Das Tessin ist für die Schweiz offenbar wichtiger als die Frauen
Das Tessin jubelt und die Frauen grämen sich: Mit Ignazio Cassis ist ein Tessiner Mann in den Bundesrat gewählt worden. Nichts gegen Cassis. Er scheint, obwohl kein Linker, ein Netter zu sein. Erstaunlich an dem Vorgang ist, dass der Anspruch des Tessins auf einen Sitz im Bundesrat selbst bei den Welschen unbestritten war – ganz in Gegensatz zum Anspruch der Frauen. Und das sollte zu denken geben.
Ignazio Cassis ist der achte Bundesrat, den das Tessin stellt. Eine kluge Wahl, titelte die NZZ am Donnerstag auf der Titelseite.[1] Die Bundesversammlung habe staatspolitische Verantwortung bewiesen, indem sie den Tessiner Ignazio Cassis in die Landesregierung gewählt habe. Diese Wahl zeige, dass die Mehrheit des Parlaments die Verfassung ernst nimmt. Da steht nämlich, dass die Landesgegenden und Sprachregionen «angemessen» in der Landesregierung vertreten sind. Seit Flavio Cotti vor achtzehn Jahren zurückgetreten war, sass kein Vertreter der italienischsprachigen Schweiz mehr im Bundesrat. Die Zeit sei jetzt reif gewesen, für eine Vertretung dieser überaus geschätzten Minderheit im Bundesrat zu sorgen.
Wir Basler können daraus nur schliessen, dass wir in der Schweiz nicht geschätzt werden, ist der Kanton Basel-Stadt doch seit 1974, also seit 43 Jahren, nicht mehr im Bundesrat vertreten gewesen. Aber um Basel geht es nicht. Auch nicht um Schaffhausen, Nidwalden oder Uri, die noch gar nie im Bundesrat vertreten waren. Es geht auch nicht um eine anders definierte Minderheit. Es geht um die Mehrheit der Schweizer Bevölkerung: die Frauen. Mit Ignazio Cassis stellt das Tessin den achten Bundesrat – das sind mehr Bundesräte, als die Frauen bisher gestellt haben.
Immer weniger Frauen im Ständerat
Zu denken gibt mir dabei vor allem die Art und Weise, wie in der Politik, in den Medien und, ehrlich gesagt, auch in meinem Bekanntenkreis über den Anspruch der Frauen auf eine angemessene Vertretung im Bundesrat hinweggegangen wird. Insgesamt gilt die Frauenfrage vor allem als lästig. Motto: Wenn es Frauen hätte, würde man sie schon wählen, aber es hat eben keine. Die NZZ schreibt im oben zitierten Kommentar lakonisch: Die Parteien sind gehalten, rechtzeitig Frauen aufzubauen. Bloss: Das hiess es schon bei den Nationalratswahlen. Und bei vielen kantonalen Wahlen, etwa bei den Grossratswahlen hier in Basel.
Die Realität sieht düster aus. Der Frauenanteil im Nationalrat beträgt 32.5%, im Ständerat beträgt er 15,2%.[2] Vor allem im Ständerat hat sich der Frauenanteil in den letzten Jahren kontinuierlich verschlechtert: 2004 war noch jeder vierte Ständerat eine Frau, heute ist nur noch jeder sechste Rat eine Rätin. In den kantonalen Parlamenten liegt der Frauenanteil zwischen mageren 14% (Kanton Schwyz) und 37,8% (Basel-Landschaft).[3] Basel-Stadt belegt mit 37% einen Spitzenwert.[4] Im Schnitt beträgt der Frauenanteil in den kantonalen Parlamenten nur gerade 26%. Die Mehrheit der Bevölkerung ist auch in den Kantonen massiv untervertreten.
