Kleine Schweiz – was nun?
Liebe macht blind. Auch Heimatliebe. Und sie macht aus einem Zwerg einen Elefanten. Deshalb röhrt es von rechts, die Schweiz sei auf die Welt nicht angewiesen. Blöd nur, dass Schweizer, die sich in die grosse Welt wagen, unsanft auf dem Boden landen. Diese Woche ist das dem Schweizer Fussballdominator FC Basel passiert: Zu Hause ein Riese, in London ein Zwerg. Was wir daraus lernen können? Dass die Schweiz nur eine Zukunft hat, wenn sie sich mit dieser Welt verbindet. Unser Land hat die Wahl zwischen Zukunft dank radikaler Offenheit – oder Vergangenheit à la Ballenberg. Aber lesen Sie selbst.
«Arsenal zeigt Basel den Meister» titelte 20 Minuten. «Arsenal lässt Basel keine Chance» meinte Telebasel und das Verdikt der NZZ lautete schlicht: «Aufgabe unlösbar». Der FC Basel hatte in London gegen Arsenal gespielt, den Tabellendritten der Premier League, und 2:0 verloren – es hätte aber genauso gut 5:0 heissen können, so überlegen waren die Londoner. Der FCB wurde regelrecht vorgeführt. Das alles wäre nicht weiter bemerkenswert, wenn der FC Basel in der heimischen Liga nicht nach einem Viertel der Meisterschaft mit der maximal möglichen Punktezahl auf Platz eins liegen würde. Er hat alle neun Spiele gewonnen. Der Dominator der Schweizer Topliga hat im Ausland keine Chance. Was sagt das aus über die Schweiz?
Sinnbild für die Schweiz
Als ich diese Frage spontan nach dem Match vertwitterte, erntete ich erstaunlich heftige Reaktionen: «Nichts, absolut nichts!» lautete der Tenor. Ist das wirklich so? Sagt es tatsächlich nichts aus über die Schweiz? Wenn irgendeine Mannschaft angetreten wäre, könnte man vielleicht mit den Schultern zucken. Aber wenn eine Mannschaft so deutlich in die Schranken verwiesen wird, die so unangefochten auf Platz eins in der Schweizer Super League liegt, wird die Niederlage in London zum Bild für die Schweiz: Zu Hause ein Riese, in der Welt ein Zwerg. Das gilt nicht nur für den FCB.
Sondern zum Beispiel auch für Coop und Migros. Beide Detailhändler können in der Schweiz nicht mehr wachsen. Es gibt keine Konkurrenten mehr, die sie übernehmen könnten, auch in die Breite können sie kaum mehr wachsen. In der Schweiz sind Coop und Migros die beiden orangen Riesen. Verglichen mit den Grossen der Branche sind sie vielleicht nicht winzig, aber doch wesentlich kleiner. Carrefour, der grösste Einzelhändler Europas, macht fast 80 Milliarden Euro Umsatz im Jahr, die beiden Aldi in Deutschland etwa 67 Milliarden Euro. Bei Coop sind es im Supermarktgeschäft vergleichsweise bescheidene 10,5 Milliarden Franken oder umgerechnet 9,7 Milliarden Euro. Wenn Coop oder Migros in der Schweiz Rüebli oder Äpfel einkaufen, sind sie die grosse Macht. Wenn sie bei einem internationalen Handelskonzern wie Coca-Cola oder Beiersdorf (Nivea) auf bessere Preise pochen, machen sie das als Kleiner unter Grossen – ganz wie der FCB in London.
So geht es nicht nur Coop und Migros, sondern auch vielen anderen Firmen in der Schweiz. So ging es der Swissair, so geht es den SBB. Der «Blick» und der «Tages-Anzeiger» sind mit je etwas über 150’000 verkauften Exemplaren die mit Abstand grössten Kaufzeitungen der Schweiz – verglichen mit der deutschen «Bild» und ihren 1,846 Millionen täglicher Druckauflage sind es Winzlinge. Die SRG ist in der Schweiz ein Riese – international sind die SRG-Sender Zwerge. Auch ihnen geht es wie dem FCB.
