Generation Chillstand

Publiziert am 11. Februar 2019 von Matthias Zehnder

Seit Jugendliche in ganz Europa zu Tausenden auf die Strasse gehen und für eine Klimapolitik demonstrieren, die diesen Namen verdient, ist dieses Buch eigentlich überholt: Milosz Matuschek fordert darin nämlich, dass sich junge Leute aus ihrer Wohlfühlzone herausbewegen und sich über die Jagd nach Likes und Statussymbolen hinaus um die Welt kümmern, in der sie leben. Genau das macht die klimabewegte Jugend. Die Frage ist, ob sie dranbleiben. Aber von vorne: Milosz Matuschek wirft in diesem Buch den nach 1980 geborenen vor, dass sie sich in ihren sozialen Netzwerken gemütlich einrichten, in der Welt aber kaum etwas zu Stande bringen. Eben: Generation Chillstand. Viele seiner Diagnosen sind schöne und treffende Sätze wie: Die Generationen sind verkumpelt. Doch diese «Freundschaft» beruht auf einem falschen Fundament. Sie ist erkauft. Und sie bringt junge Menschen um ihre Ansprüche. An jeder Ecke lauere eine Aggression in Form einer Hilfestellung. Gegen wen soll die Generation auch aufbegehren? Alle sind gut, klagt Matuschek. Es gibt keinen bösen Staat mehr, keine Bullenschweine, keine NS-Eltern, keine Älteren, die einem sagen, wie vergammelt und verkommen man doch ist. Furchtbar freundliche Welt. In der Tat fragen die klimabewegten Schüler die Schulleitung vor der Demo um Erlaubnis. Wie süss. Doch Matuschek fordert in seinem Buch nicht nur, dass die Jungen aus der Chillecke aufstehen, er zeigt auch, wie sie dahingeraten sind. Daran sind nämlich wir schuld. Wir älteren, die jene digitale Belohnungswelt aufgebaut haben, in der es sich unsere Jungen so bequem einrichten. Es ist das, was mir bei der Lektüre dieses Buches besonders zu denken gegeben hat.

Milosz Matuschek: Generation Chillstand. Aufruf zum Aufbruch in ein selbstbestimmtes Leben. dtv, 256 Seiten, 22.90 Franken; ISBN 978-3-423-26186-9

Erhältlich ist das Buch hier: https://www.biderundtanner.ch/detail/ISBN-9783423261869

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Buchtipp zum Wochenkommentar vom 8. Februar 2019: Die Datenimker

Eine Übersicht über sämtliche Buchtipps samt Link auf den zugehörigen Wochenkommentar finden Sie hier:

https://www.matthiaszehnder.ch/category/buchtipp/

Ein Kommentar zu "Generation Chillstand"

  1. In Greta Thunbergs «Appel an die Welt» steht unter anderem „… und wenn Lösungen in diesem System so schwer zu finden sind, dann müssen wir vielleicht das System ändern.“ Dass sie für ihre Streiks zuerst um die Erlaubnis für eine Absenz fragt und diese nachher in der Schule nachsitzt, ist mir nicht bekannt. Aber ich weiss, dass Menschen oft lieber am Gewohnten leiden als die Chancen von Neuem zu nutzen: Für den Weg aus dem Schlaraffenland braucht es ein gerüttelt Mass an fachlicher und menschlicher Kompetenz und Konsequenz.

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