Frauen haben eine geringere Bedeutung
Die NZZ zuckt dazu bezüglich Bundesratswahl mit den Schultern: Eine ausgewogene Vertretung der Geschlechter ist mehr als wünschenswert, hatte bei dieser Wahl aber gegenüber dem staatspolitischen Aspekt eine geringere Bedeutung. Ausgedeutscht: Das Tessin ist für die Schweiz wichtiger als die Frauen. Wird es sich künftig ändern? Die NZZ macht wenig Hoffnung: Indessen sind auch bei künftigen Bundesratswahlen in erster Linie die Qualitäten der Kandidierenden zu prüfen. Das Geschlecht alleine qualifiziert noch nicht für das Amt. Das Geschlecht nicht, aber die Herkunft. Die Herkunft aus dem Tessin zum Beispiel. Das, mit Verlaub, ist lächerlich. Eine Fahrt von Basel nach Bellinzona dauert heute noch 2 Stunden 43 Minuten – es gibt Länder, da dauert das Pendeln zum Arbeitsplatz so lange. Geschlechterunterschiede lassen sich mit einer Zugfahrt nicht überbrücken.
Nein, die ganzen Diskussionen um die Frauen im Bundesrat (oder genereller um die Frauen in der Politik) sind geprägt von einer muffigen Männeratmosphäre. Es ist offensichtlich, dass Mann die Frauen nur so stark an der Macht beteiligt, wie es sich nicht vermeiden lässt. Das erinnert mich sehr an Zeiten, die ich für längst vergangen hielt. Zum Beispiel an den 13. Juni 1951. Da stand eine Motion von Peter von Roten auf der Traktandenliste des Nationalrats. Der Ehemann der Frauenrechtlerin Iris von Roten («Frauen im Laufgitter») war zwar Abgeordneter der katholisch-konservativen Partei aus dem Wallis, das hinderte ihn aber nicht daran, sich jahrelang für das Frauenstimmrecht einzusetzen.
Alle Schweizer meint (nicht) auch Frauen
Weil in verschiedenen kantonalen Abstimmungen die Schweizer Männer sich bisher geweigert hatten, den Frauen das Stimm- und Wahlrecht zu geben, schlug Peter von Roten dem Rat vor, den Frauen in einem ersten Schritt das Stimmrecht für eidgenössischen Abstimmungen zu verleihen. Damit das Vorhaben nicht vom männlichen Stimmvolk zunichtegemacht werden konnte, griff er zu einem Kniff:[5] Er argumentierte, der damalige Artikel 4 der Bundesverfassung Alle Schweizer sind vor dem Gesetze gleich meine offensichtlich Männer und Frauen. Deshalb müsse das auch für den Artikel 74 der damaligen Bundesverfassung, Stimmberechtigt ist jeder Schweizer, der das 20. Altersjahr zurückgelegt hat, gelten. Schweizer meine also Männer und Frauen, das Stimmrecht sei deshalb unverzüglich auf die Frauen auszudehnen.
Sein Gegenspieler war Bundesrat Eduard von Steiger. Der hielt dagegen, Schweizer meine im Artikel 74 nur Männer, es bedürfe deshalb einer Verfassungsänderung, um das Stimmrecht auf die Frauen auszudehnen. Die Argumentation von Peter von Roten sei lediglich ein Versuch, eine Volksabstimmung zu umgehen und deshalb nicht zulässig.
Beinflussbar und suggestibel
Was viele Männer (ich fürchte: nicht nur damals) wirklich dachten, sprach in der Debatte zu Peter von Rotens Motion am 14. Juni 1953 Eugen Bircher[6] aus, Arzt und Nationalrat der BGB, also der Bauern-, Gewerbe- und Bürgerpartei, der heutigen SVP. Bircher erklärte: Mann und Frau sind für denjenigen, der am Seziertisch gestanden hat, und zwar nicht nur am anatomischen, sondern auch am geistigen Seziertisch, zwei grundverschiedene Typen, zwei Wesen. Die Frau sei dem Kinde näher als dem Mann. Der Mann hat geistig die grössere Aufnahmefähigkeit, die grössere Sensibilität, die Frau jedoch … die grössere Irritabilität.