Mauern bauen gegen die Welt
Vielleicht zucken Sie jetzt mit den Schultern und sagen: «Henu? Grösse ist nicht alles – wir sind halt klein aber fein.» Das ist traditionell die Schweizer Antwort. Das Problem ist nur: Sie ist falsch. Zumindest so generell. Nicht nur die Fussballwelt ist globalisiert, auch die Welt der Medien, der Transportunternehmen, die Welt des Handels, der Reiseanbieter und vor allem die Welt der Wissenschaft. Wenn sich ein Land wie die Schweiz mit der eigenen Kleinheit zufriedengeben will, bleibt nur eine Lösung: Mauern bauen gegen die Welt da draussen. Und an genau das denken heute wieder mehr Schweizerinnen und Schweizer: dass es möglich ist, sich um die grosse Welt zu foutieren. Wir haben es ja so schön in der Schweiz, wir sind reich und gesund, was kümmert uns das Ausland.
So hat die Rechte zum Beispiel argumentiert, als es um die Teilnahme der Schweiz an «Horizon 2020» ging, dem EU-Förderprogramm für Forschung und Innovation. Es sei für die Schweiz kein Problem, die Forschung aus dem eigenen Sack zu bezahlen. Man brauche die EU nicht, es sei im Gegenteil umgekehrt, die EU brauche die Schweiz. So schimpfte zum Beispiel Magdalena Martullo-Blocher 2014. Die Realität sieht indes anders aus: Laut neusten Berichten ist die Forschungszusammenarbeit zwischen Schweizer Universitäten und der EU allein durch die Unsicherheit, was mit Horizon 2020 passiert, förmlich eingebrochen: Der Anteil der Schweizer Beteiligungen an Horizon-Projekten und die europäischen Zahlungen an Schweizer Forschungsinstitutionen haben sich seit 2014 halbiert.
Wettbewerb macht gross
Dabei geht es nicht in erster Linie um Geld, sondern um Gedankenaustausch und darum, mit der Aussicht auf die Teilnahmemöglichkeit an europäischen Forschungsprojekten Spitzenforscher in die Schweiz zu holen. Das ist wie beim FC Basel: Die international guten Spieler kommen nicht zum FCB, weil es so toll ist, in der Super League gegen Lugano oder Thun zuspielen, sondern weil sie Aussicht haben, in der Champions League gegen Arsenal oder Paris Saint-Germain aufzulaufen. Die Schweiz für sich genommen ist zu klein, um wirklich guten Fussball zu ermöglichen. An den Universitäten ist es ähnlich: Ohne enge Verzahnung mit dem Ausland und starken Wettbewerb mit den grössten und besten Unis würden die Schweizer Institute in Provinzialität versinken.
Im Fussball wird es der FC Basel künftig immer schwieriger haben, auf internationalem Parkett zu punkten. Vor allem in England sind dank superteurer, globaler Fernsehrechte Milliarden im Spiel. Die Folge sind superhohe Fussballergehälter – und eine ganze Reihe von Teams, die vor internationalen Stars nur so strotzen. Zu Hause ein Riese, in Europa ein Zwerg – das wird auf absehbare Zeit das Schicksal des FCB bleiben. Nun ist Fussball bloss die wichtigste Nebensache der Welt – aber was ist mit unseren Universitäten? Mit unseren Firmen?
Auch da geht die Schere auf. Ein Grund ist die Digitalisierung: Das Internet vernichtet die Geographie. Früher war es möglich, an der Uni Basel oder der Uni Bern still im Kämmerlein zu werkeln. Die Professoren waren lokale Riesen. Heute stehen Informationen über die Forschungscommunity auf der ganzen Welt überall zur Verfügung. Der scheinbare Riese in Basel oder Bern muss sich jederzeit mit den wirklichen Riesen messen. In der Wissenschaft ist Arsenal überall. Ähnlich ist es in der Medienwelt: Ich gebe mich doch mit dem popeligen Auslandsteil meiner Lokalzeitung nicht zufrieden, wenn ich auf Knopfdruck «Spiegel», «Zeit», «New York Times» oder «Washington Post» lesen kann. Die Digitalisierung holt die Welt ins Haus – klein ist nicht mehr fein, sondern nur noch schäbig.
