Zu Gast bei SRF «Kontext» über das Lügen

Publiziert am 27. Januar 2019 von Matthias Zehnder

Die Lüge hat in der Politik eine lange Tradition, nicht erst, seit ein notorischer Lügner im Weissen Haus sitzt – aber: darf in der Politik überhaupt gelogen werden? Und was haben die Medien damit zu tun? Darüber habe ich als Gast in der Radiosendung «Kontext» auf SRF 2 Kultur mit der Philosophin Catherine Newmark und der Historikerin Sylvia Sasse unter der Leitung von Christoph Keller diskutiert.

Meine Thesen:

Der Erfolg hat die Wahrheit als Messgrösse abgelöst. Bill Clinton wurde noch mit einem Impeachement-Verfahren beinahe aus dem Amt gedrängt – und zwar nicht, weil er mit einer Praktikantin sexual intercourse gehabt hatte, sondern weil er darüber gelogen hatte. Donald Trump darf heute lügen, was er will, es droht ihm darob kein Ungemach. In der Marktgesellschaft gelten andere Bezugsgrössen: Was zählt, ist der Erfolg. Die Wahrheit als Bezugsgrösse hat ausgedient.

Schuld daran sind auch die Medien. Auf der Suche nach noch mehr Klicks und Quoten sind sie nicht interessiert an der Faktenbasis, sondern am nächsten Hype, der nächsten Auseinandersetzung, der nächsten Sensation. Sie stecken mit anderen Worten in der Aufmerksamkeitsfalle – und verstärken noch den Effekt, dass Erfolg wichtiger geworden ist als Wahrheit.

Meine Gesprächspartnerinnen waren nicht immer mit mir einig, deshalb: Hören Sie selbst https://www.srf.ch/sendungen/kontext/duerfen-politiker-luegen

Basel, 27. Januar 2019, Matthias Zehnder mz@matthiaszehnder.ch

PS: Nicht vergessen – Wochenkommentar abonnieren. Kostet nichts, bringt jede Woche ein Mail mit dem Hinweis auf den neuen Kommentar und einen Buchtipp. Einfach hier klicken.

Ein Kommentar zu "Zu Gast bei SRF «Kontext» über das Lügen"

  1. Noch im letzten Jahrhundert habe ich erfahren, dass ein Wissenschaftler, der Karriere machen will, nicht offensichtlich lügen, aber auch nicht Wahrheiten sagen sollte, die Mächtigen und/oder denjenigen, die das Geld haben, nicht in den Kram passen. Konkret ging es dabei um die neoliberal fokussierte PISA-Studie, die weltweit manches Bildungsprojekt begründet hat, das mittlerweile wie der gleichnamige Turm schief in der Landschaft steht. – Heute denke ich, dass Lügen zum System der – sowohl von sogenannt Links als auch von sogenannt Rechts – kollektiv unbewusst organisierten Verantwortungs- und Wertelosigkeit gehört. Wo alle tun oder lassen können, was und wie sie es wollen. Hauptsache: Es bringt Profit und/oder macht Spass. Und läuft es schief, kann niemand etwas dafür: Wahrheit wird wichtig, wenn sich daraus Kapital schlagen lässt.

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.