Frauen seien deshalb leichter beeinflussbar und suggestibel. Bei der Frau stehe das Unbewusste stärker im Vordergrund. Der Mann ist der Verstandesmensch, die Frau der reine Gefühlsmensch. Die Politisierung der Frauen führe deshalb zu Verelendung und zur Korruption in ihrer gottgewiolten Aufgabe der Mutterschaft. Wohlverstanden: Diese Rede wurde 1951 im Schweizerischen Nationalrat gehalten, nicht 1851. Kein Wunder, lehnte der Nationalrat Peter von Rotens Motion mit 114 zu 8 Stimmen ab. Es sollte noch einmal 20 Jahre dauern, bis die Schweiz auf eidgenössischer Ebene das Frauenstimmrecht einführte.
Mehr geduldet als geschätzt
Die Diskussionen rund um den Anspruch der Tessiner und den Nicht-Anspruch der Frauen auf einen Sitz im Bundesrat zeigen: Bis heute sind die Frauen in der Schweizer Politik mehr geduldet als geschätzt. Anders lässt sich ein Kommentar wie der zitierte in der NZZ nicht lesen – anders lässt sich nicht erklären, wie der Frauenanspruch von der Politik mit so wegwerfendem Schulterzucken vom Tisch gewischt wurde.
In Deutschland und Österreich haben die Frauen das Wahlrecht 1918 erhalten. 1920 folgten die USA, 1921 Schweden, 1928 Grossbritannien, 1931 Spanien und 1934 (halten Sie sich fest) die Türkei. Die Schweiz hat diesen Schritt erst 1971 gemacht, Appenzell Innerhoden sogar erst 1990. Frauen haben in der Schweizer Politik offensichtlich noch eine zu kurze Tradition, als dass sie selbstverständlich wären. Ändern lässt sich das nur, indem Frauen aktiv gefördert und gewählt werden. Vergessen Sie nicht: Anders als bei den Tessinern geht es nicht um eine kleine Minderheit – es geht um die Mehrheit der Schweizer Bevölkerung.
Basel, 22. September 2017, Matthias Zehnder mz@matthiaszehnder.ch
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Quellen:
[1] Vgl. https://www.nzz.ch/meinung/eine-kluge-wahl-ld.1317424
[2] Vgl. https://www.parlament.ch/de/über-das-parlament/fakten-und-zahlen/zahlen-ratsmitglieder
[3] Vgl. https://www.bfs.admin.ch/bfs/de/home/statistiken/wirtschaftliche-soziale-situation-bevoelkerung/gleichstellung-frau-mann/regionale-daten.assetdetail.2462347.html
[4] Vgl. http://www.grosserrat.bs.ch/de/mitglieder-gremien/kraefteverhaeltnis/verteilung-geschlecht-und-alter
[5] Vgl. Wilfried Meichtry: Verliebte Feinde. Iris und Peter von Roten. Nagel & Kimche, 647 Seiten, 46.90 Franken; ISBN 978-3-312-00524-6; S. 461ff.
[6] Eugen Bircher war ein führender Arzt und Militär. 1917 – 1934 war er Chefarzt am Kantonsspital Aarau. 1934 – 1942 kommandierte er als Divisionär zuerst die 4., dann die 5. Division der Schweizer Armee. Ab 1942 politisiert er für die BGB im Nationalrat. Das Historische Lexikon bezeichnet ihn als typ. Vertreter eines mit elitären, z.T. sozialdarwinist., antimodernist. und demokratiekrit. Elementen durchsetzten Weltbildes. Vgl. http://www.hls-dhs-dss.ch/textes/d/D5018.php
4 Kommentare zu "Das Tessin ist für die Schweiz offenbar wichtiger als die Frauen"
Des Rätsels Lösung: Eine Tessinerin. Denn Frau ist wichtig, aber Tessin auch. Unserer Südkanton fühlt sich ohne Vertretung (Vertreterin!) in der Regierung ausgeschlossen. Dazu trägt die eigene Sprache, die Grenzregion, die georaphischen Barrieren usw. mitunter bei. Andere Parteien hätten es vielleicht hinbekommen. Die FDP schaffte es nicht. Was ich über die FDP halte, kann im Zusammenhang mit dem Vaterschafts-Kommentar von M. Zehnder hier nachgelesen werden.
http://www.matthiaszehnder.ch/wochenkommentar/ein-guter-vater-sein-dagegen-sehr/#comments
Es muss aber nicht auf „biegen und brechen“ eine Frau oder in unserem Fall eine Baslerin sein, wenn nichts passabels da ist.