Basel wäre in Deutschland auf Platz 45
Es ist falsch verstandener Patriotismus, wenn wir unser Land überhöhen und glauben, wir hätten die Welt nicht nötig. Bescheidenheit und Pragmatismus sind doch sonst Schweizerische Tugenden – warum nicht, wenn es um unser Land geht? Sehen wir es realistisch: Die Schweiz als Ganzes hat so viele Einwohner wie die Stadt London. Die Stadt Basel, die drittgrösste Stadt der Schweiz, stünde in Deutschland hinter Hamm, Saarbrücken und Mülheim an der Ruhr auf Platz 45, in Frankreich hinter Le Havre und Saint-Étienne auf Platz 15! Basel kann sich, wie die ganze Schweiz, einen Platz in Europa nur sichern, wenn die Stadt offen und möglichst gut vernetzt ist.
Also hören wir Schweizer doch damit auf, uns wie Berggorillas auf die Brust zu trommeln und zu behaupten, dass wir das Ausland, Europa, die Welt nicht brauchen. Die Schweiz hat nur eine Zukunft, wenn sie sich radikal öffnet, sich austauscht mit der Welt – und möglichst viel dieser Welt in die Schweiz holt. Die Alternative dazu wäre eine Schweiz als Ballenberg-Museum.
9 Kommentare zu "Kleine Schweiz – was nun?"
Nicht alles, was hinkt, ist auch ein Vergleich! Die Umsatzrechnung von Coop sieht anders aus, wenn man die Bevölkerungszahlen hinzu nimmt. DE ist ziemlich genau 10x grösser als die CH. Ca. 8 Mio. Schweizbewohner bringen Coop fast 10 Mia. Euro ein, während Aldi in DE (umgerechnet auf die Grösse der CH) auf „lächerliche“ 6.7 Mia. kommt. Carrefour kann man da schon vergessen, und selbst Walmart, der grösste „Konkurrent“ von Coop kommt nur auf wenig mehr, nämlich 12 Mia. (umgerechnet auf CH-Grösse). Ist doch fantastisch, nicht? 😉
Was die internationale Vernetzung von Firmen, Städten, Unis etc. anbelangt, kann die CH noch deutlich zulegen, das ist klar (wobei ich BS da ein recht gutes Zeugnis ausstellen würde; anders ginge das ja auch gar nicht, da ⅔ des Umlands Ausland sind). Andererseits muss man auch gehörig aufpassen, dass einem nicht plötzlich CETA oder TTIP vor die Nase geknallt wird. Denn in solchen Szenarien ist die CH nicht einfach nur winzig, sondern kommt schlicht gar nicht vor. Da fragt sich dann, ob Ballenberg nicht die bessere Variante sei.
Falsch gedacht. Dass der Coop-Umsatz pro Kopf Bevölkerung in der Schweiz riesig ist, die absolute Zahl im internationalen Vergleich aber klein, das ist ja gerade das Problem. Auch der FCB fussballert pro Kopf super – aber das interessiert in London niemanden. Für ein 8-Millionen-Ländchen sind unsere Unis Spitze – aber sie können sich nicht allein genügen. Wie gesagt: Die Schweizer Riesen sind international Zwerge. CETA oder TTIP ist dann wieder das andere Extrem – viel drängender ist die Frage, wie die Schweiz sich in Europa positioniert. Ballenberg mit Mauer drum oder offen und vernetzt?
Der Verglich hinkt weiter, denn der FCB hat sehr wohl schon internationale Spiele gewonnen (Chelsea bspw.), was mir als Nichtfussballinteressierter im übrigen herzlich egal ist.
Und ob die Stadt Basel international auf Platz xy steht, hat auch keine Bedeutung, denn der Koloss der Pharma- und Chemie-Branchen wird weltweit von kaum einer anderen Stadt erreicht oder übertroffen. Deren Bedeutung ist immens, auch im Vergleich zu den meisten wesentlich grösseren Städten weltweit. Oder Genf, ca. gleich gross wie Basel, hat internationale Ausstrahlung wegen der dort angesiedelten internationalen Institutionen. Oder Nestlé oder die beiden Grossbanken: die sind auch nicht gerade unbedeutend. Sind sie deshalb besser als andere, kleinere Banken in anderen Ländern? Bin mir da nicht so sicher… Reicher und mächtiger schon, aber ist das alles, worum es geht?
