Mein Fragebogen 2016

Publiziert am 23. Dezember 2016 von Matthias Zehnder

Wenn die Welt heute an etwas leidet, dann sind es zu viele Antworten – vor allem zu viele einfache Antworten, die von sich behaupten, immer und überall richtig zu sein. Wichtiger, als Antworten zu geben, scheint es mir, Fragen zu stellen, das Denken in Bewegung zu setzen – also zu denken zu geben. Zum Ausklang des Jahres habe ich deshalb wieder einen Fragebogen mit 25 Fragen zusammengestellt. Sie kreisen um die Themen Geld und Glück. Denken Sie gut…

1.
Was versprechen Sie sich von Weihnachten?

2.
Glauben Sie, dass die Shoppingwut, also die Kommerzialisierung von Weihnachten, eine Folge der Beliebtheit von Weihnachten ist – oder ist es umgekehrt?

3.
Wenn Sie bewaffnete Polizisten am Weihnachtsmarkt sehen – fühlen Sie sich eher sicherer oder empfinden Sie erst recht Angst?

4.
Was empfinden Sie, wenn Sie bewaffnete Polizisten vor einer Kirche sehen? Und was, wenn Sie sie vor einer Synagoge oder einer Moschee sehen? Sind es unterschiedliche Empfindungen? Warum?

5.
Finden Sie es richtig, dass die Juden in der Schweiz den Schutz der Synagogen selber bezahlen müssen?

6.
Zählen Sie sich selbst zur Elite des Landes, der Stadt oder des Dorfes? Warum? Warum nicht?

7.
Fühlen Sie sich für die Schweiz verantwortlich?

8.
Inwiefern fühlen Sie sich für Ihr Glück verantwortlich?

9.
Ist für Sie Glück und Glücklichsein eher Gnade oder Verpflichtung?

10.
Besteht für Sie ein Zusammenhang zwischen Ihrem Glücklichsein und dem Geld, das Sie zur Verfügung haben? Oder anders gesagt: Braucht Ihr Glück ein Mindesteinkommen? Wenn ja – würden Sie dieses Mindesteinkommen auch anderen zuerkennen?

11.
Verdienen Sie mehr oder weniger als der Schweizer Durchschnitt? Und finden Sie, dass das berechtigt ist?

12.
Wie oft hatten Sie schon das Gefühl, das Geld, das Sie verdienen, nicht wert zu sein?

13.
Spenden Sie Geld? Wenn nein – glauben Sie, sich rechtfertigen zu müssen?

14.
Gesetzt den Fall, sie müssten flüchten – wohin würden Sie gehen?

15.
Empfinden Sie gegenüber Flüchtlingen eher Angst oder eher Mitleid? Wenn Sie Angst empfunden: Fürchten Sie sich
a) vor der Flüchtlingsmenge?
b) vor einzelnen Menschen?
c) vor dem, was die Flüchtlinge in der Schweiz möglicherweise ändern?

16.
Leben Sie gern?

17.
Haben Sie sich schon einmal schuldig gefühlt, weil Sie glücklich waren?

18.
Haben Sie sich schon einmal schuldig gefühlt, weil Sie unglücklich waren?

19.
Wer ist aus Ihrer Sicht das Establishment? Gehören Sie dazu? Wenn nein: Wer dann?

20.
Haben Sie sich schon einmal geschämt, Schweizerin oder Schweizer zu sein? Und wenn ja: Waren Sie da in der Schweiz oder im Ausland?

21.
Glauben Sie, es sei Zufall, dass Sie in der Schweiz geboren sind? Wenn ja: Warum sind Sie dann stolz darauf? Wenn nein: Wie, glauben Sie, haben Sie es sich verdient?