In diesem Zusammenhang wird bei uns viel von CVP-BL-NR E. Schneider-Schneiter gesprochen, die von einigen als CVP-BR D. Leuthardt-Nachfolgerin portiert wird. Daran hätte ich gar keine Freude, wie ich letzthin in einem ausdrucksstarken Brief an CVP-Präsi Gerhard Pfister (welcher mir auch höflich darauf antwortete) schrieb. Auszüge davon sollen der geneigten, politisch interessierten Leserschaft (Fakten beachten!) dieses Blogs nicht vorenthalten werden:
(…) Es geht um die Dame Elisabeth Schneider-Schneiter aus meinem Heimatkanton Baselland. Sie wird von einigen Zeitgenossen als „neue Bundesrätin“ gesehen.
Bitte passen Sie auf, diese Frau ist in Ihrem Heimatkanton höchst unbeliebt, was sich bei den letzten Wahlen zeigte. Sie lag hinter einem sehr populären Christoph Buser von der FDP, welcher Gewerbeverbandsleiter von BL ist (er hatte 18169 Stimmen gemacht). Sie lag hinter einem Dominik Straumann von der SVP (er bekam 24082 Stimmen), hinter einem Parick Schafli von der SVP (er erhielt 22643 Stimmen), hinter einer Jaqueline Wunderer von der SVP (auf sie fielen 22436 Stimmen), aber auch hinter einer volksnahen Kathrin Schweizer von der SP (sie durfte 15895 Stimmen zählen), hinter einer Caroline Mall von der SVP (sie erhielt 21607 Stimmen) oder einem Hanspeter Weibel von der SVP (auf welchen 21586 Stimmen zutrafen).
E. Schneider-Schneiter war bis zuletzt wankelnd (bei der Wahlsendung auf Telebasel, wo sie sich selbstverständlich nicht zeigte, musste man warten, bis die letzten zwei Gemeinden ausgezählt waren, um zu wissen, ob sie überhaupt reinkam) und übertrumpfte dann in den letzten Minuten mit ihren wenigen 15631 Stimmen die anderen Kandidaten. Es gelang ihr nur mit einer Listenverbindung (ich nenne dies „Buebetrickli“, aber dies ist meine persönliche Meinung), mit so wenig Stimmen wieder nach Bern reisen zu dürfen.
Was sind die Gründe für ihre Unpopularität, die selbst in der eigenen Wohngemeinde, wo sie sich selten zeigt, da sie stets und immer mit dem Auto unterwegs ist und keinen Meter mit dem ÖV vor ihrer Türe zurücklegt, zum Ausdruck kommt?