Waren Sie schon mal in Peking oder São Paulo? Riesige Städte, aber nicht wirklich lebenswertere Orte als Basel oder St. Gallen. Oder Spiez. Es kommt nicht immer auf die Grösse an.
A propos Unis: Die ETH ist meines Wissens international ganz weit oben in ihrem Segment.
Noch ein hinkender Vergleich: Ich bin fast 2 Meter gross, die meisten Asiaten sind klein und auch sonst sind die meisten Menschen kleiner. International bin ich also ein Riese. Habe ich dadurch eine besondere Bedeutung? Glaub nöd.
Dier aktuelle Wochenkommentar regt (mich) zum Denken an. Das ist grundsätzlich gut. Denn der Tenor der dieswöchigen Wochenschrift empfinde ich als: Öffnen, öffnen, öffnen – dann prosperieren das Wissen, die Firmen, die Menschen (nicht alle – oft nur die, welchen gewissen Schichten angehören) und das Wachstum.
Zu fragen bleibt einem dann ungewiss: Ist die Schweiz dann noch die Schweiz mit ihrer Identität und Kultur? Ist Dauerstau zwischen Zürich und Bern das neue Merkmal? Überfüllte Züge, Wanderwege, Freizeiteinrichtungen? Mein Menschenverstand verspürt, nicht alles dem grenzenlosen Wachstum unterzuordnen, wenn ich an die Zukunft denke. Ist es gut, wenn jährlich 80´000 Menschen mehr in die Schweiz übersiedeln wie in all den letzten Jahren? Dieses Jahr rechnet man mit rund 70´000 plus. Wenn das über Jahre immer und immer so weitergeht, mache ich mir schon Sorgen, denn solche starke Dichte allüberall in unserem Land (wenn man die unbewohnbaren Berggebiete abzieht) bringt auch (grössere) Nachteile mit sich (jeder kann selbst denken, welche das sein könnten, denn deren gibt es viele…).
Weiter stelle ich mir Fragen wie: Ist es gut, wenn die Schweiz zum internationalen, schrankenlosen Einheitsbrei wird? Wenn wir gleicher wie gleich werden, überbevölkerter als völler?
Darf man sich solche besorgenden, echte Fragen anhand des herrschenden Mainsteams im hier und jetzt überhaupt noch stellen?
Wird es in z.B. 40 Jahren im nachhinein als Positiv oder Negativ bewertet?
Wer kann dies heut´ wirklich schon so sagen?
Lieber Herr Zweidler, zuerst ein Kompliment, Sie haben es für einmal geschafft, sich etwas kürzer zu fassen. Das macht Lust, auf ihre Gedanken und Fragen einzugehen – man fühlt sich weniger überrollt. Ja, man darf sich solche Fragen stellen, das ist ihr gutes Recht, und das Stellen von Fragen ist auch notwendig. Also versuche ich ihre Fragen zusammen zu fassen. Ist es so, dass das derzeitige Bevölkerungswachstum in der Schweiz nur gewissen Schichten in der Schweiz Sorgen macht? Hat der Dauerstau zwischen zwischen Zürich und Bern etwas mit dem Bevölkerungswachstum zu tun? Was ist, wenn es mit dem Wachstum so weitergeht. Verlieren wir durch die Zuwanderung unsere Identität. Fragen, die man sich durchaus stellen, und über die man durchaus gründlich und kritisch nachdenken darf. Aber hüten wir uns doch vor schnellen Antworten, die uns Populisten auf diese berechtigten Fragen geben. Fragen wir uns lieber auch da: Wird tatsächlich nach einer Lösung des Problems gesucht oder geht es einfach um Problembewirtschaftung für andere Zwecke? Gibt es konstruktive und zielführende Antworten auf diese Fragen. Darüber zu streiten, würde sich lohnen.
Meine Fragen nennen auch Sie „ein Problem“ (drittletzte Zeile).
Alle Parteien nehmen sich der Totalverbetoniesierung unseres Landes nicht an. Sogar die Naturfreunde „die Grünen“ vertreten die Meinung, dass Zuwanderung und Kulturlandverbrauch oder jährlich ca. 40´000 neue Autos auf unseren Strassen nichts miteinander zu tun hat.
Ausser die SVP scheint die Probleme angehen zu wollen. Das sie Problembewirtschaftung treibt, ist eine These welche wahr oder unwahr sein kann.