22.
Was würden Sie bereuen, nicht getan zu haben, wenn Sie morgen sterben müssten?

23.
Was hält Sie davon ab, das zu tun?

24.
Fühlen Sie sich für das Glück anderer verantwortlich?

25.
Glauben Sie, dass die Welt weiter existiert, wenn Sie sterben? Warum?

Zum Abschied ein paar Fragen

 

5 Kommentare zu "Mein Fragebogen 2016"

  1. „Wenn die Welt heute an etwas leidet, dann sind es zu viele Antworten – vor allem zu viele einfache Antworten(…).“ Soweit die Zehndersche Sicht auf die Welt, seine These. Es klingt ein Hauch bei mir mit, als sei „Einfach“ eher im negativen Bereich anzusiedeln. Doch:
    Einfach ist nicht das neue Zauberwort, es ist die Lösung.
    Der aktuelle Walliser Staatsrat O. Freisinger (Vorsteher Dep. Bildung und Sicherheit) sagte letzthin in der Arena von SRF (im Zusammenhang mit dem komplizierten XXL-EU-Gebilde: „Die Leute sehen sich wieder nach einfachen Gebilden, nach überschaubaren Ländern, nach Nähe und Sicherheit.“ Deshalb, dies nur nebenbei, wird die aufgezwungene, komplizierte und unübersichtliche intellektuelle Fehlkonstruktion namens EU nicht mehr funktionieren…(und nicht wegen den rechtskonservativen Parteien – die, welche in den Medien „Hetzer“ genannt werden, was grundfalsch ist und sich noch rächen wird.)
    EINFACH. Denn dies steckt in jedem Menschen. Ein Beispiel: Auch Sie haben doch lieber einfach und strukturierte Ordnung z.B. bei ihren Bankkonten. Lieber nur 2 Konten anstatt 7, bei denen man keine Übersicht mehr hat. Oder Familienverhältnisse sind ringer + angenehmer abzuwickeln, wenn sie einfach sind.
    Im DLF-Kultur-Radio hörte ich ein hochdekorierte Talkrunde, alles Polit-Professoren und Doktoren verschiedener Universitäten, die sich unsiono einig waren, das die Welt keine einfachen Antworten brauche, das die Politik kompliziert, komplex, diffizil, unübersichtlich, verflochten und sowieso vertrackt sei. Am Schluss durften die Hörer mittalken. Klar meldete sich lange niemand, so eingeschüchtert über die herbeigeredete „hoch-Hochwissenschaft-Politik“ traute sich niemand mehr ans Telefon. Als ein Hörer doch noch anrief und einfache Antworten lieferte, breitete sich Schmunzeln und Abwertung im Studio aus; auf jeden Fall kein Auseinandersetzen und kein Miteinander. Selbstredend wurde der „Troll“ sogleich bald abgeklemmt.
    Klar, dass die Intelektuellen das Einfache fürchten wie der Teufel das Weihwasser. Denn dadurch könnte das komplizierte Konstrukt, dass sie sich selbst aufbauten, zusammenstürzen. Das Konstrukt, das ihnen ihre hochdotierten Arbeitsplätze sichert, das sie abhebt, das Ruhm und Ehre und Rang schenkt. Man denke an die vielen universtitären Disziplinen, welche künstlich mit viel Kompliziertheit aufgebläht wurden. Man denke an die Kunst, die Musik, die Grafik, welche früher von Herzen kam und heute zur komplizierten Materie wurde; die offiziell nur noch ausgeübt werden kann, wenn man eine Matura, eine Fachhochschule oder ein Studium besuchte (früher Musik-Akademie=heute Fachhochschule der Musik, früher Ingenieurschule Muttenz (gab sogar mal eine Tramstation, die so hiess), heute Fachhochschule, früher Grafikerlehre = heute Fachhochsule Bildnerisches Gestalten, Abt. Grafik, Sektion Print-Art. Oder die herzensguten Krankenschwestern, welche ihren Beruf aus Herzblutantrieb l e b t e n; im Gegenzug zu den heutigen Fachhochschul-Fachfrauen Gesundheit/Bfg Berufsfachsule-Gesundheit BL-Absolventen, welche zwar die ganze Wohnung mit Diplomen, Nachholbildungszertifikaten, Modulabschlüssen und Fördersemiaren volltapezieren können, jedoch nicht wissen, wie einer niedergeschmettert-traurige Frau, welche ins Spital eingeliefert wurde, zu helfen ist: Mit Wärme Herz und Liebe auch!