Zuerst zu den „harten“ Fakten. Da sind die vielen Widersprüche, welche diese Dame in sich trägt. Sie lobt sich stets, von einem bäuerlichen Umfeld zu kommen und die Bauern zu lieben. Trotzdem stimmte sie bei der Cassis-de-Dijon Abstimmung mit Ja, obwohl die Mehrheit ihrer Freunde – die Bauern – eher für ein Nein waren…. Oder Sie gibt sich als Familiennah. Die zu unrecht eingezogene Billag-MWST, welche eigentlich den Einzahlern, also uns, gehört, will sie nicht zurückerstatten. Sie sei gegen jegliche Art von Rückzahlen (Quelle Presse-TV)…. Im Leimental, wo Sie wohnt, war sie jahrelang gegen eine Umfahrungsstrasse, welche Gemeinden wie Binningen, Allschwil oder Aesch usw. vom Verkehr entlasten würde. Grund: Diese Strasse hätte ihr Naherholungsgebiet durschnitten. Sie war oder ist sogar im Vorstand dieses Nein-Komitees. Als aber letzthin abgestimmt wurde und die bürgerlichen Parteien für diese Strasse standen, wurde es ruhig um sie. Sehr ruhig. Einfach nichts sagen dazu und solange auf Tauchstation gehen, bis die Abstimmung rum war…. Die Liste liesse sich noch lange erweitern. Ein wesentliches „hartes Faktum“ ist und bleibt aber die BS/BL-Fusionsinitative. Sie kämpfte an vorderster Front für die Fusion von BS und BL im „Ein Basel“-Komitee. Es wurde vorausgesagt, dass die Oberbaselbieter Gemeinden eher gegen eine Fusion sind (weil sie halt die Ewiggestrigen wären, die Rückständigen, die nicht offenen Oberbaselbieter Landeier wären) und die grossen Gemeinden im unteren Kantonsteil, welche eng mit der Stadt verbunden sind und weltoffen wären, Ja sagen würden. Der Gewinn schien sicher. Das passt zu ihr. Alles vereinen, gross denken, ein Regierungsrat soll den Oberbaselbieter Schafbauern und den Kleinbasler-Multikulti-Bewohner abdecken, obwohl die beiden in zwei Welten leben…. Sie ist ja auch für möglichst viel Offenheit der Schweiz, alles soll rein und rausgehen, Menschen, Waren, Kultur, immer mehr, die EU lockt…. Doch sieht sie nicht, dass z.B. in ihrer unmittelbaren Nachbarschaft, dem Elsass, dem Sundgau an allen Ortsschildern schwarze Schleifen angemacht sind, weil die Elsässer Elsässer bleiben wollen und nicht vereint werden wollen mit anderen Departementen und sich in der EU höchst unwohl fühlen. Überall heisst es „Alcace libre“ und es wehen in vielen Vorgärten die Weiss-Roten-Elsass-Flaggen mit dem Storch drauf. Doch das bemerkt sie nicht. Verblendet huldigt sie Strassburg und Brüssel, weil da für Sie (nicht für das einfache Volk) viele Annehmlichkeiten locken.
Doch zurück zur Fusions-Initative, welche in BL so bewegte wie damals die EWR-Abstimmung. Es kam bekanntlich Anders heraus. Keine einzige Gemeinde stimmte Ja zur Fusion. Nicht mal die supersozialen wie die Gemeinde Arlesheim, die jährlich 1000de von Franken freiwillig an das Stadttheater schickt, deren Bewohner supersozial Grün denken, aber die höchste Hubraumstärke ihrer Fahrzeuge im Kanton aufweisen (BMW und Mercedes lassen grüssen), die Gemeinde, in der vordergründig alle supersozial auf Fleisch verzichten und lieber vegetarisch essen, welche aber die noch grösste Privatmetzgerei des Kantons beheimatet, die alle supersozial mit Asylanten sind, aber vor 5 Jahren ein Durchgangszentrum auf ihrem Gemeindebann (sogar bloss im Industriegebiet, nicht in den Luxusquartieren) ablehnten und gegen Geld die zugewiesenen Dorfasylanten im Nachbardorf Reinach auslagern – sogar dieses supersoziale und global-denkende Luxusnest stimmte Nein (=Steuererhöungsangst, das eigene Portemonnaie ist immer im Hosensack, also am nächsten)…..
Nebst der Niederlage kam im Kanton besonders Negativ an, dass sich „unsere“ Vertreterin am Abstimmungssonntag nicht wie es sich gehört im Kantonshauptort Liestal im Regierungsgebäude befand, wo Ja und Nein Lager einander die Hand schüttelten, sondern dass sie im Baselstädtischen Rathaus mit dem damaligen Regierungspräsident von BS (vgl. „Stapi“), dem Grünen Guy Morin am Champagnerglas nippte und dort die Abstimmungsauswertung verfolgte.
Als das Nein feststand und Sie und der Superfusionsturbo-EU-Turbo-Guy Morin (Grüne/BastA) verloren, gab sie flugs dem Ja-Lager die Schuld, sie hätten Angst geschürt, sie hätten „Gehetzt“ und das Übliche…. Verlieren ist das eine, schlecht verlieren das andere.