Über die Fragen der Zuwanderung zu streiten und zu diskutieren, mag ich nicht mehr. Mir reicht eine Wanderung am Sonntag auf der Chrischona um den Dichtestress zu bemerken. Auch eine Fahrt mit der SBB von Basel nach Zürich (via Olten) lässt einem erkennen, dass man nur noch ca. 3 Minuten durch unbebautes Gebiet fährt. Da hat der hinterste und letzte genaue Beobachter der Veränderung Gewissheit, dass dies so ist. Es macht einem schier im Herzen weh. Gerne würde man handeln anstatt weiter palavern (wie im Bundeshaus), weil es höchste Zeit ist.
Lieber Herr Zweidler, ich möchte ihnen ihren Glauben an die SVP nicht nehmen. Aber glauben sie wirklich ernsthaft, die SVP löse Probleme. Wo denn?
Ist es nicht die SVP und die mit ihr verbandelte Auto- und Lastwagenlobby, die lauthals immer mehr Strassen fordert, und die damit genau jenen unverantwortlichen Kulturlandverbrauch fördert, den sie, Herr Zweidler, mit Recht bedauern. Was tut die SVP dagegen, dass immer mehr Autos verkauft werden. Wie kann sie das, wenn einer der grössten Autohändler der Schweiz Kampagnen finanzierendes SVP Mitglied ist. Was tut die SVP für die Förderung des öffentlichen Verkehrs? Nichts.
Sie haben Recht mit der Feststellung, das unser Land immer mehr verbaut wird. Aber, dass dieses Problem allein Folge der Zuwanderung sein soll, können doch selbst sie nicht ernsthaft glauben. Kulturlandverlust hat viele Ursachen. Bevölkerungswachstum und Zuwanderung gehören dazu. Eine weitere Ursache ist der bereits erwähnte Strassenbau. Ein weiterer Grund ist sicher auch, dass immer mehr Leute auf dem Land wohnen wollen oder wohnen müssen, weil in den Städten für Normalverdiener einfach kein günstiger Wohnraum mehr zu haben ist. Was tut die SVP. Sie bietet als Allzwecklösung für alle diese Probleme einzig die MEI an. Warum? Der Grund ist einfach, weil die SVP diese Initiative nicht umsetzen muss, vermutlich gar nicht umsetzen will: Warum hat Herr Maurer, der wackere SVP Bundesrat, das Departement von Frau Sommaruga nicht übernommen? Es wurde ihm angeboten. Weil es eben bequemer und publikumswirksamer ist, wenn andere die Kohlen aus dem Feuer holen.
Wir leben schon in einem Land wo Milch und Honig fliesst. Dafür sollen wir uns nicht voller Stolz auf die Brust trommeln, aber wie wär’s mit einem bisschen Dankbarkeit? Sozialer Friede, ein top Gesundheitssystem, funktionierende Ämter, Korruption eher ein Fremdwort. Das Gute zu bewahren ist nicht nur kleinkariert. Grenzenloser Wachstum und Globalisierung bergen auch Gefahren. Also bleiben wir unserem politischen System gegenüber doch treu. Da braucht es die ganze Parteienvielfalt, die Besonnen wie auch die „Polteri“. Bis jetzt wurden Innen- wie Aussenpolitisch immer wieder gangbare Wege gefunden. Ich glaube weiter an eine Schweiz die sich offen zeigt und für die Zukunft gerüstet ist.
So populär er auch sein mag: Der FCB scheint mir als Aufhänger für ein Plädoyer zur Öffnung der Schweiz wenig geeignet. Fussball, wie er beispielsweise von der UEFA im Rahmen der Campions League vermarktet wird, ist Kapitalismus pur. Sowohl im Grossen als auch im Kleinen. Der kleinen Schweiz fehlt es nicht an einer Orientierung an einem Wettbewerb ohne Rücksicht auf Verluste: Im Gegenteil. Für regionale, internationale und globale Vernetzungen, die umfassend Gewinn bringen, braucht es aber vor allem Neugier sowie kopf-, herz- und handfestes Know-how, wie Integration geht. Und zwar nicht nur für die Integration von andern in eine offene Schweiz, sondern auch für die eigene Integration in die Welt.