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Das neue Lernen heisst Verstehen

Publiziert am 14. April 2020 von Matthias Zehnder

Hierzulande denkt man nicht allzu gut vom Lernen. Das zeigt ein Blick auf die Wörter, die wir für das Lernen verwenden: Wir lernen nicht nur, wir büffeln, wir ochsen, da wird Wissen eingetrichtert und eingebläut, durchgekaut und sogar eingehämmert. Kein Zweifel: Für viele Menschen ist Lernen ein mechanischer Prozess. Die Lernenden werden als Stopfgänse verstanden, die mit dem Stoff abgefüllt werden. Genau diese Form des Lernens ziehen viele junge Menschen immer mehr in Frage: Wozu soll man überhaupt noch lernen, wenn man alles Wissen doch googeln kann?

«Irgendwie ist es paradox: Obwohl es permanent so viel Neues gibt in der Welt, erscheint Lernen noch nie so überflüssig wie heute», schreibt Henning Beck. Er stellt in seinem Buch über das Lernen nicht das Lernen ins Zentrum, sondern das Verstehen. Beck sagt: «Sie können Hunderte Bücher kaufen, in denen erklärt wird, wie man besser lernt – mit dem eigentlichen Verstehen beschäftigt man sich hingegen kaum.» Dabei kommt es genau darauf an: nur wer versteht, kann Dinge verändern, Neues erschaffen oder Bestehendes hinterfragen. In seinem Buch gibt Henning Beck deshalb eine kleine Reise durch die Denk- und Erkenntnisprozesse des Gehirns. Verstehen kann nicht ohne Lernen gelingen (umgekehrt ist das allerdings durchaus der Fall). Beck erklärt deshalb zu Beginn des Buches, welche Techniken das Gehirn anwendet, um neue Informationen zu lernen und abzuspeichern. Er erklärt, wo die Festplatte im Kopf sitzt und welche wichtige Rolle das Vergessen beim Lernen spielt. Denn erfolgreiches Lernen heisst, sich die wichtigen Dinge zu merken – und den Rest als «Datenmüll» zu entsorgen, also zu vergessen.

Doch Lernen allein ist nicht genug. Es geht nicht einfach darum, etwas im Gehirn abzuspeichern, damit man es abrufen kann, wenn man es braucht. Es geht um Verstehen. Zum Beispiel darum, sich rasch Modelle, Hypothesen oder Konstruktionsprinzipien auszudenken. Im Zentrum steht dabei nicht was man verarbeitet, sondern wie das geschieht. Henning Beck unterscheidet drei Schritte des Verstehens: das schnelle Einordnen, das Erkennen von Ursache-Wirkung-Prinzipien und das Entwickeln von Denkschemata. Die Botschaft des Buches lautet deshalb: Lernen ist gut, Verstehen ist besser. Interessant ist dabei, dass das Buch kein rein theoretischer Überflug ist, sondern gespickt ist mit praktischen Beispielen, Tipps, Tricks und Übungen. Man lernt bei der Lektüre also viel – und versteht auch einiges.

Henning Beck: Das neue Lernen heisst Verstehen. Ullstein, 272 Seiten, 29.90 Franken; ISBN 978-3-550-20049-6

Erhältlich ist das Buch hier: https://www.biderundtanner.ch/detail/ISBN-9783550200496

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Buchtipp zum Wochenkommentar vom 20. März 2020: Was will uns dieses Virus sagen?

Eine Übersicht über sämtliche Buchtipps samt Link auf den zugehörigen Wochenkommentar finden Sie hier:

https://www.matthiaszehnder.ch/buchtipp/