Und dann, kaum ein Jahr später, besitzt die Dame die Dreistigkeit, wieder den Kanton vertreten zu wollen, den sie – ja man kann sagen, und so kam es auch im Volk an – abschaffen wollte.
Soweit die harten Fakten, die ich Ihnen zu bedenken geben wollte.
Jetzt zu den weichen Fakten. Ich will nicht dreckeln oder Wäsche waschen, aber die weichen Fakten runden eben auch ein Bild ab, das ein Mensch ausstrahlt.
Ich empfinde bei ihr immer ein anbiedern an die Macht. Man sieht sie bei den Fotos meist in der Nähe der Bundesrätin Leuthard (zufällig ihre „beste Freudin“)und jetzt neu in der Nähe von Ihnen, seit bekannt wurde, dass Sie, Herr Pfister, der neue Parteipräsi werden. Solche Menschen kenne ich. In der Schule meiner Tochter gab es eine „vollschlanke“, kleinwüchsige Lehrerin. Die Schuleltern unserer Klasse beachteten sie nicht. Als bekannt wurde, dass sie unsere Schüler unterrichtete, huldigten die selben Eltern die selbe Lehrerin plötzlich. Widerlich war dieses Geschleime und Gesülze. Ich sehe da Parallellen zu Schneider-Schneiter. Es wird angebiedert an die Mächtigen, an die Starken. Mir schlezte Schneider auf der Dorfpost lezthin die Türe vor der Nase zu (hielt sie nicht auf für den Nächsten). Ich bin überzeugt, wären Sie auf die Post gegangen, hätte sie Ihnen den roten Teppich ausgelegt.
Früher auf Facebook (das sie mir kurzerhand sperrte, weil ich damals kritische Kommentare zur Fusionsinitative äusserte, nicht primitiv, sondern höflich und sachlich so wie hier – darin bemerkt man ihre negative Einstellung zur Meinungsvielfalt) sah man vorallem Bilder von Ihr selbst. Welch Narzissmus. Sie vor dem Bundeshaus. Auf der Bundeshausterrasse. Auf der Treppe. Sie in der Sonne, sie im Wind, sie die Bundeshauskuppel erklimmend…. Themen waren Nebensache. Hauptsache war des Fotografen Bilder, der Sie modelhaft in Szene zu setzen versuchte.
Und dann noch ihre persönliche Situation, welche vielen Wählenden völlig fremd ist. Sie ist ja eine „Vollzeitparlamentarierin“, da sie noch Hausfrau und Mutter von zwei Tweens ist, wie sie selbst sagte. Dagegen ist ja nichts einzuwenden, ich finde, auch Hausfrau ist ein ehrenwerter Beruf. Doch leider weiss die Region via Tele Basel und der Sendung „Kochen im Schloss“ (ein Prominenter plaudert/talkt über sich, während er ein Essen kocht, das ganze kam abwechselnd aus der Küche des Restaurants Schloss Binningen oder aus der Küche des Restaurants Schloss Bottmingen), in der Ihr ein Lapsus passierte, wie es wirklich um Ihr „Hausfrauen-Muttersein“ steht. Auf die bohrenden Fragen der Gastgeberin Tamara Wernli (Moderation, selbst Single und kinderlos) rutschte Ihr raus, dass Sie für die Kinder eine wunderbare Kinderfrau habe, die Ihr die Arbeit abnehme. Für ihr EFH habe sie eine wunderbare Putzperle, die Ihr die Arbeit abnehme. Und für den Garten habe sie einen wunderbaren Gärtner mit zwei Grünen Daumen, der ihre Blumenpracht (am liebsten weiss, die sehe sie auch nachts noch, wenn sie vom vielen Arbeiten heimkäme) pflegt….
