen heute fast schon gezwungen bin, wenn ich in Beruf und Sozialleben nicht grosse Nachteile in Kauf nehmen will. Nocun nimmt den Leser in diesem Buch mit auf eine Reise durch den Datendschungel. Sie zeigt am eigenen Beispiel, wie Webseiten, Onlinehändler und andere Daten sammeln, uns digital abtasten und datenmässig ausnehmen. Sie erklärt, wie wir aufs «Bezahlen» mit Daten konditioniert werden – und gibt zum Schluss des Buchs ganz konkrete, erste Hilfe für das Aufrechterhalten einer digitalen Privatsphäre. Das Buch kommt zur richtigen Zeit und erklärt anschaulich und lehrreich, warum Daten so wertvoll sind und was wir an unserer eigenen Privatsphäre haben. Unbedingt lesen!

Katharina Nocun: Die Daten, die ich rief. Wie wir unsere Freiheit an Großkonzerne verkaufen. Bastei/Lübbe, 352 Seiten, 26.50 Franken; ISBN 978-3-7857-2620-4

Erhältlich ist das Buch hier: https://www.biderundtanner.ch/detail/ISBN-9783785726204

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Buchtipp zum Wochenkommentar vom 25. Mai 2018: Gegen ein Internet mit Leitplanken und Airbag

Eine Übersicht über sämtliche Buchtipps samt Link auf den zugehörigen Wochenkommentar finden Sie hier:

https://www.matthiaszehnder.ch/buchtipp