    Die Kompliziertheit in jedem Belang, welche unser westliches Europa wie ein engmaschiges Spinnnetz überzieht, wird uns allen noch zum Verhängnis. Unsere „komplizierte Hochkultur“ wird zerfallen, so wie die Griechische Hochkultur, die Aegyptische Hochkultur oder das Römische Reich zerfiel. Unsere Gesellschaft mit ihre Kopfbetontheit und ihrem Gescheit-Hoch-Lexikon-Wissen, das schlussendlich nichts nützt, wird herunterkommen, verdorben, dekadent, zügellos.
    Aufstreben tun, man sieht es auf unserer Welt, die einfachen Nationen. Polen ist höchst erfolgreich, auch Estland, Littauen… dort gilt Arbeit, Handel, „für sich schauen“, keine offenen Grenzen (nur 17% sind dafür), Einfachkeit, seis im Strassenverkehrsamt oder bei der Steuererklärung, Vorwärtskommen, Familiensinn. Auch im einfachen, aufstrebenden Indien zu beobachten, im ostasiatischen Raum ohnehin, einfach bescheiden, schaffsam, aufstrebend. Die Welt ist eigentlich mehrheitlich einfach, nur wir hier bei uns sind die „Berufsverkomplizierer“. Weil jeder besser sein will als der andere, weil wir uns (Schweiz, Europa) abheben mit unseren „holden Werten“, weil die Deutschen Dichter und Denker sind, bleiben und seien…. (man sieht es ja, wie sie ihr Land im Griff haben… Wie stand in der Zeitung „Die Welt“ vom 05.04.2016: „In Deutschland sollen eine halbe Million Flüchtlinge ohne Registrierung leben … Viele Migranten melden sich nicht bei den Behörden, geben falsche oder gar keine Namen an, kein Geburtsdatum….“. NB: Die Untergetauchten und Abgewiesenen alle noch nicht mitgezählt…. Keine beruhigende Meldung für die einfache Bevölkerung (auch im Bezug, wie aus aktuellem Anlass, auf Terroranschläge).
    Versagen, „nicht im Griff haben“, das kann man hinter Kompliziertheit gut verstecken, Einfachkeit wäre ja aufdeckend und entlarvend.
    Nun, Hoffnung auf Einfachkeit existiert. (Nicht bei uns – nein – da kann weiterhin alles hinterfragt werden, stundenlang sebstdarstellend verhandelt werden, während in Dubai derweil ein halber Wolkenkratzer fertiggestellt wird.) Doch in der grossen Weltpolitik. Unsere zwei Supermächte zelebrieren die neue Einfachkeit. Ein Telefon von Putin zu Trump, eine andermal eines von Trump zu Putin bringt mehr wie die endlosen teuren Diplomatenhandlungen und staatsbelastendes Geschwurbel eines Obamas mit Russland. Wenn die Chemie nicht stimmt, stimmt sie nicht. Soweit – so einfach. Was von unseren Medien verschwiegen wurde: Putin schenkte zur Wahl von Trump ein Pferd der edelsten russischen Rasse. Ein Keghlan Sarylar (goldenes altes Blut). Diese karabaghische Pferderasse ist selten, daher kostbar und soll die gute Zusammenarbeit der zwei Präsidenten einläuten. Trump wiederum schenkte Putin einen Anteil an einem neu erstellten Geschäfts-Tower als Anerkennung und Wertschätzung.
    Eine einfache, simple, banale Handlung welche für uns weitreichendere, positivere Folgen haben kann als manches Juristendokument und alle dipolmatischen Korpse zusammen.
    Doch davon liest man natürlich im komplizierten Europa nichts. Lieber scheltet man weiter auf Trump rum und betitelt und behandelt ihn weiter als Vollidiot: Berliner Zeitung nach Vorstellung des neuen deutschen Bundespräsidenten Steinmeyer: „Guck Trump, so geht Präsident!“ Unglaublich Anmassend und primitiv. Doch keine Zeitung will natürlich bei uns einfach sein; einfach wird medial – aber nur medial(!) – mit dumm gleichgesetzt. Das ist gefährlich falsch. Hillary Clinton schimpfte auf die einfachen Wähler, sie würden dem dummen Trump folgen. Damit betitelte sie diese Mitbürger indirekt als dumm. Dies (und noch manche Ungereimtheit mehr) kostete ihr schliesslich den Sieg. Wer einfach ist, ist nicht zwangsläufig minderbemittelt, einfältig und „von vorgestern“. Wer sich so abschätzig und herablassend über Mitbürger oder Wähler äussert (auch in der Schweiz!), hat in Politik und Gesellschaft EINFACH nichts zu suchen!
    Und jetzt: Unsere Zeit – schade – durch unsere Eliten: Leider keine einfache und frohe Weihnacht.
    Trotzdem Glück, Gesundheit (das wichtigste) und alles Gute – von Herzen; EINFACH so!