Darin erkennt sich ja jeder Wählende in der C-Volks-Partei…. Die Frau weiss, wo dem Stimmenden der Schuh drückt. Sie weiss, wie schwierig es ist, alles unter einen Hut zu bringen und wöchentlich zur Kosmetik und zum Coiffeur (färben) gehen ist….
Zudem, und das meine ich nicht abwertend, wirkt sie auf eine grosse Mehrheit der Zuschauer- und Zuhörerschaft oft in Politsendungen abweisend, arrogant und überheblich, was in den lokalen Leserbriefspalten in den lokalen Zeitungen (nein- nicht nur in der bösen BaZ, welche „blochergesteuert“ ist, was natürlich hinten und vorne nicht stimmt; auch in der Basellandschaftlichen Zeitung, der Nordwestschweizer Zeitung, der Basler Tageswoche usw.) zum Ausdruck kommt.
Ob all den obgenannten Gründen, den Harten und den weichen Fakten, die halt schlussendlich ein Gesamtbild eines Menschen abgeben, empfehle ich E. Schneider-Schneiter nicht zu einem höheren CVP-Amt. Es würde der anständigen, einfachen und aufrichtigen CVP, deren Wähler auch so einzuordnen sind, schaden. Bodenständig, einfach, nicht hinterfuchsig – das macht die CVP auch für mich wählbar. Doch mit dieser Dame würden sich somit nicht nur Basellandweit, sondern in Zukunft auch Schweizweit viele Wähler von der CVP abwenden, was um diese ansonsten kernigen und disskusionsfreudigen, soliden und währschaften Menschen, die mehrheitlich hinter der CVP stehen, schade wäre.
Ganz zum Schluss noch dies: Im der Dorf-Zytig ihres Heimatdorfes durfte sie regelmässig den „Bericht von der Session“ schreiben. Doch sie berichtete nicht neutral von der Session, sondern urteilte ab, was gut und was schlecht zu sein war. Das ärgerte viele Leute im Dorf. Seit einiger Zeit darf sie nun nicht mehr den „Bericht zur Session“ schreiben. Denn die Dorf-Zytig will ja neutral bleiben. Schade drumm, aber auch daran sieht man, wie aufgebläht ihr Ego ist und was somit Sie (und ihr Ego) alles im Zunichtemachen imstande ist. Darum: Attention CVP, auch wenn Sie jetzt wie im letzten Tagesschau-Einspieler mit Ihnen, Herr Pfister, ganz nah und intensiv wird in der letzten Reihe an der Holzwand im Nationalratssaal, nicht blenden lassen, nicht einlullen lassen von ihrer Aufdringlichkeit, dahinter steckt nur ihr eigenes Machtkalkül und ihre Aufstiegsbesesseneheit…
Ihr politisches Amt ist auf Sand gebaut mit den paar wenigen Stimmen – sie bauen ja auch kein Haus auf Sand – und ein allfälliger Bundesrat ohne Rückhalt kann kein erfolgreicher Bundesrat für die Partei sein, diesen Rat getraue ich Ihnen als einfacher Wähler mitzugeben, der die ganze Sache seit einiger Zeit sehr sachlich, intensiv, mit Adleraugen und sehr realistisch verfolgt.
Denn ich werde bei Schalmeiengesang, bei Lobhudeln, bei Anbiedern, bei Anbeten jeglicher Art für den eigenen Profit oder die eigene Karriere, fürs Image, für das eigene Sein, hellhörig.
Ich danke Ihnen, Herr G. Pfister, dass Sie meine Zeilen lasen, die Ihnen sicherlich einige Zeit ihrer kostbaren Arbeits- und Lebenszeit stahlen, aber mich dünkt, es war vielleicht wichtig, dass Sie sich nicht von dem ganzen Getue und Blenden dieser Person umgarnen lassen. Sie haben so viele gute Menschen in dieser Partei, auch diese Walliserin, die in der Arena so gut und authentisch spricht – echte, urige Charaktere halt, welche Glaubwürdig sind, die sich unters Volk mischen und nicht nur aufs Image schauen. Wo komme ich ans Fernseh, wie stehe ich richtig, dass die Fotolinsen mich erwischen, wo ist eine mächtige Person, an die ich mich hängen kann, wo gibt es etwas Wohltätiges, das ich (vornedurch) unterstützen kann (WBZ-Reinach BL, Wohn- und Bürozentrum für Behinderte Reinach – am Jubeltag dabei und dann das ganze Jahr an (Arbeits-)Anlässen nicht mehr gesichtet usw usw….)
