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Autokorrektur

Publiziert am 11. Februar 2022 von Matthias Zehnder

«Jede:r sollte das Recht haben, ein Leben ohne eigenes Auto führen zu können.» Dieser Satz steht am Beginn des Buchs über die Mobilität von Katja Diehl – es ist ein Satz, der, nicht nur in Deutschland, erheblichen politischen und gesellschaftlichen Zündstoff birgt. Das Problem dabei ist, schreibt Diehl, dass viele Abhängigkeiten vom Auto nicht erkannt, geschweige denn hinterfragt werden. In ihrem Buch geht sie deshalb dem autozentrierten Verkehrssystem, wie wir es heute haben, auf den Grund und zeigt Alternativen auf. Dabei geht es nicht um E-Autos, Flug-Taxis oder futuristische Züge. Es geht darum, die Rolle der Mobilität in unserer Gesellschaft neu zu denken. Es gehe also darum, schreibt Katja Diehl, die «Lust zu wecken auf die Gestaltung dieses Pfades hin zur kindgerechten Stadt, zum autofreieren, mobilen ländlichen Raum – das ist mein Ansinnen.» 

Katja Diehl sagt es nüchtern so: Das Auto ist eines von vielen Transportmitteln, das, wenn es nicht gemeinschaftlich genutzt, sondern besessen wird, besonders ressourcen-, raum- und klimaintensiv ist. Auch wenn es hart klingt: Das beste Auto ist das, was nicht mehr gebaut werden muss. Doch das ist ja eigentlich nichts neues. Sie sagt deshalb, dass wir «in Sachen Verkehrswende kein Erkenntnis-, sondern ein Umsetzungsproblem» haben. Die grösste Herausforderung liege deshalb nicht in der Technik, die ist mehr oder weniger vorhanden: «Alles, was wir benötigen, liegt wie in einem bunten Kasten voller Bausteine vor uns, wir müssen uns nur die Mühe machen, diese zu sortieren und entsprechend den einzelnen Bedürfnissen neu zusammenzustecken, damit eine Mobilität entsteht, die wahlfrei, barrierefrei, inklusiv und klimaschonend ist.»

In ihrem Buch geht es nicht um diese Technik. Es geht nicht um elektrische Antriebe, neuartige Bahnen oder Flugtaxis. Diese Technologien «werden nicht in der Lage sein, Lösungen zu schaffen, wenn das Verhalten dasselbe bleibt», schreibt Katja Diehl. Das Problem: Niemand lässt das Auto stehen, wenn «Automobilität so privilegiert und durch milliardenschwere Subventionen zu billig bleibt». Es brauche deshalb «positive Irritation durch neue Rahmenbedingungen». Einzelne Produkte müssten als System gedacht, der Stadtraum als Wert geschätzt und der ländliche Raum wieder mobil gemacht werden. Mit ihrem Buch will sie die Lust zu wecken auf die Gestaltung einer kindgerechten Stadt, zum autofreieren, mobilen ländlichen Raum. Es gehe jetzt darum, «gemeinsam eine attraktive, lebenswerte und klimafreundliche Mobilitätszukunft für alle» zu bauen. 

Katja Diehl: Autokorrektur – Mobilität für eine lebenswerte Welt. S. Fischer Verlag, 272 Seiten, 26.90 Franken; ISBN 978-3-10-397142-2

Erhältlich ist das Buch hier: https://www.biderundtanner.ch/detail/ISBN-9783103971422 

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