    1. Einfach so? In der Schweiz gilt einfach so: Wir gegen die andern! Bei fast allen und fast überall: Beispielsweise bei den römischkatholischen Christen, bei den altkatholischen Christen, bei den reformierten Christen, bei den Juden, bei den Muslimen, bei der Creditsuisse, bei der UBS, bei den Privat- und den Kantonalbanken, bei den Kantonen, bei den Städten, bei den Gemeinden, bei ALDI, beim COOP, bei der MIGROS, bei der CVP, bei der EVP, bei der FDP, bei den Grünen, bei den Grünliberalen, bei den Liberalen, bei der SP, bei der SVP, beim FCB, bei den GC, bei den YB …..einfach so. Meine Vision: Gemeinsam für alle. Das geht nicht einfach so!

  2. Guten Tag Herr Zweidler

    Ihr Text ist angereichert von Vorurteilen und gemachten Meinungen. Ein sogenannt „einfacher“ Mensch kann mindestens so arrogant, eingebildet und selbstbezogen sein und leben wie auch ein sogenannt „Intellektueller“ sehr einfach, bescheiden sein und leben kann.

    Ich wünsche Ihnen noch frohe Weihnachten. Übrigens: Hätte Donald Trump Maria und Joseph als bescheidener oder vielleicht auch demütiger Wirt und Milliardär die Tür geöffnet? Das ist doch eine interessante Frage, die übrigens nicht zwingend mit „Nein“ beantwortet werden muss. Nur würden Maria und Joseph wahrscheinlich nie
    bis zu seiner Tür vorstossen können, sondern schon vorher bei seinen Leibwachen hängenbleiben.

    Herzliche Grüsse

    Der Weihnachtsmann

  3. Laut einer Umfrage sehen in der Schweiz nur 3 Prozent der Bevölkerung mit einem Wohlstandswachstum, das mit immer noch mehr materiellem Wachstum finanziert wird, keine Zukunft. Ich gehöre zu dieser kleinen Minderheit. Oft brauche ich mehr Glück als Verstand, um im meinem Kopf aus der Wohlstandschweiz kein Irrenhaus zu bauen.

  4. Lieber Herr Zweidler
    Warum haben sie eigentlich das dringende Bedürfnis jeden Beitrag Zehnders mit ihren Kommentaren zuzuschütten? Erneut tun sie Zehnder Unrecht, indem sie ihm Aussagen in den Mund legen, die er so nie gesagt hat. Sie beweisen ausserdem mit ihrem Statement einmal mehr, dass ein Kommentar mit zunehmender Länge nicht zwangsläufig erhellender wird. Kurz gesagt, sie langweilen mich unsäglich.

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