Herr Pfister, viele Grüsse von einem (wankelmütigen) CVP-Wähler, der Sie und ihre Arbeit sehr schätzt und auch ihre politische Richtung….. Sie sind auf dem richtigen Pfad. Sie brauchen echte Mitläuferinnen, die Ihnen Brot und Schoggi auf ihrem Politmasch reichen, Wasser zum Trinken spenden und ihnen nicht huldigend und schalmeiensingend hintennachhöseln, solange Sie auf der Erfolgsstrasse sind, und wenn der Schatten kommt, sie unverzüglich verlassen und sich dem nächsten Platz an der Sonne zuwenden… (…).
Zum dieswöchigen Wochenkommentar von M. Zehnder sei abschliessend sei gesagt, wir brauchen einen charakterstarken, aufopfernden, barmherzigen, edelmütigen, gemeinnützigen, grossherzigen, hingebenden, idealistischen, karitativen, sozialen, unegoistischen, wohltätigen, führungsstarken uns weitsichtigen Bundesrat.
Ich glaube, der/die muss erst noch g e b a c k e n werden.
Hier ein kultureller Hinweis, passend zum Wochenkommentar – manchmal fügen sich die Dinge erstaunlich gut zueinander: am Sonntag, 5.11. und am Freitag, 10.11. findet die Uraufführung des Singspiel-Monologs für eine singende Flötistin und einen Pianisten „Die sieben Bundesrätinnen“ statt. Text Alberigo Tuccillo, Musik David Wohnlich. Flöte und Gesang: Franziska Badertscher, Klavier: Eduardo Vallejo.
Näheres unter http://www.franziskabadertscher.ch.
Viel Spass wünscht
Waldtraut Mehrhof
In einem hat Herr Zweidler für einmal Recht. Das Tessin hätte eine durchaus valiable Kandidatin zur Verfügung gehabt. Laura Sadis, die seit 30 Jahren Erfahrung in der Politik hat und bestens geeignet gewesen wäre. Fulvio Pelli hat dies vereitelt, in dem er einer Einerkandidatur mehr Chancen gab, dass das Tessin zum Zuge kommt. Darauf hat sie ihre Kandidatur zurückgezogen. Schade, so wurde vereitelt, dass eine Frau Bundesrätin hätte werden können. Herr Cassis ist sicher eine gute Wahl, ich bin aber sehr enttäuscht, dass wieder die Frauen übergangen wurden. Gäbe es mehr Solidarität unter den Rätinnen, wäre das Problem gelöst. Aber eben, was die Partei vorgibt, ist leider wichtiger und verpflichtender. Wir oft wurde den Frauen übel mitgespielt. Mit Elisabeth Kopp hat es angefangen, es folgten Lilian Uchtenhagen, Christiane Brunner, Eveline Widmer Schlumpf, die Appenzellerin, deren Name mir jetzt nicht einfällt, die aber auf ihr Amt verzichten musste.
Der Kommentar in der NZZ ist wahrlich skandalös.
Den Kommentar von Herrn Zweidler habe ich dann nicht weiter gelesen. Sein Geschwafel, das nichts mit dem Thema zu tun hat, geht mir zu sehr auf den Keks.
Für mich gibt es nicht einfach entweder Frauen oder Männer. Sowohl Frauen selber als auch Männer selber können sehr unterscheidlich sein. So wie viele Männer nicht nach Macht streben, wollen das auch viele Frauen nicht tun. Vielleicht sind es bei den Frauen noch mehr als bei den Männern? Übrigens: Eine Sprache kann beHERRscht werden. Wenn ich Sprache beFRAUsche, werde ich oft nicht gut verstanden.